Der Deutsche Evangelische Kirchentag in Berlin und Wittenberg hat sich das biblische Motto "Du siehst mich" als Losung gewählt. Das Zitat stammt aus dem hebräischen Teil der Bibel, aus dem 1. Buch Mose (Genesis), Kapitel 16, Vers 13. Dort heißt es nach der Lutherbibel: "Du bist ein Gott, der mich sieht."
Der Text handelt von Hagar, der ägyptischen Sklavin von Sara, der noch kinderlosen Ehefrau Abrahams. Sie soll dem über 80-jährigen Abraham im Auftrag von Sara einen Stammhalter gebären. Als Hagar von Abraham mit Ismael schwanger wird, wird sie von der eifersüchtigen Sara so gedemütigt, dass sie in die Wüste flieht. An einer Wasserquelle trifft Hagar einen Engel, der sie tröstet und zurückschickt.
Vor allem in Lebenskrisen soll die Geschichte Seelsorgern zufolge Trost vermitteln. Die Bibel mache deutlich: Gott kommt dem Menschen nahe, er geht ein Stück seines schwierigen Weges mit. Gott nimmt Anteil an dem, was den Menschen belastet.
"Die Freude darüber, dass mich jemand sieht und sich für mich interessiert, die kennt jede und jeder. Das verbindet Menschen untereinander, egal, ob, was oder an wen sie glauben", legt Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au den Text aus. Da Hagar als Mutter des Ismael auch in der islamischen Tradition eine wichtige Rolle spielt, ergeben sich auch "Anknüpfungspunkte für den interreligiösen Dialog", sagt Kirchentags-Generalsekretärin Ellen Ueberschär. (epd, Mai 2017)