Es gehe um Visionen für eine "lebensbejahende, sozial gerechte Zukunft", sagte der Beauftragte der evangelischen Kirchen bei Landtag und Landesregierung in der Düsseldorfer Kirche Sankt Maximilian. "In kriegerischen, stürmischen Krisenzeiten mit sozialen Verwerfungen können Visionen Gegenentwürfe sein", so Schucht: "Kraftvolle Bilder vom friedlichen Miteinander in einer auf Ausgleich bedachten Gemeinschaft."
Die Bergpredigt Jesu könne eine Leitlinie für verantwortliches und gelingendes Leben sein und als ein innerer Kompass «bestens den Rahmen für eine humane Politik bilden», auch wenn sie keine Agenda für konkrete politische Entscheidungen sei, erklärte Schuch. Denn sie entfalte «ein Szenario, in dem Menschen getragen von der Liebe Gottes und bestärkt in ihrem Vertrauen auf sich selbst und zum Nächsten in Frieden und Gerechtigkeit leben».
"Krieg in der Ukraine weckt Ängste"
Schuch sieht das Land NRW vor großen Herausforderungen durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine mit weltweit fatalen Folgen, die Corona-Pandemie und die jüngsten Unwetterkatastrophen. Der Krieg in der Ukraine wecke Ängste vor einem Krieg im eigenen Land sowie vor Armut und Mangel. Steigende Energie- und Lebensmittelkosten ließen viele um den eigenen Wohlstand fürchten oder bereiteten gar existenzielle Sorgen.
Der evangelische Beauftragte nannte auch den Klimawandel, die Sicherung von Arbeitsplätzen, Bildung für alle, Armutsbekämpfung und eine menschenwürdige Aufnahme von Flüchtlingen als wichtige Themen.
Das Evangelium als Richtschnur
Die Rolle der Kirchen sieht Schuch darin, die biblische Botschaft in das gesellschaftliche und politische Leben einzutragen, ohne die Entscheidungsträger zu belehren: "Nach Maßgabe des Evangeliums begleiten wir konstruktiv und wenn nötig kritisch Ihr politisches Handeln." Die Kirchen treten nach den Worten des Theologen ein für Menschenwürde, das Recht auf Leben in Frieden und Freiheit, gerechte und faire Lebensbedingungen sowie die Bewahrung der Lebensräume für Mensch und Tier.
Am Nachmittag sollte der 18. nordrhein-westfälische Landtag zu seiner konstituierenden Sitzung zusammenkommen. Dem Landesparlament gehören nach der Wahl vom 15. Mai 195 Abgeordnete an, vier weniger als bisher. Im neuen Landtag stellt die CDU-Fraktion 76 Abgeordnete, die SPD-Fraktion 56, die Grünen-Fraktion 39, die FDP-Fraktion und die AfD-Fraktion jeweils 12. CDU und Grüne haben Koalitionsverhandlungen aufgenommen.