Kirchliche Initiativen, Kinos und Kommunen machen mit bei erster "Marriage Week"

Im Kerzenlicht die Ehe stärken

"Männer und Frauen passen einfach nicht zusammen": Immer mehr Ehescheidungen bei gleichzeitig immer weniger Hochzeiten scheinen die Erkenntnis Loriots zu belegen. Kommt jetzt die Rettung für die schon so oft totgesagte Institution der Ehe? Eine Aktionswoche, die an diesem Samstag startet und bis Valentinstag dauert, soll Eheleute verwöhnen.

Autor/in:
Jutta Olschewski
 (DR)

Candle-Light-Dinner, der Trauringe-Polierdienst, Kinoabende, Tanzkurse oder "romantische Gottesdienste" werden überall in Deutschland angeboten, aber auch Kurse für Kommunikationstraining oder ein Informationsabend mit einer Anwältin für Familienrecht. In Eutin in Schleswig-Holstein bekommen Ehepaare während der Woche auf Schuhe Rabattprozente nach Zahl der Ehejahre. Ein Netzwerk, dem inzwischen über 100 Partner angehören, ist in den vergangenen Monaten entstanden, berichtet Andrea Fleming in München, nationale Pressesprecherin von "Marriage Week". "Allen ist gemeinsam, dass sie herausheben wollen, warum die Ehe wichtig ist."

"Marriage Weeks" werden bereits in Großbritannien, Tschechien, Ungarn und der Schweiz begangen. Der englische Unternehmer Richard Kane hatte im Jahr 1996 darüber nachgedacht, wie man verheirateten Ehepaaren den Rücken stärken könne. Er erklärte daher die Woche vor dem Valentinstag zur "Marriage Week". Kane konnte sogar den damaligen Regierungschef Tony Blair und seine Frau Cherie als Schirmherrschaft gewinnen. Schirmherren der ersten deutschen Aktion in diesem Jahr sind der ZDF-Intendant Markus Schächter und seine Ehefrau Veronika, die vor 33 Jahren den Bund fürs Leben geschlossen haben.

"Wir wollen unsere Ehe-Begeisterung rüberbringen"
Diplom-Theologe Rolf-Dieter Braun aus Hurlach bei Landsberg am Lech ist Richard Kane einmal begegnet. Seitdem ist er von dessen Idee begeistert, erzählt Braun dem epd. Als sich im vergangenen Jahr ein bundesweiter Verein "Marriage-Week" gründete, waren seine Frau Doris und er gleich dabei. "Wir wollen unsere Ehe-Begeisterung rüberbringen", sagt Braun, der seit 27 Jahren verheiratet ist. Ehen seien nicht nur einengend. Ihre Bedeutung als Stützen der Gesellschaft werde unterschätzt, meint er.

Aus dem Umfeld christlicher Initiativen kommen die Hauptakteure der "Marriage Week" in Deutschland. So das "Team F" aus Lüdenscheid, das Ehe- und Familienseminare anbietet, die "Jugend mit einer Mission", zu der die Brauns gehören und die katholische "Gemeinschaft Geist und Sendung" sind federführend. Doch Pressesprecherin Fleming betont, die "Marriage Week" sei "kein christlicher Fischfang". Vielmehr wolle man auch Restaurants, Kinos und Handel, Bildungseinrichtungen und Kommunen ins Boot holen.

Romantik ist Trumpf
Im oberbayerischen Landsberg sind ein Kinobetreiber, die Arbeiterwohlfahrt und die Stadt sowie mehrere Kirchengemeinden mit dabei. Oberbürgermeister Ingo Lehmann (SPD) meint: "Zwei Menschen, die sich öffentlich zu einander bekennen und versprechen, ihr Leben zu teilen, verdienen unsere Anerkennung." Deshalb will er am kommenden Sonntag Ehepaare bei Sekt und Musik im historischen Rathaus empfangen.

Romantik ist Trumpf auch bei den zahlreichen "Candle-Light-Dinner"-Abenden, die Ehepaare während der "Marriage Week" verbringen können. Darunter sind auch einige private Initiativen, wie die der Suchers bei Augsburg, die drei befreundete Paare zu einem gemütlichen Abend einladen. Karl-Otto und Regina Sucher, seit 25 Jahren verheiratet, wissen, was es heißt, sich um eine Beziehung zu kümmern. "Auch bei uns hat es schwere Zeiten gegeben", sagt Regina Sucher. Ihr Rat an alle Eheleute: "Man muss sich zuhören."

Eine Ehe dauert heutzutage im Durchschnitt 13,7 Jahre
Der bayerische evangelische Landesbischof Johannes Friedrich hat vor fast 40 Jahren seiner Frau Dorothea das Ja-Wort gegeben. Sein Ehe-Tipp lautet im Grußwort zur Aktionswoche: "Aufmerksamkeiten, Rituale, Zeit für- und miteinander und auch eine geistliche Tiefe." Laut "Marriage Week" sind in Deutschland 40 Millionen Bundesbürger verheiratet. Eine Ehe dauert heutzutage im Durchschnitt 13,7 Jahre.

An die rund 15.000 gleichgeschlechtlichen Beziehungen, die laut Statistischem Bundesamt gesetzlich als Lebenspartnerschaften eingetragen sind, wird bei der deutschen "Marriage Week" nicht gedacht. "Wir haben eine christliche Position und gehen von der Gemeinschaft von Mann und Frau aus", sagt Andrea Fleming. Wenn ein homosexuelles Paar an einem Tanzkurs oder einem Essen bei Kerzenlicht teilnehmen wollte, "wird es aber mit Sicherheit nicht ausgeschlossen."