Kirchen in Österreich und der Schweiz spielen bei der Fußball-Europameisterschaft mit - EKD organisiert Public Viewing

Seit 2008 Jahren am Ball

Anstoß für die Kirchen war schon am 25. Mai. Um Punkt zehn Uhr an diesem Sonntag hörte es die ganze Schweiz: Die Kirchen des Landes mischen bei der Fußballeuropameisterschaft mit. In Gotteshäuser zwischen Bodensee und Genfer See schlugen die Glocken, in einem ökumenischen Gottesdienst beteten die Gläubigen für ein gutes Gelingen des großen Sportspektakels. Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund und die katholische Schweizer Bischofskonferenz sowie die Kirchen in Österreich begleiten die EM mit Aktionen und Angeboten unter dem Motto "Kirche 08. Am Ball seit 2008 Jahren".

Auch im Vatikan gibt es Fußballbegeisterte (DR)
Auch im Vatikan gibt es Fußballbegeisterte / ( DR )

Während des Turniers vom 7. bis 29. Juni in der Schweiz und in Österreich wollen die Kirchen fußballverrückten und fußballmüden Menschen ein Programm bieten. "Es freut mich sehr, dass sich die Landeskirchen zu einem gemeinsamen ökumenischen Engagement zusammen gefunden haben", betont Benedikt Weibel, der Schweizer Regierungsbeauftragte für die Euro. "Wenn es ihnen gelingt, nur schon einen Hauch christlicher Nächstenliebe über das große Fußballfest wehen zu lassen, dann unterstützen sie uns bei der Realisierung unserer Ziele ganz erheblich." Auch der Präsident des Österreichischen Fußballbundes, Friedrich Stickler, lobt die Kirchen.

Einen optischen Höhepunkt wollen die Kirchen in Basel bieten. Am 6. Juni, am Abend vor dem Eröffnungsspiel in der Stadt, lassen Jugendliche und auch ältere Jahrgänge Hunderte von Kerzenschiffchen auf dem Rhein fahren. Die kleinen Boote transportieren persönliche Wünschen für die EM. In Salzburg planen evangelische Kirchengemeinden, die katholische Kirche und Freikirchen ein internationales Café auf dem Weg in die Arena, einen Teebus und einen Posaunenchor. Auch in Bern kann sich der erschöpfte Fan bei den Kirchen stärken: "Die Blue Cocktail Bar serviert ungewöhnliche Drinks für eine lustvolle Alternative zum Alkoholkonsum", heißt es beim Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund.

Wer es während der hitzigen Fußballgefechte ganz ruhig haben will, dem bietet die Heiliggeistkirche im Herzen von Bern einen Raum der Stille. Seelsorger und eine Gesprächsreihe über spirituelle Themen sollen für einen "Pass in die Tiefe" sorgen. Eine andere Dimension des Fußballs können die Fans in Wien erleben: Das Dom- und Diözesanmuseum zeigt die Sonderaustellung "Helden  Heilige Himmelstürmer". Darin wird die Wechselbeziehung zwischen Fußball und Religion beleuchtet. Die Kuratorin der Ausstellung, Snejanka Bauer, will Reliquien von Heiligen neben Fußball-Reliquien wie Trikots berühmter Spieler oder Rasenteile berühmter Stadien präsentieren.

Kirche bietet TV-Übertragung
Und wenn am 16. Juni in Wien die alten Rivalen Österreich und Deutschland aufeinanderstoßen, bieten kirchlich organisierte Frauen der Donaumetropole eine TV-Übertragung an: Als Kontrastprogramm lauschen die Besucher nach dem Duell auf dem Rasen einem Vortrag über das evangelische Wien. Zu "kick 'n' pray" lädt die Wiener Jugendkirche: junge Christen, Juden und Muslime veranstalten ein interreligiöses Begegnungsturnier.

Dass die Kirchen pünktlich zur Euro 08 in Topform spielen, bewies der Schweizer FC Religionen. Das Team aus Pfarrern, Rabbinern und Imamen fegte eine Mannschaft des Schweizer Parlaments vom Platz. Der FC Religionen gewann gegen den FC Nationalrat mit 6:1.

Evangelische Kirchen in NRW laden zu Fußball-Übertragungen ein
Evangelische Kirchen in NRW laden ab Samstag Fußballfans zu Live-Übertragungen von EM-Spielen in Kirchen und Gemeindesälen ein. Aus dem Gebiet der Evangelischen Kirche im Rheinland hätten sich bei der EKD bisher knapp 200 Gemeinden für ein sogenanntes «public viewing» angemeldet, sagte Silke Römhild von der Pressestelle der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) dem epd am Dienstag. Neben dem gemeinsamen Fiebern vor dem Großbildschirm gebe es in vielen Gemeinden wie in Düsseldorf, Köln und Essen auch verschiedene Veranstaltungen rund um das Thema Fußball.

Aus dem Gebiet der Evangelischen Kirche von Westfalen bieten den Angaben zufolge rund 150 Gemeinden die Live-Übertragung an, darunter in Bielefeld, Gütersloh, Bochum und Schwerte. Auch in der Lippischen Landeskirche hätten sich Gemeinden etwa in Detmold und Lemgo zum «public viewing» für die EURO 2008 vom 7. bis 29. Juni in Österreich und der Schweiz angemeldet.

Die bundesweite Liste der beteiligten Gemeinden ist im Internet abrufbar unter www.ekd.de/em. Bis kurz vor «Anpfiff» des ersten EM-Spiels am Samstagabend in Basel, wenn die Schweiz gegen Tschechien antritt, könnten sich noch Gemeinden auf der Internetseite registrieren lassen, sagte Römhild. Möglich werden die Aktionen, weil die EKD eine kostenlose Lizenz für alle evangelischen Kirchengemeinden erhalten hat.