Kircheneinheit: Ja oder Nein?

 (DR)

Gegen eine vorschnelle Überwindung der von Martin Luther ausgelösten Kirchenspaltung hat sich Kardinal Karl Lehmann ausgesprochen. Um zu einer echten Kircheneinheit mit gemeinsamen Ämtern und Sakramenten zu kommen, sei zuerst eine vertiefte Einheit im Glauben nötig, sagte der frühere Mainzer Bischof am Freitag in Leipzig. Die bislang erreichte versöhnte Verschiedenheit der Kirchen sei bereits ein großer Fortschritt, den es zu vertiefen gelte.

Lehmann erteilte damit dem Ökumene-Vorschlag von Bundestagspräsident Norbert Lammert eine Absage. Dieser fordert seit 2012 zusammen mit anderen Politikern und Prominenten, die beiden großen Kirchen in Deutschland sollten sich vereinigen, da es zwischen ihnen nur noch zweitrangige theologische Differenzen gebe.

Lammert verteidigte seinen Vorschlag in Leipzig und erklärte, die Kirchenspaltung sei aus der Zeit gefallen, ihre Ursachen hätten sich längst erledigt. Wenn die Kirchen sich nicht zu einer Kirche vereinigen wollten, nährten sie den Verdacht, dass es ihnen nur um die Aufrechterhaltung ihrer eigenen Existenz gehe. Eine fortgesetzte Teilung wäre nur dann zu begründen, wenn man das Trennende zwischen den Kirchen für wichtiger halten würde als das Gemeinsame. (KNA)