Kirchen sollen Patenschaften für Flüchtlinge übernehmen

Neue Ansätze in der Flüchtlingshilfe

Der Migrationsforscher Gerald Knaus hat die Kirchen zur Übernahme von Patenschaften für geflüchtete Menschen aufgerufen. In Kanada spielt ein solches bürgerschaftliches Engagement eine "Schlüsselrolle" bei der Integration.

Migranten auf dem Mittelmeer / © Santi Palacios (dpa)
Migranten auf dem Mittelmeer / © Santi Palacios ( dpa )

Das sagte Knaus am Mittwoch bei einer Online-Veranstaltung der Berliner Katholischen Akademie. Bei den Patenschaften helfen Einzelpersonen, Familien oder zivilgesellschaftliche Gruppen Flüchtlingen bei Behördengängen oder üben mit ihnen Englisch.

Grenzkontrollen mit Wahrung von Menschenrechten

Auch in Europa sind nach Einschätzung von Knaus neue Ansätze in der Flüchtlingshilfe notwendig. Die Mehrheit der Bevölkerung sei zwar für Grenzkontrollen, bei denen zugleich die Menschenrechte gewahrt blieben, betonte der Mitgründer der Denkfabrik European Stability Initiative. Dies gelinge aber immer weniger, wenn Flüchtlinge an den EU-Außengrenzen auf dem Balkan durch Sicherheitskräfte misshandelt und ausgeraubt würden. Zudem seien in diesem Jahr bereits über 2.000 Geflüchtete nach dem Kentern ihrer Boote im Mittelmeer ertrunken.

Damit habe die EU die "tödlichsten Grenzen der Welt".

Systematische Menschenrechtsverletzungen

Knaus kritisierte, dass systematische Menschenrechtsverletzungen von den Regierungen der europäischen Staaten inzwischen hingenommen würden, weil sie offenbar keine Alternativen zum gegenwärtigen Grenzschutz sähen. Sicherheit und Reisefreiheit müssten aber kein Widerspruch sein, so der Migrationsforscher, der auch Regierungen berät. Er sprach sich für eine «humane Kontrollpolitik» aus, die den Flüchtlingsschutz «drastisch erhöhen» könne.

So rät Knaus zu zwischenstaatlichen Vereinbarungen mit Anrainerstaaten der EU wie Tunesien. Dabei sollten Vereinbarungen, von dort aus gestartete Flüchtlinge nach einer Abschiebung aufzunehmen, mit mehr legalen Möglichkeiten gekoppelt werden, in die EU einzureisen.

Quelle:
KNA