Klimaschutz-Index lobt Deutschland - USA auf vorletztem Rang

Gold, Silber, Bronze - an kein Land

Seit ihrem Amtsantritt gibt sich Bundeskanzlerin Angela Merkel national und international als Vorreiterin für den Klimaschutz - und erhält nun Rückenwind durch den "Klimaschutz-Index" einer Umweltschutzorganisation. Ganz anders die USA, die wieder mal ihrem Ruf als Klimasünder gerecht werden. Und überhaupt gibt es eigentlich keinen Grund zu jubeln.

 (DR)

Deutschland ist beim Klimaschutz laut einem Index von Umweltorganisationen auf Rang zwei hinter Schweden vorgerückt. Damit verbesserte sich die Bundesrepublik gegenüber dem Vorjahr um zwei Plätze, wie "Germanwatch" und das "Klima-Aktions-Netzwerk Europa" am Freitag am Rand der Weltklimakonferenz auf Bali mitteilten.

Die Aktivisten nahmen 56 Länder unter die Lupe, die zusammen für mehr als 90 Prozent der weltweit aus Energiekonsum stammenden Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich sind. Auf den vorderen Plätzen folgen Island, Mexiko, Indien und Ungarn. Schlusslicht wurde Saudi-Arabien, hinter den USA. China landete auf dem 40., Russland auf dem 50. Platz.

Kein Land aufs Siegerpodest
Unter den zehn größten Treibhausgas-Verursachern wurde Deutschland Umwelt-Spitzenreiter, die USA wurden letzter. In den Klima-Index 2008 flossen die Höhe der Emissionen, ihre Entwicklung und die Klimapolitik des jeweiligen Landes ein. Preisverdächtig fanden die Umweltschützer aber keine Nation. "Wenn Klimaschutz eine olympische Disziplin wäre, würde es kein Land verdienen, auf das Siegerpodest zu steigen", hieß es.

Länder wie Spitzenreiter Schweden hätten eine günstige Ausgangsposition für die Nutzung erneuerbarer Energiequellen, hieß es. In manchen Staaten sanken zudem die Emissionen vor allem wegen des Zusammenbruchs ineffizienter Kohleindustrien nach dem Ende der Sowjetunion. Nicht berücksichtigt wurden klimaschädliche Treibhausgase aus Land- und Forstwirtschaft, die in Indien, Indonesien und Brasilien eine große Rolle spielen.

Gemischte Halbzeit-Bilanz der Klimakonferenz
Bei der Weltklimakonferenz auf Bali haben Teilnehmer zum Ende der ersten Verhandlungswoche eine gemischte Bilanz gezogen. Es gebe zwar einige Fortschritte, jetzt müssten die Regierungen aber handeln, sagte der WWF-Klima-Experte Hans Verolme am Freitag am Konferenzort Nusa Dua. "Wir können zu einem Abschluss kommen, wir können die Emissionen senken, wir können die Folgen des gefährlichen Klimawandels verlangsamen", fügte er hinzu.

Konkrete Verhandlungsergebnisse legten die 190 Teilnehmerstaaten noch nicht vor. Von der UN-Konferenz, die bis 14. Dezember dauert, wird ein Fahrplan und eine Zeitrahmen für Verhandlungen über ein Kyoto-Folgeabkommen für die Zeit nach 2012 erwartet. Strittig ist dabei eine weitere Senkung der Kohlendioxid-Emissionen in den Industrieländern. Die EU hat sich zu einer Reduzierung von 20 Prozent bis 2020 bereiterklärt, Deutschland strebt 40 Prozent an.

Die USA sind dem Kyoto-Abkommen nicht beigetreten und lehnen verbindliche Ziele weiter ab. Auch Saudi-Arabien gehöre auf Bali zu den Blockierern, sagte der Klima-Experte Franzjosef Schafhausen aus dem Bundesumweltministerium dem epd. Der Ministerialrat sprach von einem "Abtasten der unterschiedlichen Positionen". Alle warteten auf die Minister, die am Mittwoch auf Bali zusammenkommen wollen. Dann werde die Konferenz zum Abschluss an Dynamik gewinnen.

EU würdigt Rolle Chinas
Auch Staaten wie China, Brasilien und Südafrika signalisierten auf Bali, zum Klimaschutz beitragen zu wollen. Der EU-Delegationsleiter Artur Runge-Metzger lobte besonders die Rolle Chinas auf der Konferenz. Wichtige Verhandlungsthemen zwischen Industrie- und Entwicklungsländern sind die Anpassung an die Folgen der Erwärmung, Finanzhilfen für Entwicklungsländer und der Schutz der Wälder.

Der Leiter des UN-Klimasekretariats Yvo de Boer sagte, der Verhandlungsprozess komme sehr gut voran. Bei der Finanzierung der Klimapolitik nannte er Deutschland als Vorbild, das Emissionsrechte versteigert habe und jetzt einen Teil für Klimakooperationen mit armen Ländern zur Verfügung stelle. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte 120 Millionen Euro angekündigt.