"Hier sind unentschuldbare Fehlentscheidungen gefallen", sagte der Berliner Erzbischof Heiner Koch der Katholischen Nachrichten-Agentur.
"Ich bin der Meinung, dass bei der Auswahl der gastgebenden Nationen deutlich strengere Maßstäbe gerade im Hinblick auf die Menschenrechtslage angelegt werden müssen", so der Erzbischof.
FIFA werde Verantwortung nicht gerecht
Der Sportbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung, forderte "viel mehr Transparenz" bei der Vergabe künftiger Weltmeisterschaften.
Die FIFA werde ihrer Verantwortung bei der Auswahl der Gastgeberländer "schon seit Jahren nicht mehr gerecht", sagte er am Mittwoch in Darmstadt. Bei der WM in Russland drohe die Gefahr, dass "Sportler instrumentalisiert und zur nationalen Inszenierung genutzt werden".
Fußball-WM in drei Ländern gleichzeitig
Am heutigen Mittwoch wurde in Russland entschieden, dass die erste XXL-WM mit 48 Teilnehmern 2026 in den USA, Kanada sowie Mexiko stattfindet.
Das Trio erhielt bei der Wahl durch den Kongress des Fußball-Weltverbands in Moskau den Zuschlag und setzte sich gegen Außenseiter Marokko durch. 134 FIFA-Mitgliedsverbände votierten für den Dreierbund aus Amerika, auf Marokko entfielen 65 Stimmen.
2022 wird die WM in Katar stattfinden, was immer wieder heftig kritisiert wird angesichts der Lage im Land und der Arbeitsbedingungen beim Bau der Stadien.
"Keine Welt-Werteagentur"
Nach Ansicht Jungs ist es auch Aufgabe der Kirchen, "auf die schwierige Situation von Menschenrechtsverletzungen oder einer aggressiven Politik hinzuweisen".
Zugleich müssten die Erfolgsaussichten solcher Kritik "realistisch" gesehen werden. "Wir sind keine 'Welt-Werteagentur', die mit erhobenem Zeigefinger moralische Appelle von sich gibt, auf die hin sich alles ändert", so Jung. "Das schafft noch nicht einmal die UN."
Sport und Sportler vs. Politik
Bei aller berechtigten Kritik an dem am Donnerstag beginnenden Turnier sei es wichtig, "nicht den Sport und die Sportler aus dem Blick zu verlieren".
Er halte "nichts von übertriebenen Erwartungen in aktuellen politischen Fragen an die Funktionäre und Sportler", sagte Jung und fügte hinzu: "Sie können politische Versäumnisse nicht aufarbeiten."