Wie in einem jüngst bekanntgewordenen Fall eines Pfarrers in Mettmann suggeriere der Seelsorger nur, dass Paare einen Segen der Kirche erhielten, sagte Lüdecke am Donnerstag dem Deutschlandfunk. Er bekunde lediglich seine Solidarität in liturgischer Rahmung. Lüdecke warf die Frage auf, ob dieses "Als-ob-Handeln" Seelsorge sei.
Nach katholischem Verständnis nicht möglich
Die Hoffnung, gleichberechtigt von der Kirche anerkannt zu werden, könne damit nicht ausgedrückt werden, so der Theologe. Er finde dies problematisch. Lieber solle man Menschen klar sagen, dass solche Segnungsfeiern nach katholischem Verständnis nicht möglich seien. "Dann kann man sich als Betroffener besser dazu verhalten".
Kritik und Solidaritätsbekundungen
Am Wochenende war bekanntgeworden, dass der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki einen Pfarrer in Mettmann bei Düsseldorf ermahnt hatte, solche "Segnungsfeiern für sich liebende Paare" nicht mehr anzubieten. Daraufhin erhielt der betroffene Geistliche etliche Solidaritätsbekundungen, etwa des Düsseldorfer Stadtdechanten, des dortigen Katholikenrats und der Reforminitiative Maria 2.0.
Deren Kritik an Woelkis Entscheidung und der Solidarität mit Herbert Ullmann schloss sich am Donnerstag auch der Kölner Stadtdechant Robert Kleine an. Er habe den Vorgang mit einer Mischung aus Unverständnis, Wut und Enttäuschung erfahren, so Kleine auf Facebook.
Der Pfarrer aus Mettmann habe sich kein Vergehen zuschulden kommen lassen. "Er hat zwei sich liebenden Menschen den Segen Gottes zugesagt."
In seinem Beitrag schreibt Kleine zudem mit Blick auf die kirchlichen Reformwege, "die Segnung von homosexuellen Paaren sowie der Verbindungen von geschiedenen und wiederverheirateten Menschen ist eine der mehrheitlich befürworteten Forderungen des Synodalen Weges und eines der Themen in der Vorbereitung auf die Weltsynode."
Keine Änderung der Lehre in Sicht
Für Kirchenrechtler Lüdecke ist indes keine Änderung der katholischen Lehre in Fragen von Gender und Sexualmoral in Sicht. Auch wenn das Vorbereitungsdokument zur Vollversammlung der Weltsynode im Oktober in Rom solche Fragen erwähne, ist dies nach Ansicht des Theologen noch kein Reformvorschlag. Vielmehr sei das ganze Thema innerkirchlich eine "Frage der Selbsterhaltung des Systems" und dessen Männerhierarchie.