Knobloch: Kritik an Israel wird zum Antisemitismus-Vehikel

Kritik ja - aber nicht tendenziös

Der Zentralrat der Juden hat sich gegen pauschale Verurteilungen Israels in den Medien und in der Politik gewandt. Grundsätzlich sei Kritik an der israelischen Regierung gestattet, sie dürfe aber auf keinen Fall als Vehikel für antisemitische oder antiisraelische Äußerungen dienen, mahnte Zentralrats-Präsidentin Charlotte Knobloch in einem Interview der Wochenzeitung "Jüdische Allgemeine".

 (DR)

Der Zentralrat der Juden hat sich gegen pauschale Verurteilungen Israels in den Medien und in der Politik gewandt. Grundsätzlich sei Kritik an der israelischen Regierung gestattet, sie dürfe aber auf keinen Fall als Vehikel für antisemitische oder antiisraelische Äußerungen dienen, mahnte Zentralrats-Präsidentin Charlotte Knobloch in einem Interview der Wochenzeitung "Jüdische Allgemeine". Genau dies habe sie aber in den vergangenen Tagen bei einzelnen Politikern und Bürgern erlebt. Zugleich wertete Knobloch die Berichterstattung über den Nahostkonflikt als einseitig und oftmals tendenziös.

Friedmann verteidigt Israel
Der TV-Moderator und einziges deutsches Aufsichtsratsmitglied der Jewish Agency, Michel Friedman, hat Militärschläge Israels auf Zivilisten im Libanon verteidigt. Die radikalislamische Hisbollah-Miliz im Libanon verschanze sich hinter der Bevölkerung und stelle dort auch Raketenabschussrampen auf, sagte Friedman am Mittwoch dem WDR in Köln. "Das ist Zynismus und unerträglich und führt dazu, dass, wenn man militärisch-operativ vorgeht, leider Gottes auch Zivilisten berührt." Krieg führe immer auch zu zivilen Verlusten, "was furchtbar ist", erklärte Friedman.

Ursache des Problems sei jedoch nicht Israel, sondern die Hisbollah und eine schwache libanesische Regierung. Ziel müsse deshalb die von den Vereinten geforderte Entwaffnung der Milizen sein, sagte Friedman, der 2005 als einziger Deutscher in den Aufsichtsrat der Jewish Agency for Israel berufen wurde. Die Organisation versteht sich als Bindeglied zwischen Israel und den jüdischen Gemeinden in aller Welt.

Kritik an Kritiker
Es sei zwar bedauerlich, dass auch unbeteiligte Ziele getroffen würden, erklärte Friedman mit Blick auf den Angriff auf ein Flüchtlingslager im Libanon in der Nacht zu Mittwoch. "Aber die Alternative wäre, sich nicht zu wehren, und das wäre das Ende des Staates Israel", betonte der TV-Moderator.

Friedman verurteilte die Kritik des Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde in Schleswig-Holstein, Rolf Verleger, der den sicherheitspolitischen Nutzen der israelischen Militäraktion öffentlich in Zweifel gezogen hatte. Verleger sollte "sehr vorsichtig sein, wenn er sich zum Militärexperten aufschwingt", sagte Friedman. In Deutschland lebende Juden und Nichtjuden könnten die "wirkliche militärische Dimension" gar nicht erfassen.
(KNA, epd, dr)