Kirchenkollekten sammeln mehr Geld durch Spenden mit EC-Zahlung

Digitaler Klingelbeutel

Ob in Ostfriesland, Mannheim oder im Kölner Dom: Kirchengemeinden setzen neben dem klassischen Klingelbeutel zunehmend auf eine EC-Kollekte in Kirchen. Das kann sich für evangelische und katholische Kirchen finanziell lohnen.

Autor/in:
Hannah Schmitz
Ein Mann hält eine EC-Karte an einen digitalen Spendenkorb während der Kollekte. / © Harald Oppitz (KNA)
Ein Mann hält eine EC-Karte an einen digitalen Spendenkorb während der Kollekte. / © Harald Oppitz ( KNA )

Im ostfriesischen Leer sind sie fast alte Hasen, was die EC-Kollekte angeht: Pastor Ingo Brookmann hat gemeinsam mit der heimischen Sparkasse schon vor rund anderthalb Jahren eine Spende via Bankkarte umgesetzt. Parallel zum Klingelbeutel geht in den Gottesdiensten der evangelisch-reformierten Kirche Loga seitdem auch ein Lesegerät für EC-Karten herum. "Wir haben ein etwa 10 bis 20 Prozent höheres Spendenvolumen", berichtet Brookmann. Auch zur Advents- und Weihnachtszeit ist der digitale Klingelbeutel demnach gut gefüllt.

Für die Gemeinde ist die Einführung der EC-Zahlung - trotz anfallender Kosten für den Betrieb des Geräts - ein Gewinn. Auch andere Gemeinden passen sich dem Trend zum bargeldlosen Zahlen an. So startet nun etwa die evangelische Kirche im Südwesten in der Mannheimer Christuskirche einen Testlauf der EC-Kollekte. Bei Erfolg soll das Projekt in allen Gemeinden der evangelische Landeskirche Baden ausgerollt werden. Das Interesse der Kirchengemeinden sei groß, hieß es.

Technische Abwicklung durch Dienstleister

In der Mannheimer Christuskirche steht im Eingangsbereich eine EC-Spendensäule, weiterhin geht während der Messen ein Klingelbeutel für Bargeld herum. An der Säule können die Kirchenbesucher sogar eine Spendenbescheinigung ausdrucken lassen. Für die technische Abwicklung arbeitet die Kirche mit einem britischen Dienstleister zusammen, der auch für die Anglikanische Kirche aktiv ist. Im Gegensatz zu im Einzelhandel verbreiteten deutschen Serviceanbietern gebe es hier geringere Gebühren, betonte die Kirche. So koste die Spendensäule inklusive Tablet etwa 800 Euro; für die Abrechnung gehen 1,69 Prozent der Spenden an den Dienstleister.

Bezahlung mit einer EC-Karte an einem digitalen Opferstock im Kölner Dom. (KNA)
Bezahlung mit einer EC-Karte an einem digitalen Opferstock im Kölner Dom. / ( KNA )

In Leer wurde der Kirche das Kartenlesegerät von der Sparkasse zur Verfügung gestellt, für dessen Betrieb fallen pro Jahr bis zu 700 Euro Kosten für die Gemeinde an, sagt Brookmann. Hinzu kämen zwei Prozent des Umsatzes. Weil man Gemeindemitglieder zudem nicht zwingen wolle, mit Karte zu zahlen, sei es nach wie vor möglich, auch Bargeld in den Klingelbeutel zu werfen. Laut Pastor Brookmann lohnt sich die EC-Kollekte nur "wenn es in einer Gemeinde ein hohes Spendenaufkommen gibt". Seine Gemeinde sei zum Glück spendierfreudig und ihre Mitglieder sehr engagiert.

Kölner Dom hat seit Corona digitale Opferstöcke

Doch nicht nur evangelische Gemeinden passen sich dem modernen Zahlungsverkehr an: Der Kölner Dom hat bereits 2021 während der Corona-Pandemie digitale Opferstöcke installiert. "Die Einnahmen sind seither kontinuierlich gestiegen", hatte ein Sprecher der Kathedrale im Sommer erklärt. Kamen dort 2022 rund 62.000 Euro zusammen, waren es allein in den ersten sechs Monaten dieses Jahres schon 53.000 Euro. Die durchschnittliche Spendenhöhe liege bei 4,50 Euro - allerdings mache der Anteil der Bar-Spenden immer noch 90 Prozent aus.

Im Erzbistum Köln hat es darüber hinaus schon vereinzelte Pilotprojekte mit EC-Kollekten gegeben. Allerdings seien solche Projekte wegen des hohen Aufwandes oder wegen der entstehenden Kosten vielfach wieder eingestellt worden. Der klassische Klingelbeutel bleibe erhalten. Auch beim katholischen Erzbistum Freiburg etwa hieß es, dass es derzeit keine Planungen in Sachen EC-Kollekte gebe: "Die Sammlung von Kleingeld erfreut sich offenbar weiter großer Beliebtheit."

Bargeldloses Zahlen wird beliebter

Im europäischen Ausland ist die bargeldlose Zahlung fast überall verbreiteter als in Deutschland: Nach einer Studie der Boston Consulting Group liegt Deutschland bei elektronischen Zahlungen im hinteren Mittelfeld. Deutsche bezahlten demnach 2022 im Schnitt 284 Mal digital, im Spitzenreiter-Land Norwegen waren es hingegen 708 digitale Transaktionen pro Jahr. Dennoch werden auch hierzulande Barzahlungen weniger: So haben Deutsche im vergangenen Jahr einer Erhebung der Deutschen Bundesbank zufolge bei nahezu jedem zweiten Kaufvorgang (49 Prozent) bargeldlos bezahlt, 2021 waren es noch 42 Prozent.

Quelle:
KNA