Das entspricht 1,3 Prozent der Katholiken des Landes, meldet das französischsprachige Portal cath.ch am Montag unter Berufung auf das Schweizerische Institut für Pastoralsoziologie (SPI). Demnach kehrten 2020 und 2019 jeweils rund 31.500 Katholikinnen und Katholiken der Kirche den Rücken. Ende 2022 betrug die Zahl der Kirchenmitglieder noch etwa 2,89 Millionen.
Es gebe auffällige Unterschiede zwischen den Kantonen, so Urs Winter-Pfändler, Verantwortlicher für den Bericht. So verzeichneten die Kantone Genf, Wallis, Neuenburg und Waadt praktisch keine Kirchenaustritte. Die Kantone mit den höchsten Verlusten sind demnach Basel-Stadt (3 Prozent), Aargau (2,7) und Solothurn (2,2).
Institut rechnet mit weiterem Anstieg
Für 2023 rechnet das Institut mit einem weiteren Anstieg der Kirchenaustritte. In den vergangenen Monaten hat das Ansehen der katholischen Kirche in der Schweiz mehrere schwere Rückschläge erlitten. Mitte September wurde ein Pilotprojekt der Universität Zürich zu sexuellem Missbrauch im kirchlichen Kontext veröffentlicht.
Die Krise wurde noch dadurch verschärft, dass einige Tage zuvor bekannt wurde, dass Rom eine Voruntersuchung gegen mehrere Schweizer Bischöfe durchführte.
Vertrauensverlust in religiöse Institutionen und Kirchen
Das Institut verweist zugleich darauf, dass das Vertrauen der Schweizer in religiöse Institutionen und Kirchen allgemein schwinde.
Das betreffe auch die von Missbrauchsskandalen verschonte evangelisch-reformierte Kirche der Schweiz. "Es zeigt sich deutlich, dass der Vertrauensverlust in die Kirche zuallererst auf persönlicher Ebene erfolgt", analysiert Winter-Pfändler. Vertrauensverlust gehe mit einer Distanzierung einher, und die Tendenz, die Kirche zu verlassen, schreite allmählich voran.
"Vorhandene Vertrauen pflegen"
Auch verweist das SPI darauf, dass die Kirchen hinsichtlich ihres sozialen Engagements weiter hohe Anerkennung genössen, auch bei Menschen ohne Religion. Es ist unbedingt notwendig, das noch vorhandene Vertrauen in Kirchen und religiöse Organisationen, insbesondere im sozialdiakonischen Bereich, mit größter Sorgfalt zu pflegen", so Winter-Pfändler.
Die Kirche müsse sich um die Menschen kümmern, die für sie arbeiten, betont das Institut. Unbedingt müsse verhindert werden, dass diese engagierten Menschen von ihrer Kirche nachhaltig enttäuscht werden und sich innerlich distanzieren, um eine Herstellung neuen Vertrauens nicht noch weiter zu erschweren.