Kirchenrat fordert Unterstützung für Jerusalemer Christen

"Christliche Präsenz in der Stadt des Friedens stärken"

Der ökumenische "Kirchenrat des Nahen Ostens" hat dazu aufgerufen, Kirchen und Gläubige in Jerusalem zu unterstützen und die heiligen Stätten zu erhalten. Das hat der Rat zum Abschluss einer fünftägigen Vollversammlung angeregt.

Olivenbäume vor der Paternosterkirche auf dem Ölberg in Jerusalem. / © Corinna Kern (KNA)
Olivenbäume vor der Paternosterkirche auf dem Ölberg in Jerusalem. / © Corinna Kern ( KNA )

Es sei Pflicht, "die internationale Gemeinschaft und die Völker der Welt daran zu erinnern, wie wichtig es ist, die christliche Präsenz in der Stadt des Friedens zu stärken", heißt es in einer am Freitag veröffentlichten Schlussbotschaft. Mit dem Tagungsort im Kloster Anba Bishoy fand sie erstmals seit Gründung des "Kirchenrats des Nahen Ostens" (Middle East Council of Churches/MECC) 1974 in Ägypten statt.

Gemeinsame Botschaft

Neben Personalien und Berichten der verschiedenen MECC-Gremien standen laut der Schlussbotschaft etwa die Themen christliches Zeugnis und ökumenische Beziehungen, Diakonie, Kommunikation sowie Organisationsentwicklung und Nachhaltigkeit im Fokus der Konferenz.

Unter anderem trafen die Kirchenvertreter mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi zusammen. Der MECC würdigte die Bemühung al-Sisis um "den gesellschaftlichen Frieden, die Bekämpfung des Terrorismus und die Arbeit zum Aufbau der neuen Republik". Lob gab es zudem für seine Aussage, dass "die christlichen Brüder in allen arabischen Ländern ein integraler Bestandteil des Gefüges der gesamten arabischen Gesellschaft sind".

Die christliche Präsenz, so der MECC, mache den Kern der Einheit des Nahen Ostens aus. Christen hätten einen großen Beitrag zum Aufbau ihrer Länder und deren Wohlstand geleistet. Entsprechend schmerzhaft sei die Abwanderung vor allem junger Christen aus der Region.

Die Vertreter des MECC riefen in ihrer Abschlussbotschaft dazu auf, auf jede Form von Gewalt und Fanatismus zu verzichten, solidarisch mit marginalisierten Menschen zu sein, die Glaubensfreiheit zu achten, sowie die Werte der Staatsbürgerschaft und eines gemeinsamen respektvollen Lebens mit den muslimischen Brüdern zu festigen. Ferner riefen sie die Verantwortlichen auf, sich mit Nachdruck für die Bewältigung der in den verschiedenen Ländern der Region des Nahen Ostens herrschenden Krisen einzusetzen, insbesondere der sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage.

Appell zum Einsatz für die Freilassung entführter Geistlicher

Erneut appellierten die Nahostkirchenführer an die internationale Gemeinschaft, "sich mit Nachdruck und Sorgfalt für die Freilassung aller Entführten einzusetzen", besonders für die im April 2013 in Syrien entführten Bischöfe, den griechisch-orthdoxen Erzbischof Boulos Yazigi und den syrischen Metropoliten Mar Gregorios Youhanna Ibrahim.

Die MECC-Vollversammlung bestätigte den seit Herbst 2020 amtierenden Generalsekretär Michel Abs. Neben neuen Mitgliedern des Exekutivausschusses wurden neue Vorsitzende gewählt, die die vier kirchlichen Familien im MECC vertreten. Die östlich-orthodoxe Familie vertritt neu der koptisch-orthodoxe Metropolit von Jerusalem und dem Nahen Osten, Bischof Antonius, die orthodoxe Familie der griechisch-orthodoxe Patriarch von Antiochien, Johannes X. Yazigi. Der armenische Patriarch Raphael Bedros XXI. Minassian wurde zum Vertreter der Katholiken gewählt. Und für die evangelischen Kirchen amtiert nun Paul Haidostian, Präsident der Föderation der Armenischen Evangelischen Kirchen im Nahen Osten.

"Kirchenrat des Nahen Ostens"

Im 1974 in Nikosia gegründeten "Kirchenrat des Nahen Ostens" mit Sitz in Beirut sind vier Kirchenfamilien (katholisch, orthodox, orientalisch-orthodox, reformatorisch) vertreten. Ziel des Zusammenschlusses ist es, die Kooperation christlicher Gemeinschaften im Nahen Osten zu intensivieren und religiöse Vielfalt zu fördern.

Quelle:
KNA