Kirchen mischen bei der NRW-Landesgartenschau in Höxter mit

Religionsgemeinschaften gestalten Schöpfungsgarten

Leben, glauben, staunen: So haben vier Konfessionen ihr Angebot für die NRW-Landesgartenschau überschrieben, die an diesem Donnerstag in Höxter startet. Sie haben einen Garten zu einem Thema gestaltet, das alle Religionen verbindet.

Autor/in:
Jannik Schwab und Johannes Senk
Symbolbild Blumen in einem Garten / © MaCross-Photography (shutterstock)
Symbolbild Blumen in einem Garten / © MaCross-Photography ( shutterstock )

Wenn in Nordrhein-Westfalen am 20. April die Landesgartenschau im westfälischen Höxter startet, dann erwarten die Besuchenden auch zahlreiche religiöse Angebote. Im Zentrum steht ein Schöpfungsgarten, der sich über eine Anhöhe an der Weser erstreckt.

Neben der evangelischen und katholischen Kirche sind auch die Religionsgemeinschaft der Baha'i und die koptisch-orthodoxe Kirche am Projekt beteiligt. Im Stadtteil Brenkhausen residiert Kopten-Bischof Anba Damian in einem früheren katholischen Kloster.

Die Schöpfung im Mittelpunkt

"Die Schöpfung verbindet alle Religionen und Konfessionen", so der evangelische Pfarrer Tim Wendorff, Sprecher des Organisationsteams für das Programm "leben, glauben, staunen". Die vier Konfessionen gestalten in dem Garten Gottesdienste, Gebete, Lesungen und religionspädagogische Angebote für Schulen und Kindergärten. Auch an Musik- und Bastelprojekten können Interessierte teilnehmen. Mitarbeiter des Organisationsteams stehen für Gespräche bereit.

Blumen in einem Garten / © matka_Wariatka (shutterstock)
Blumen in einem Garten / © matka_Wariatka ( shutterstock )

Mit einem Gottesdienst wird das religiöse Programm der Gartenschau am Sonntag, 23. April, eröffnet. Akteure aller drei Kirchen und der Baha'i gestalten diesen. Die Baha'i ist eine Religion, die an einen Gott glaubt und sich für den interreligiösen Dialog einsetzt. Auch die muslimischen Gemeinden seien angefragt worden, hätten aber wegen Personalmangels passen müssen, so Pfarrer Wendorff. "Wir denken sie bei den Veranstaltungen mit."

Für jedes Element einen Garten 

Der Schöpfungsgarten stellt die vier Elemente – Erde, Wasser, Feuer, Luft – in den Vordergrund. Zu jedem Element hat Planerin Barbara Siebrecht einen eigenen Garten vorgesehen. Das Feuer lässt sie mit Pflanzen in Rot, Gelb und Orange aufscheinen. In jedem Gartenstück lassen sich "Staun-Geräte" ausprobieren – im Windgarten ein Windrad oder im Wassergarten ein Regenmacher.

Die Elementgärten münden in einen Weg, der sich zu einem gepflasterten Labyrinth aufwickelt – die Veranstaltungsfläche des Gartens. Das Labyrinth ist Wendorff zufolge in verschiedenen Religionen ein Symbol für den eigenen Lebensweg. Siebrecht mag besonders die Sitzmauer, die das Labyrinth umschließt: "Man sitzt hier geschützt und kann nachdenken."

Weltkulturerbe mit eingebunden

Der Schöpfungsgarten ist auch in anderer Hinsicht ein Ort der Ökumene: "Von hier aus sind vier Kirchtürme in Höxter zu sehen", sagt Siebrecht. Darunter befindet sich der Doppelturm des ehemaligen Benediktinerklosters Corvey. Das Weltkulturerbe erinnert in diesem Jahr mit einem Jubiläumsprogramm an seine Gründung vor 1.200 Jahren. In dieses ist auch die Eröffnung der Landesgartenschau integriert, wie der Fürst von Corvey, Viktor V., der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erklärte.

Symbolbild Garten / © HelloRF Zcool (shutterstock)

Das Gelände ist zwar heute in adeliger Hand und nicht mehr Ordenseigentum. Einen Einblick in die klösterliche Welt ermöglicht aber der sogenannte Remtergarten. Hier bauten die Corveyer Mönche im Schatten des Westwerks früher ihre eigenen Nahrungsmittel an. Zur Landesgartenschau soll diese alte Tradition wieder aufleben. Die Organisatoren werben mit "Gemüse aus dem Mittelalter, der sogenannten Neuen Welt Amerika, und Sorten aus der Gegenwart". Hinzu kämen verschiedene Beerensträucher sowie Heilkräuter im benachbarten Apothekergarten.

Landesgartenschau auf Schlossgelände

Der Garten gehört zu den Ländereien der Fürsten von Corvey und Herzöge von Ratibor. Nach Angaben des Herzogs sind fast die Hälfte der für die Landesgartenschau genutzten Flächen im Schlossbesitz, darunter auch der nördlich gelegene Weserbogen. Die Zusammenarbeit zwischen Kirche, Organisatoren und Fürstenhaus für das Jubiläum und die Landesgartenschau sei sehr eng, so Viktor V. "Durch die Landesgartenschau wird sich das Gelände langfristig verändern und aufgewertet, davon profitieren wir also auch."

Schöpfungsgarten auch nach der Landesgartenschau 

Zurück zum Projekt Schöpfungsgarten: Dieser kostet insgesamt circa eine Viertel Million Euro. Knapp zwei Drittel werden mit europäischen Fördermitteln für ländliche Regionen gedeckt. Die übrigen Kosten tragen laut Pfarrer Wendorff die vier Konfessionen – auch mit Spenden und Arbeitseinsätzen.

Wenn die Landesgartenschau am 15. Oktober ihre Tore schließt, soll der Schöpfungsgarten am Weserradweg weiter zugänglich sein: "Wir gehen davon aus, dass er Picknickplatz wird", so Wendorff. Er kann sich aber auch vorstellen, dass er für Veranstaltungen genutzt wird.

Quelle:
KNA