Klöckner warnt vor unkritischem Rückbezug auf Christentum

"Glaube muss aus sich selbst heraus kommen"

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) warnt vor einem unkritischen Rückbezug auf das Christentum. "Wir sollten nicht den christlichen Glauben wiederentdecken aus Angst vor einer angeblichen Islamisierung", sagt sie der "Zeit". 

Diskussion um Kreuze im öffentlichen Raum / © Peter Kneffel (dpa)
Diskussion um Kreuze im öffentlichen Raum / © Peter Kneffel ( dpa )

Klöckner fügte hinzu: "Ich muss mich nicht plötzlich an christlichen Symbolen festhalten, weil andere etwas anderes glauben und dokumentieren. Glauben muss aus einem selbst heraus kommen und nicht in der Funktion der Abgrenzung."

Zum Verhältnis von Religion und Staat erklärte die Bundesministerin, die auch Theologie studiert hat: "Das aufgeklärte Christentum ist mit unserem Grundgesetz vereinbar. Fundamentalismus nicht. Viele Strömungen im Islam haben noch einen weiten Weg vor sich." Klöckner zeigte sich zugleich verwundert über eine "Zurückhaltung der linken Kirchenkritiker gegenüber dem fundamentalistischen Islam".

Forderungen an die Kirche

Die katholische Kirche sei als konservative Institution immer von progressiven Feministinnen kritisiert worden, "sicher nicht zu Unrecht. Aber für patriarchale Strukturen im fundamentalistischen Islam haben sie volles Verständnis". Da werde "mit zweierlei Maß gemessen". Klöckner sagte: "Wir müssen uns frei machen vom Absender einer Botschaft, denn die Aussage ist das, was zählt. Und wenn diese frauenfeindlich ist, dann muss sie kritisiert werden, egal, welcher kulturelle Hintergrund dahinter steckt."

An die Adresse der eigenen Kirche gerichtet, sagte die Katholikin: "Bei manchen Kirchenvertretern wundert mich, dass sie sich mehr mit Tagespolitik wie Windkraft oder Gentechnik beschäftigen als mit der klassischen Seelsorge und der Frage, warum die Kirchen so leer sind." Sie forderte: "Wann dürfen gemischtkonfessionelle Paare nun endlich gemeinsam zum Tisch des Herrn, oder wiederverheiratet Geschiedene? Wann werden Frauen zu Diakoninnen geweiht?"


Julia Klöckner / © Kay Nietfeld (dpa)
Julia Klöckner / © Kay Nietfeld ( dpa )
Quelle:
KNA