Kitas sind für Notfallseelsorger oft unbekanntes Terrain

In Aschaffenburg kann Notfallseelsorge an Grenzen stoßen

Es ist eine Trauer in Wellen. Kinder reagieren laut einer Notfallseelsorgerin anders als Erwachsene auf miterlebte Gewalttaten. Man müsse anders mit ihnen umgehen. Viele Kollegen hätten kaum Erfahrung mit Einsätzen in Kitas.

Kränze und Blumen liegen nach dem tödlichen Angriff in einem Park in Aschaffenburg / © Daniel Löb (dpa)
Kränze und Blumen liegen nach dem tödlichen Angriff in einem Park in Aschaffenburg / © Daniel Löb ( (Link ist extern)dpa )

Die Notfallseelsorge kann bei Ereignissen wie einem Messerangriff auf Kitakinder an ihre Grenzen kommen. "Man denkt nicht immer das Schlimmste", sagte die Koordinatorin der Ökumenischen Notfallseelsorge für die rheinland-pfälzische Stadt Trier und den angrenzenden Landkreis, Daniela Standard, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag in Trier. 

Am Mittwoch hatte nach Polizeiangaben in Aschaffenburg ein 28-jähriger Afghane eine Kitagruppe mit einem Messer angegriffen und zwei Menschen getötet.

Standard räumte ein, anders als Schulen seien Kindertageseinrichtungen als mögliche Einsatzorte für Notfallseelsorge bisher nicht im Blick gewesen. Die Kommunikation mit Kindern nach traumatischen Erlebnissen unterscheide sich gegenüber Erwachsenen: „Mit Kindern geht man anders um, denn Kinder trauern anders.“

Kein wirkliches Verständnis von Tod

Was der Tod bedeute, sei manchen Kindern nicht wirklich klar. Das Erfassen des Geschehens erfolge in Wellen. „Schritt für Schritt - und mit Pausen“, erläuterte Standard das kindliche Begreifen eines dramatischen Geschehens, bei dem Menschen gestorben sind. Die Gemeindereferentin war unter anderem nach einer Amokfahrt in Trier im Jahr 2020 im Einsatz.

 In einem Park in Aschaffenburg wurden ein zweijähriger Junge und ein 41-jähriger Mann getötet / © Daniel Löb (dpa)
In einem Park in Aschaffenburg wurden ein zweijähriger Junge und ein 41-jähriger Mann getötet / © Daniel Löb ( (Link ist extern)dpa )

Es biete sich an, mit Kindern auch in Gruppenarbeit über das Geschehen zu sprechen und dieses gemeinsam zu betrachten. Wichtig sei, für sie eine Form der Normalität zu schaffen. Wenn möglich, sollten die Kinder zu ihren Familien kommen, wo sie wieder in ihrer gewohnten Umgebung seien. Auch betroffenen Eltern sollten Gespräche angeboten werden.

Langfristige Hilfe nötig

Manche Familien würden diese Hilfe unmittelbar in Anspruch nehmen, andere seien zurückhaltender. „Es gilt, für Eltern da zu sein - die Trauer und den Schock kann man ihnen allerdings nicht nehmen“, betonte Standard. Auch komme die Notfallseelsorge nur in akuten Situationen zum Einsatz und sei kein Ersatz für langfristige Hilfe.

„Wir müssen auch unsere eigenen Grenzen kennen und fragen, was kann ich selbst aushalten“, sagte die Seelsorgerin. Rund 20 Kräfte hat die Ökumenische Notfallseelsorge in Trier und im Landkreis Trier-Saarburg. Nach eigenen Angaben führt die Notfallseelsorge pro Jahr im Schnitt 100 Einsätze durch - kostenfrei für die Menschen.

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Trauer nach tödlichem Messerangriff in Aschaffenburg