Das sagte Bier am Freitag im Interview des Portals katholisch.de. NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes (CDU) hatte kürzlich erklärt, die vom Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki geförderte KHKT sei aufgefordert worden, allen nach dem Wintersemester 2019/2020 eingeschriebenen angehenden Priestern einen Wechsel an die Universität Bonn nahezulegen. Ansonsten könne ein Vertragsverletzungsverfahren zum Preußenkonkordat beim Vatikan eingeleitet werden.
Nicht Gegenstand des Konkordats
Aus Sicht von Bier macht das 1929 zwischen dem Vatikan und dem preußischen Staat abgeschlossene Konkordat allerdings keine Aussage darüber, an welchem Ort Priesteranwärter studieren müssen. "Es ist ja völlig unstrittig, dass angehende Priester ihr komplettes Theologiestudium zum Beispiel an einer Päpstlichen Universität in Rom absolvieren können", sagte der Kirchenrechtler. Der kirchliche Vertragspartner habe sich auch nicht dazu verpflichtet, angehende Priester bestimmter Diözesen an bestimmten Orten ausbilden zu lassen.
"Die Rechte solcher privaten Hochschulen in kirchlicher Trägerschaft wie die KHKT sind überhaupt nicht Gegenstand des Konkordats", fügte Bier hinzu. Richtig sei allerdings, dass private Hochschuleinrichtungen einer ausdrücklichen staatlichen Anerkennung bedürften. Mit der Übernahme der früheren Hochschule der Steyler Missionare durch das Erzbistum Köln 2020 sei eine Veränderung eingetreten, die nach dem NRW-Landeshochschulgesetz Auswirkung auf die Anerkennung haben könne.
Bier betonte, seines Wissens habe das Land NRW diese Anerkennung erteilt - nach Aussage der Ministerin allerdings verbunden mit dem Hinweis, die Neueinschreibung von Priesteramtskandidaten sei von der staatlichen Anerkennung nicht umfasst.
Drohkulisse aufgebaut
Nach Meinung des Kirchenrechtlers will die NRW-Landesregierung mit ihrer kritischen Position zur KHKT "eine Drohkulisse aufzubauen", um den Kölner Erzbischof zum Einlenken zu veranlassen. Denn wenn das Konkordat insgesamt auf den Prüfstand käme und eventuell neu verhandelt würde, kann der kirchliche Vertragspartner nicht gewinnen."
Bier betonte, die Position der Landesregierung sei eigentlich eine sehr kirchenfreundliche. "Sie möchte dafür sorgen, dass weiterhin an der Theologischen Fakultät einer staatlichen Universität Priesterausbildung stattfindet." Die Diözesanbischöfe wären aus seiner Sicht nicht gut beraten, wenn sie signalisierten, sie brauchten die staatlichen Fakultäten gar nicht, weil sie den Nachwuchs in Eigenregie ausbilden wollten.
"Meines Erachtens sollten Bischöfe froh sein, wenn eine Landesregierung vehement für den Fortbestand der Priesterausbildung an staatlichen Universitäten eintritt und damit eben auch für den Fortbestand der Theologischen Fakultät." Wenn die Bischöfe darauf bestünden, ihr eigenes Ausbildungssüppchen zu kochen, dann gefährdeten sie nicht nur den Bestand der Katholisch-Theologischen Fakultäten. "Sie forcieren damit auch das Verschwinden der Theologie aus dem wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskurs. Das fände ich sehr dramatisch."