domradio.de: Sie treffen die Pilger heute Mittag in Köln. Und Sie wandern auch ein bisschen mit denen weiter, oder?
Markus Perger (Abteilung Weltkirche im Erzbistum Köln): Ich laufe tatsächlich mit, weil ich persönlich inhaltlich die Forderung nach einer globalen Klimagerechtigkeit mittrage. Da denke ich, ist es das mindeste Zeichen, in dieser Zeit im Erzbistum Köln auch physisch mit auf der Straße zu sein.
domradio.de: Stehen Sie mit den Pilgern in Kontakt, tun denen schon die Füße weh? Die sind ja schon eine ganze Zeit unterwegs.
Perger: Wir hatten gerade am Wochenende in Wuppertal ein Bergfest. Das war eine große Fete. Und das ist ja auch ein wunderbares Phänomen: Die Leute kommen müde, abgekämpft, vielleicht mit ein bisschen Muskelkater und Blasen an den Füßen an - und in dem Moment, in dem man freundlich mit einem festlich gedeckten Tisch aufgenommen wird, fällt die gesamte Mühsahl des Weges von den Gliedern ab. Deshalb freue ich mich, jetzt gleich auf den Weg zu kommen. Außerdem haben wir ja optiomales Wanderwetter. Die Strecken sind auch so geschnitten - 22 bis 25 km am Tag -, dass man das auch ohne größere Blessuren über die Bühne bekommt.
domradio.de: Wo ist für Sie der Unterschied zwischen ökumenischen Klimapilgern und einer ganz normalen Pilgergruppe? Sie haben ja Forderungen auf Ihrem Weg dabei...
Perger: Zum ökumenischen Charakter: Wenn wir uns als Katholiken aufmachen, dann laufen wir von Köln aus in der Regel nach Kevelaer oder nach Trier. Das sind in aller Regel katholische Wallfahrten, die von Bruderschaften durchgeführt werden - auch wenn immer auch einzelne evangelische Christen dabei sind.
Beim Klimapilgern haben wir ein größeres Bündnis. Die beiden großen Kirchen in Deutschland haben sich schon vor einem Jahr darauf verständigt, dass sie bei der großen politischen Frage danach, wie es mit unserer Welt bezogen auf das Klima weitergeht, eine Stimme sein wollen. Beim Klimagipfel in Paris soll die Stimme der Christen hörbar werden.
domradio.de: Was sagt die christliche Stimme, was sind die Forderungen?
Perger: Es sind drei Forderungen. Als erstes: Zunächst mal aufs Gas zu drücken. Es braucht ein verbindliches Klimaabkommen - und zwar jetzt. Bei allen Szenarien geht man davon aus, dass die Ozeane weiter schmelzen. Hier ist das Kyoto-Protokoll einfach überholt. Man muss zu 2020 für ein Nachfolgeprotokoll Sorge tragen, damit die Reduktion von Treibhausgasen in die Gesetzgebung kommt.
Zweitens geht es vor allem um gerechte und dauerhafte Klimaschutzmaßnahmen. Was ist die Alternative zum jetzigen Lebensstil und zum jetzigen Wirtschaftsstil? Die Alternative sehen wir in den erneuerbaren Energien. Insbesondere natürlich Sonne und Wind, aber auch die Wasserenergie. Und dann müssen - drittens - die finanziellen Mittel auch erhöht werden, um die Klimaschutzmaßnahmen zu finanzieren. Das sind drei Forderungen für die wir jetzt auf der Straße sind und nach Paris wandern.
Das Interview führte Verena Tröster.
Um 17 Uhr gibt es unter dem Motto "Kommt mit .... Und ruht ein wenig aus." eine Andacht mit den Klimapilgern im Kölner Dom.