Der 22-Jährige aus Afghanistan hätte bei der Sammel-Abschiebung mit 34 weiteren Afghanen am vergangenen Mittwoch in einem Flugzeug nach Kabul sitzen sollen. Davor habe man ihn bewahren wollen, sagte Pfarrerin Doris Otminghaus dem Evangelischen Pressedienst am Sonntag auf Anfrage. Die Kirchengemeinde gewährt seit März regelmäßig vor allem in sogenannten Dublin-Fällen Kirchenasyl.
Otminghaus sagte, der inzwischen 22-Jährige lebe seit sechs Jahren in Deutschland. Er spreche bestens Deutsch, vor dem Kirchenasyl habe er in München gewohnt und sei als abgelehnter, aber jeweils für ein Jahr geduldeter Asylbewerber einer festen Arbeit nachgegangen. Das Haßfurter Pfarrhaus bietet aktuell vier Kirchenasyl-Plätze, neben dem afghanischen Muslim leben seit dem Wochenende auch noch zwei kurdische Jesiden dort.
Massive Kritik und Proteste
Otminghaus sagte, es sei schockierend, dass Afghanistan zum sicheren Herkunftsland erklärt wurde, obwohl dort nach wie vor Krieg herrsche. Bei den beiden Jesiden im Kirchenasyl handle es sich um Dublin-Fälle - also Geflüchtete, die in Deutschland erst einmal keinen Anspruch auf Asyl haben, weil sie über ein anderes Land in die EU eingereist sind und dort Asyl beantragen müssen. Wenn ihre Abschiebung nach einer Frist von bis zu 18 Monaten nicht erfolgt ist, dürfen sie auch in Deutschland Asyl beantragen.
In der Nacht zum Donnerstag hatte die Bundesrepublik erstmals Afghanen per Sammelabschiebung zurück in ihr Heimatland gebracht. 34 Menschen, darunter Straftäter und abgelehnte Asylbewerber, wurden von Frankfurt am Main aus nach Kabul geflogen. Die Sammelabschiebung wurde von massiven Protesten begleitet sowie von Oppositionsparteien und Kirchen kritisiert.