DOMRADIO.DE: Mit den 20 neuen Kardinälen sind es jetzt 226, davon sind 132 unter 80 Jahren, also wahlberechtigt bei einem möglichen Konklave. Was macht das mit dieser Kardinals Gemeinschaft? Wie setzt sie sich zusammen?
Ludwig Ring-Eifel (Leiter des Büros des Centrum Informationis Catholicum, CIC, in Rom, Chefreporter Katholische Nachrichten-Agentur, KNA): Er hat das fortgesetzt, was er eigentlich schon bei den letzten neuen Ernennungen gemacht hat. Er hat ja fast jedes Jahr in seinem Pontifikat neue Kardinäle ernannt und folgte dabei immer dem gleichen Trend. Er nimmt immer mehr Leute aus anderen Ländern, aus anderen Erdteilen mit rein.
Das Kardinalskollegium wird immer internationaler, insbesondere die Asiaten werden immer mehr. Es sind jetzt fast schon so viele wie die Lateinamerikaner. Er ernennt auch gerne mal Bischöfe aus sehr kleinen Bistümern oder Geistliche, die gar keine Bischöfe sind.
Das ist also nicht mehr so wie früher, dass der Erzbischof von Köln oder der Erzbischof von München automatisch auf das Kardinalat gebucht sind. Er nimmt lieber auch mal die Kleinen und die Entlegenen dran.
DOMRADIO.DE: Alle Kardinäle auf der Welt sind aufgerufen, sich jetzt in diesen Tagen noch bis Dienstag nach Rom zu begeben. Es sind aber nicht alle 226 Kardinäle da. Wer fehlt denn?
Ring-Eifel: Wer alles fehlt, wurde nicht mitgeteilt. Es wurde nur mitgeteilt, dass etwa 30 bis 40 nicht gekommen sind. Man kann davon ausgehen, dass das in der Regel die sehr hochbetagten Kardinäle sind, die beispielsweise über 85 sind und denen einfach die Reise zu beschwerlich ist oder die aus Krankheitsgründen nicht kommen können.
Einer von den neuen Kardinälen ist übrigens auch gleich an dem Tag, wo er als Kardinal ernannt werden sollte, so schwer erkrankt, dass er ins Krankenhaus musste und er konnte gar nicht an der Feier teilnehmen.
DOMRADIO.DE: Merkt man eigentlich im römischen Stadtbild etwas davon, wenn diese große Zahl an hohen Kirchenvertretern da noch zusätzlich da reinkommen?
Ring-Eifel: Man merkt es vor allen Dingen an den Fangruppen, die anreisen. Vor allen Dingen die Afrikaner sind sehr lautstark. Für den neuen nigerianischen Kardinal ist gleich eine ganze Busladung eingetroffen. Die machen hier richtig Stimmung. Auch die Italiener unterstützen ihre neuen Kardinäle lautstark. Also das merkt man im Stadtbild schon. Es ist ziemlich fröhlich und auch sehr international.
DOMRADIO.DE: Wie läuft das denn organisatorisch? Gibt es gewisse Regeln dafür, wenn sämtliche Kardinäle der Weltkirche eingeladen werden?
Ring-Eifel: Es gibt relativ wenige Regeln, zumindest sind die nicht veröffentlicht. Der erste Tag lief sehr rituell ab im Petersdom. Da gab es einen feierlichen Gottesdienst mit der Ernennung der neuen Kardinäle.
Der zweite Teil, der jetzt am Montag und Dienstag kommt: Das ist eigentlich ja nur eine Kardinalsversammlung, kein regelrechtes Konsistorium. Was da für interne Regeln gelten, wurde überhaupt nicht mitgeteilt. Es wurde nur mitgeteilt, dass man von morgens bis abends diskutieren will und dass es nur eine kurze Mittagspause gibt. Wie das abläuft, das werden wir morgen und übermorgen sehen.
DOMRADIO.DE: Schauen wir noch mal auf die Delegation aus Deutschland, obwohl die ja nur aus zwei Personen besteht. Kardinal Woelki aus Köln und Kardinal Marx aus München sind angereist. Kriegt man von denen was mit?
Ring-Eifel: Leider sehr wenig. Die sind weitgehend abgetaucht. Kardinal Marx hat auch, bevor er in München abgereist ist, kein Medienstatement abgegeben. Kardinal Woelki auch nicht. Ob die deutschen Kardinäle eine aktive Rolle spielen werden, da bin ich sehr gespannt; insbesondere bei Marx, der ja eigentlich einer der Mitväter der Kurienreform ist, die jetzt morgen und übermorgen diskutiert werden soll.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.