Der Anti-Missbrauchsgipfel im Vatikan soll die Führung der katholischen Kirche umfassend mit dem Thema Missbrauch und der Verantwortlichkeit der Hierarchie konfrontieren. Das erklärte der Moderator des Gipfels, Pater Federico Lombardi, am Montag bei einer Pressekonferenz im Vatikan. Eine eigene Internetseite unter der Adresse www.pbc2019.org soll über den Fortgang der Konferenz und anschließende Bemühungen informieren.
Arbeit in Kleingruppen
Zugleich gab er das genaue Programm bekannt. Demnach gibt es täglich drei Referate mit Fragerunden sowie Gespräche in elf Kleingruppen. Außerdem Zeugnisse von Missbrauchsopfern und einen Bußgottesdienst. Abstimmungen oder Beschlüsse über Papiere sind nicht vorgesehen.
Unter den Rednern sind die Kardinäle Reinhard Marx (München), Antonio Tagle (Manila) und Blase Cupich (Chicago). Sprechen werden ferner eine mexikanische Vatikankorrespondentin und eine nigerianische Ordensobere. Zu Beginn des Treffens in der neuen Synodenaula wie bei den täglichen Abendgebeten werden auch Opfer von Missbrauch sprechen - am Donnerstagmorgen per Videoaufzeichnung, bei den täglichen Abendgebeten sind Betroffene persönlich anwesend.
Papstansprache zum Abschluss
Das Treffen endet am Samstagabend mit einem Bußgottesdienst und einer Messe am Sonntagmorgen. Nach der Messe wird Papst Franziskus eine Ansprache halten. In den Tagen danach will er mit dem Vorbereitungsteam über Konsequenzen aus dem Treffen und über weitere Schritte beraten.
Die drei Arbeitstage stehen unter den Themen: Verantwortung, Rechenschaft und Transparenz. Am ersten Tag werden Kardinal Tagle, Erzbischof Charles Scicluna und der kolumbianische Kardinal Ruben Salazar-Gomez sprechen.
Am Freitag folgen Bombays Kardinal Oswald Gracias, Kardinal Cupich und Linda Ghisoni von der Päpstlichen Behörde für Familie und Leben. Am Samstag sprechen die afrikanische Generalobere, Veronica Openibo, Kardinal Marx und die Journalistin Valentina Alazraki zum Thema Transparenz.
Treffen mit Vertretern von Opferverbänden
Im Umfeld der Anti-Missbrauchskonferenz wollen sich deren Organisatoren auch mit Vertretern von Opferverbänden treffen. Das teilte der Moderator der Konferenz, Federico Lombardi, weiter mit. Etliche Verbände von Betroffenen halten sich während der Konferenz zu Demonstrationen und eigenen Informationsveranstaltungen in Rom auf.
Aus ihren Reihen gibt es immer wieder Vorwürfe, Betroffene von Missbrauch seien an der Konferenz nicht beteiligt. Auch habe es von Seiten des Vatikan bislang keine Signale zu einem Dialog gegeben. Ort und Zeitpunkt des Treffens teilte der Moderator des Gipfels, Pater Federico Lombardi, nicht mit. Die Vertraulichkeit des Treffens sei eine Voraussetzung für den ungestörten Verlauf der Begegnung, erklärte er.
Durchgreifen gegen Täter auch im Inneren des Vatikan
Der vatikanische Chefaufklärer für Sexualverbrechen hat ein konsequentes Durchgreifen gegen Täter auch im Inneren des Vatikan angekündigt. Der maltesische Erzbischof Charles Scicluna sagte am Montag bei einer Pressekonferenz im Vatikan, dies bedeute eine kulturelle Verschiebung.
Früher habe in Rom das Sprichwort gegolten, dass die Gesetze zwar im Vatikan gemacht, aber nur draußen in der Weltkirche angewendet werden. Jetzt würden sie aber auch im Vatikan selbst ausgeführt. Scicluna äußerte sich im Zusammenhang mit Medienberichten, wonach ein hochrangiger, aus den USA stammender Kirchenjurist im Vatikan selbst beschuldigt wird, Minderjährige sexuell missbraucht zu haben.
Scicluna: Gipfeltreffen im Vatikan wird Konsequenzen haben
Erzbischof Charles Scicluna, Chefaufklärer das Papstes für Sexualverbrechen von Klerikern, hat weitreichende Konsequenzen für die Zeit nach dem Anti-Misbrauchsgipfel in Rom angekündigt. Unmittelbar nach dem viertägigen Treffen werde Papst Franziskus mit den Organisatoren über die weiteren Schritte beraten, sagte der maltesische Erzbischof am Montag im Vatikan.
Es werde kurzfristige Konsequenzen geben; andere Schritte würden mittelfristig oder erst langfristig umgesetzt werden, so Scicluna. Schon jetzt sei das Personal in der federführenden Abteilung der Glaubenskongregation von 10 auf 17 Kirchenjuristen deutlich aufgestockt worden; die Verfahren würden spürbar beschleunigt. Scicluna ermittelt seit 2002 im Auftrag des Papstes gegen Kleriker, die Minderjährige sexuell missbraucht haben.