Kirchentag-Generalsekretärin fordert offenere Debattenkultur

"Gefahr, das Gemeinsame aus dem Blick zu verlieren"

Die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentags, Kristin Jahn, appelliert an die Menschen, in gesellschaftlichen Debatten die eigene Meinung nicht absolut zu setzen.

Autor/in:
Sonja Scheller
Kristin Jahn (l-r), Generalsekretärin Deutscher Evangelischer Kirchentag, Anja Siegesmund, Präsidentin 39. Deutscher Evangelischer Kirchentag, Ralf Meister, Landesbischof Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover, und Belit Onay (Bündnis 90/Die Grünen), Oberbürgermeister Hannover, stehen nach einer Pressekonferenz zum 39. Deutschen Evangelischen Kirchentag 2025 auf einem Balkon des Neuen Rathauses / © Michael Matthey (dpa)
Kristin Jahn (l-r), Generalsekretärin Deutscher Evangelischer Kirchentag, Anja Siegesmund, Präsidentin 39. Deutscher Evangelischer Kirchentag, Ralf Meister, Landesbischof Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannover, und Belit Onay (Bündnis 90/Die Grünen), Oberbürgermeister Hannover, stehen nach einer Pressekonferenz zum 39. Deutschen Evangelischen Kirchentag 2025 auf einem Balkon des Neuen Rathauses / © Michael Matthey ( dpa )

"Je mehr wir uns übereinander erheben, desto mehr Spaltung wird auch in der Kirche geboren und gelebt", sagte Jahn dem Evangelischen Pressedienst (epd). Als Generalsekretärin verantwortet Jahn das Programm des 39. Deutschen Evangelischen Kirchentags, der vom 30. April bis 4. Mai 2025 in Hannover stattfindet.

Kristin Jahn / © Anestis Aslanidis (epd)
Kristin Jahn / © Anestis Aslanidis ( epd )

 

Sie nehme ein unbewusstes Auseinanderdriften der Gesellschaft wahr, sagte die Theologin. So seien die Lebenswelten in Stadt und Land verschieden. Zudem säßen in leitenden Gremien etwa des Kirchentags überwiegend Menschen mit akademischem Hintergrund. 

"Da haben wir in unserem System immer wieder blinde Flecken und stehen in der Gefahr, Themen gar nicht mehr aus einer anderen Perspektive durchdenken zu können, weil uns hier diese Vielfalt fehlt."  Sie lege beim Kirchentag Wert darauf, dass Befürworter und Gegner in einer politischen Sache gleichermaßen zu Wort kämen. 

Sorge über verhärtete Identitätspolitik

"Ich sehe es mit Sorge, wenn sich in kirchlichen Kontexten immer mehr Gruppen gegeneinander stellen, sehr identitätspolitisch für eine Sache kämpfen und dabei eigentlich das Gemeinsame aus dem Blick verlieren", sagte Jahn. 

Mit Blick auf die Kriege in Nahost und in der Ukraine wünsche sie sich eine Haltung, die "die Schmerzen des anderen" sehen könne und niemandem das Existenzrecht abspreche, sagte die Pastorin.  Leitende Vertreterinnen und Vertreter sollten nicht jede politische Entscheidung kommentieren. Daran werde sich die Relevanz der Kirche nicht entscheiden, sagte Jahn. 

Niedersachsens Landeshauptstadt Hannover / © Roman Sigaev (shutterstock)
Niedersachsens Landeshauptstadt Hannover / © Roman Sigaev ( shutterstock )

Nicht mitzuschimpfen, wenn alle schimpften und stattdessen "das Gute und Beste in einer Stadt zu suchen", sei etwas Hochpolitisches, aber nichts Parteipolitisches. Heute sei die Kirche mehr denn je gefragt, sich auf ihre seelsorgerliche Qualität zu fokussieren.  

Der Kirchentag in Hannover steht unter dem Motto "mutig, stark, beherzt". Zu dem Großereignis werden mehrere Zehntausend Besucherinnen und Besucher erwartet.

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Quelle:
epd