Kirchen kritisieren die neuen Ladenöffnungszeiten in NRW

Nur der Sonntag bleibt heilig

Geschäfte in Nordrhein-Westfalen sollen künftig von montags bis samstags rund um die Uhr öffnen dürfen. Das beschloss die Landesregierung am Dienstag in Düsseldorf. Einzig der Sonntag soll von der Freigabe der Ladenschlusszeiten ausgenommen bleiben. Die evangelischen Kirchen in NRW haben die geplante Freigabe der Ladenschlusszeiten mit Zurückhaltung aufgenommen.

 (DR)

Geschäfte in Nordrhein-Westfalen sollen künftig von montags bis samstags rund um die Uhr öffnen dürfen. Das beschloss die Landesregierung am Dienstag in Düsseldorf. Einzig der Sonntag soll von der Freigabe der Ladenschlusszeiten ausgenommen bleiben. Die evangelischen Kirchen in NRW haben die geplante Freigabe der Ladenschlusszeiten mit Zurückhaltung aufgenommen. Was sagt die Katholische Kirche? Hören Sie im domradio-Interview Weihbischof Franz Grave.

Kirchen befürchten Gefährung kleinerer Geschäfte
Es sei gut, dass die Landesregierung am besonderen Schutz der Sonn- und Feiertage festhalte, erklärten rheinische, westfälische und lippische Kirche am Mittwoch. Die Vertreter der Kirchen in NRW äußerten zugleich Befürchtungen, dass längere Ladenöffnungen Familienbetriebe und kleinere Geschäfte gefährdeten.

"Unwohl fühle ich mich allerdings damit, dass nun ungehemmtes Kaufen mit dem Begriff der Freiheit verbunden wird", sagte der rheinische Präses Schneider. Die ungezügelte Freigabe könne zu einer weiteren Konzentration führen, "bei der am Ende kleine und mittlere Geschäfte nicht mehr bestehen können», warnte "Schneider, der an der Spitze der zweitgrößten evangelischen Landeskirche in Deutschland steht.

Nutznießer sind die großen Einzelhandels-Ketten
NRW könnte die Öffnung der Läden damit als erstes Bundesland freigeben. Seit der Föderalismusreform im Juli sind die Bundesländer für die Ladenschlusszeiten zuständig.

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hatte am Montag an die Düsseldorfer Landesregierung appelliert, die Ladenöffnung nicht freizugeben. Für die Beschäftigten im Einzelhandel bedeute dies einen weiteren Abbau von Arbeitsplätzen und familienfeindliche Arbeitszeiten, Nutznießer seien allein die großen Einzelhandels-Ketten.

84 Stunden reichen
„Die Menschen wollen und brauchen die längeren Ladenöffnungszeiten nicht. Das ist ganz eindeutig." Mit diesen Worten fasst der Diözesanpräses der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB), Pfarrer Nikolaus Hegler, die Ergebnisse einer Umfrage zusammen, die der katholische Arbeitnehmerverband in den vergangenen Monaten in Würzburg durchgeführt hat. Fast 3000 Fragebögen wurden bei Veranstaltungen der Orts- und Kreisverbände ausgefüllt und ausgewertet.

Fast 95 Prozent der Befragten bezeichneten die heutigen Möglichkeiten zur Ladenöffnung, die pro Woche 84 Stunden betragen, als absolut ausreichend für ihre Einkaufsbedürfnisse. Die Menschen könnten das, was sie benötigten, in dieser Zeit ohne Probleme erwerben. Aus einer Verlängerung der Öffnungszeiten seien deshalb auch keine Umsatzsteigerungen zu erwarten. Die Umfrage bestätigt damit die Erfahrungen aus den verlängerten Ladenöffnungszeiten während der Fußball-WM, die auch nach Einschätzung des Einzelhandels zu keinen größeren Umsätzen führte.
(epd, KNA, dr)

Hören Sie im domradio-Interview hier den Essener Weihbischof Franz Grave.