Sowohl der zentrale Kontakt des Kirchenamts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit Russland als auch der Petersburger Dialog lägen derzeit brach, sagte der Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Joachim Liebig, dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Der Rat der EKD müsse den Kontakt in der Person der Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber jedoch weiter aufrechterhalten.
Keine Neuauflage der Petersburger Dialoge
Als Mitglied des Petersburger Dialogs sieht Liebig keine Option zur Erneuerung des Formats. "Die Initiatoren Gerhard Schröder und Wladimir Putin sowie die handelnden Personen sind für dieses Thema 'verbrannt'. Der Gedanke hinter dem Petersburger Dialog war gut, aber die Personen selbst haben die Sache ruiniert", erklärte der Kirchenpräsident.
Bewährt hätten sich hingegen Arbeitsgruppen zu Bereichen wie Gesundheit, Wirtschaft und kirchlichen Themen. Deren Tätigkeit könne fortgesetzt werden, allerdings fehle auf russischer Seite derzeit das Gegenüber.
Das 2001 gegründete Gesprächsforum Petersburger Dialog sollte die deutsch-russischen Beziehungen fördern. Ende November hatte die Mitgliederversammlung den Vorstand dazu aufgerufen, die nötige Schritte zur Auflösung des Formats einzuleiten.
Russland zu Verhandlungen "nicht im Geringsten" bereit
Liebig beklagte, dass Russland nach zehn Monaten Krieg in der Ukraine "nicht im Geringsten" bereit sei zu verhandeln. Die dortige Regierung sei der Meinung, dass es ein moralisches Recht auf den Krieg gebe. Die Ukraine müsse daher weiterhin unterstützt werden.
Der anhaltische Kirchenpräsident hat nach eigenem Bekunden dennoch Schwierigkeiten damit, Waffenlieferungen gutzuheißen, auch wenn dies im Moment notwendig erscheine: "Als Sohn eines Wehrmachtssoldaten, der der Luftwaffe angehörte, fällt es mir schwer zu sagen, dass ich deutsche Panzer in der Ukraine sehen möchte. Das ist eine emotionale Grenze für mich."