Kloster Himmerod in der Eifel ein Jahr nach dem Insolvenzantrag

Nur nicht geschlagen geben

Genau ein Jahr nach dem Insolvenzantrag des Zisterzienser-Klosters Himmerod in der Eifel ist dessen Überleben offenbar nicht mehr in Gefahr. "Wir geben uns nicht geschlagen", sagt Abt Thomas Denter, vorläufiger Verwalter des Klosters mit Sanierungsauftrag. Sein Vorgehen klingt vertraut: "Sparen, sparen und nochmals sparen."

Autor/in:
Marlene Grund
 (DR)

Dem riesigen Komplex unter alten Bäumen mit Kirche, Kloster und Wirtschaftsgebäuden wie Tagungshaus, Restaurant und Klosterladen drohte im vergangenen August das Aus. Das fast 900 Jahre alte Zisterzienserkloster, das sich darauf beruft, 1135 von Bernhard von Clairvaux gegründet worden zu sein, meldete Insolvenz für seine Betriebe mit 35 Angestellten an.



Insolvenz trotz Busladungen von Touristen

Trotz Busladungen von Tagesgästen und florierendem Seminarbetrieb schrieb die Abtei pro Jahr bis zu 250.000 Euro Verlust. Thomas Simon, Vorsitzender des Fördervereins Abtei Himmerod, macht dafür gravierende Fehler des vorherigen externen Managements verantwortlich.



Die Zukunft der Traditionsabtei, neben Kloster Eberbach Clairvauxs einzige Gründung in Deutschland, stand auf der Kippe. Dass sich mehr als 4.000 Menschen für den Erhalt von Himmerod einsetzten, bewog die Zisterzienserkongregation zum Einlenken: Sie gewährte im vergangenen Oktober eine Gnadenfrist von zunächst zwölf Monaten.



"Wir sind auf einem guten Weg"

Seit November pendelt Thomas Denter, Alt-Abt aus der Abtei Marienstatt im Westerwald, nach Himmerod. Der 77-Jährige ist in Marienstatt noch für die Energiewirtschaft zuständig. Parallel dazu versucht er, das Kloster in der Eifel zu retten. "Wir sind auf einem guten Weg", sagt der Zisterziensermönch voller Optimismus. Der Trierer Unternehmer Simon, der die Sanierung der Abtei begleitet, beschreibt den Abt als "wunderbaren Administrator, der geistig-spirituelles Leben mit Verständnis für Wirtschaft verbindet".



Die Sanierung ging allerdings nicht ohne Kündigungen ab, räumt Geschäftsmann Simon ein. Nur noch 18 Menschen sind derzeit in Teil- oder Vollzeit beschäftigt. Gaststätte und Klosterladen sind verpachtet und werden vom "Himmeroder Forum für Führungskräfte" ehrenamtlich gemanagt. "Die Einnahmen aus dem Pachtbetrieb geben dem Kloster Luft, sich um weitere notwendige Sanierungen zu kümmern", sagt Simon. Als nächstes sollen die Forellenteiche verpachtet werden.



Biblische Weinprobe mit CDU-Politikerin Klöckner

Der Vorsitzende des Fördervereins kalkuliert durchaus mit einem dauerhaften Einsatz der ehrenamtlichen Helfer. Rund hundert machen es sich bislang zur Aufgabe, das geschichtsträchtige Kloster im Salmtal zu erhalten. Vor einigen Tagen reihte sich auch die rheinland-pfälzische CDU-Chefin und studierte Theologin Julia Klöckner bei den Unterstützern ein: Sie will im kommenden Jahr in Himmerod zu einer biblischen Weinprobe einladen.



Dem Förderverein sind mittlerweile 680 Menschen beigetreten. Die Zahl der Mönche in Himmerod stieg von elf auf 14. Sogar deren bisheriger Altersdurchschnitt von weit über 60 konnte ein wenig gedrückt werden.



Freiwillige mit Fachkenntnissen gesucht

Nach Angaben des Insolvenzverwalters wird es jedoch noch eine Weile dauern, bis das Verfahren abgeschlossen werden kann. Akut stehen noch Sanierungen im Konventsgebäude und in der Hauskapelle an, mittelfristig eine Dachsanierung und die Restaurierung wertvoller Bücher der Himmeroder Klosterbibliothek. Alles zusammen beläuft sich Schätzungen zufolge auf weitaus mehr als eine Million Euro. "Wir brauchen weiter Freiwillige mit Tatkraft und Fachkenntnissen für Werkwochen", wirbt Simon.



Letztlich liegt die Entscheidung über das weitere Schicksal des traditionsreichen Klosters beim Orden. "Ich werde in meinem Bericht für den Weiterbestand plädieren, kündigt Thomas Denter an, der seine Erfahrung aus 36 Jahren Klosterleitung in die Waagschale werfen will.

Der Mann in der schwarz-weißen Kutte des Ordens ist bereit, sein Engagement in Himmerod noch einmal zu verlängern - "auch wenn das Pendeln eine Belastung bedeutet". Seine Zielsetzung drückt er nicht in Zahlen, sondern in Wünschen aus: "Ende des Jahres wollen wir auf dem Berg sein, im nächsten Jahr darüber."