Die israelische Tageszeitung "Haaretz" berichtet, die Täter kämen aus israelischen Siedlungen und Siedlervorposten unweit der palästinensischen Städte Nablus, Ramallah und im Süden von Hebron. "Die Aktivisten stützen ihre Aktionen auf Ideen des extremistischen Rabbiners Yizhak Ginzburg", schreibt "Haaretz".
Justizministerin Zipi Livni treibt derzeit eine Gesetzreform voran, um extremistische Gruppierungen, die hinter den Übergriffen vermutet werden, als Terrororganisation einstufen zu können. Am Mittwoch hatten die Kirchen in Jerusalem von den israelischen Behörden verlangt, entschiedener gegen die Täter vorzugehen.
Hintergrund sind am Wochenbeginn entdeckte Hass-Graffiti. Auf die Mauern des katholischen Zentrums Notre Dame am Rande der Jerusalemer Altstadt waren in hebräischer Schrift und einem Davidstern versehene Parolen wie "Tod den Arabern und Christen und jenen, die Israel hassen" geschmiert worden, wie das Lateinische Patriarchat mitteilte.
Der Sekretär der katholischen Bischofskonferenz im Heiligen Land, Pietro Felet, äußerte die Vermutung, dass es sich bei der Wahl des Jerusalemer Notre-Dame-Zentrums nicht um einen Zufall handele. Die Anlage ist Sitz des Lateinischen Patriarchats. Auch der Umstand, dass die Tat genau zwei Wochen vor dem Papst-Besuch erfolgte, lasse einen gezielten Übergriff vermuten.
"Der Vandalismus und besonders die anti-christlichen Todesdrohungen vergangene Woche in Galiläa lösten große Emotionen und Solidarität aus", heißt es in der Mitteilung des Patriarchats. Der katholische Weihbischof Giancinto-Boulos Marcuzzo kritisierte, dass es auf israelischer Seite "weder eine Geste der Solidarität noch eine Verurteilung" gegeben habe. "Wir fühlen uns weder sicher noch beschützt." Ende April war zudem im Patriarchalvikariat in Nazareth ein Drohbrief eingegangen, der alle Christen unter Androhung von Gewalt zum Verlassen des Landes bis zum 5. Mai aufrief.
Tausende Polizisten zum Schutz des Papstes
Am 27. April waren mehrere Vandalismus-Akte und die Entweihung christlicher Orte in Galiläa registriert worden. Betroffen war unter anderem der von Benediktinern geleitete Wallfahrtsort Tabgha unweit des Sees Genezareth.
Auch israelische Sicherheitsbehörden warnen vor Anschlägen rechtsgerichteter Extremisten auf Christen während des Papstbesuchs. Der israelische Inlandsgeheimdienst Schin Bet und die israelische Polizei befürchten, die rechten Gruppen könnten die erhöhte Medienaufmerksamkeit in diesen Tagen nutzen und Anschläge auf Christen oder christliche Stätten in Israel verüben, wie israelische Medien am Donnerstag berichteten. Polizeikräfte wurden demnach angewiesen, ihren Schutz während des Besuchs besonders auf die christliche Bevölkerung und ihre Einrichtungen zu konzentrieren.
Verstärkt werden soll der Schutz rund um die heiligen Stätten. In Jerusalem und im Umkreis sollten Tausende Polizisten eingesetzt werden, sagte Polizeisprecher Micky Rosenfeld am Donnerstag. In Israel ist es in den vergangenen Jahren wiederholt zu Angriffen auf christliche und muslimische Stätten sowie auf arabisches Eigentum gekommen.