Kirchenpräsident bedauert Funkstille mit Russland

Kontakte liegen brach

Der Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Joachim Liebig, bedauert den Abbruch von Gesprächskanälen nach Russland. Leider zeige sich Russland auch nach zehn Monaten Krieg "nicht im Geringsten" verhandlungsbereit.

Autor/in:
Lisa Konstantinidis
Symbolbild Kontaktabbruch (shutterstock)

Sowohl der zentrale Kontakt des Kirchenamts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit Russland als auch der Petersburger Dialog lägen derzeit brach, sagte der Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Joachim Liebig, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Der Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Joachim Liebig / ©  Heike Lyding (epd)
Der Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Joachim Liebig / © Heike Lyding ( epd )

Der Rat der EKD müsse den Kontakt in der Person der Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber jedoch weiter aufrechterhalten.

Keine Neuauflage der Petersburger Dialoge

Als Mitglied des Petersburger Dialogs sieht Liebig keine Option zur Erneuerung des Formats. "Die Initiatoren Gerhard Schröder und Wladimir Putin sowie die handelnden Personen sind für dieses Thema 'verbrannt'. Der Gedanke hinter dem Petersburger Dialog war gut, aber die Personen selbst haben die Sache ruiniert", erklärte der Kirchenpräsident.

Bewährt hätten sich hingegen Arbeitsgruppen zu Bereichen wie Gesundheit, Wirtschaft und kirchlichen Themen. Deren Tätigkeit könne fortgesetzt werden, allerdings fehle auf russischer Seite derzeit das Gegenüber.

Das 2001 gegründete Gesprächsforum Petersburger Dialog sollte die deutsch-russischen Beziehungen fördern. Ende November hatte die Mitgliederversammlung den Vorstand dazu aufgerufen, die nötige Schritte zur Auflösung des Formats einzuleiten.

Russland zu Verhandlungen "nicht im Geringsten" bereit 

Liebig beklagte, dass Russland nach zehn Monaten Krieg in der Ukraine "nicht im Geringsten" bereit sei zu verhandeln. Die dortige Regierung sei der Meinung, dass es ein moralisches Recht auf den Krieg gebe. Die Ukraine müsse daher weiterhin unterstützt werden.

Der anhaltische Kirchenpräsident hat nach eigenem Bekunden dennoch Schwierigkeiten damit, Waffenlieferungen gutzuheißen, auch wenn dies im Moment notwendig erscheine: "Als Sohn eines Wehrmachtssoldaten, der der Luftwaffe angehörte, fällt es mir schwer zu sagen, dass ich deutsche Panzer in der Ukraine sehen möchte. Das ist eine emotionale Grenze für mich."

Habeck: Waffenlieferungen sind richtig, aber "auch eine Zumutung"

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat die Notwendigkeit von Waffenlieferung an die Ukraine betont. "Ich zweifle keinen Augenblick daran", sagte der Grünen-Politiker dem Magazin "Stern". "Und trotzdem kann man das nicht leichtfertig beklatschen, wenn man sich klarmacht, dass von den 300 000 russischen Rekruten ein großer Teil verletzt oder sterben wird - auch durch Waffen, die wir geschickt haben. Die Freigabe trägt meine Unterschrift." Die Lieferungen seien "so richtig sie sind, auch eine Zumutung", sagte der Vizekanzler.

Mehrfachraketenwerfer beim Abschuss auf den Kirkcudbright Ranges / © Cpl Nathan Tanuku (dpa)
Mehrfachraketenwerfer beim Abschuss auf den Kirkcudbright Ranges / © Cpl Nathan Tanuku ( dpa )

 

Quelle:
epd