Köln bereitet sich auf die Feiern rund um den Dom vor

Silvester ein Jahr danach

Die Vorfälle der Kölner Silvesternacht erschütterten nicht nur die Domstadt in ihren Grundfesten. In diesem Jahr sollen dafür aber ganz andere Bilder von Köln um die Welt gehen. Das hofft auch die Kirche.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
Silvester am Dom soll sicher werden  / © Ina Fassbender (dpa)
Silvester am Dom soll sicher werden / © Ina Fassbender ( dpa )

"Am Silvesterabend kann die Domplatte erst nach einer Personenkontrolle betreten werden", heißt es auf der Internetseite des Kölner Doms. "Bitte rechnen Sie für den Besuch des Pontifikalamts im Vorfeld entsprechende Wartezeiten ein." Hier ist mit wenigen Worten die Realität zum Jahresende 2016 umrissen: Nicht nur, wer um 18.30 Uhr zum beliebten Jahresschlussgottesdienst mit Kardinal Rainer Maria Woelki will, sieht sich mit massiven Sicherheitsmaßnahmen rund um die Kathedrale konfrontiert - eine Folge der kriminellen Übergriffe in der Silvesternacht 2015 und auch des Anschlags von Berlin. Kann da noch festliche Stimmung aufkommen?

"Ich gehe mit der gleichen Ruhe in die Jahresschlussandacht, wie ich die Christmette gefeiert habe", stellt Dompropst Gerd Bachner als Hausherr der Kathedrale klar. "Wir haben alles getan, was notwendig ist, aber eine vollkommene Sicherheit kann es nirgendwo geben." Er habe Vertrauen in die Maßnahmen der Behörden, die allein mit rund 1.800 Polizisten das Zehnfache des vergangenen Jahres aufbieten.

Zudem sind verstärkte Kontrollen, Videoüberwachung und die zusätzliche Ausleuchtung an neuralgischen Punkten geplant. Als eigenen Beitrag hat das Domkapitel laut Bachner die Präsenz der Domschweizer erhöht. Welche weiteren Vorkehrungen noch getroffen werden, will er aus nachvollziehbaren Gründen nicht offenlegen: "Das haben wir mit der Polizei so vereinbart. Sonst wäre es ja kein Sicherheitskonzept."

Taschenkontrollen möglich 

Vor dem gleichen Hintergrund hatte es zur Christmette an Heiligabend erstmals Taschenkontrollen an den Domportalen gegeben. "Ich habe mir das eine Stunde lang angesehen: Da gab es niemanden, der aggressiv oder missmutig reagiert hat", zeigt sich Bachner erleichtert. Zu Silvester wird es eine Schutzzone um das Domareal geben, wo etwa Feuerwerkskörper verboten sind. Da dürften sich solche Kontrollen erübrigen - eigentlich. Bachner: "Wir halten uns alle Möglichkeiten offen."

Kardinal Woelki überlässt das Thema "Silvester und Sicherheit" auf Anfrage lieber dem zuständigen Dompropst. Im Pontifikalamt am Mittwochabend hatte der Erzbischof kurz Bezug genommen auf die Ereignisse vor knapp einem Jahr. Damals hätten "marodierende Banden junger Männer mit ganz unterschiedlichen Migrationshintergründen" das Leben und die Würde Hunderter Frauen bedroht.

"Dom ist keine No-Go-Area"

"Bedroht wird in vielen Ländern, aus denen diese jungen Männer kommen, alles, was mit Emanzipation und Freiheit zu tun hat; da ist der hoffnungsvolle Arabische Frühling sehr schnell wieder verblüht", ergänzte Woelki, der sich bei aller Kritik an den Silvester-Vorfällen immer wieder für Differenzierung und gegen eine pauschale Verurteilung von Flüchtlingen stark macht.

Daran besteht auch für Bachner kein Zweifel. "Wir leben in einer Demokratie, dazu gehört ein geordnetes Miteinander mit bestimmten Rahmenbedingungen." Und diese erfordern an Silvester 2016 nun mal eine Schutzzone um den Dom, mit der der Hausherr aber gut leben kann. "Es ist mir wichtig, dass es am Dom Leben gibt und er keine No-Go-Area wird." Dafür sollen auch kulturelle Anziehungspunkte sorgen: zwei Chorkonzerte und vor allem die Licht- und Klanginstallation "Time Drifts Cologne" des Künstlers Philipp Geist.

Besucher einbeziehen 

Bachner begrüßt die Idee, dabei einzelne Besucher anzustrahlen und als Akteure einzubeziehen. "Theologisch ausgedrückt: Der Mensch ist letztes Silvester mit Füßen getreten worden in seiner Würde", erläutert der Dompropst. "Indem er nun Teil der Installation ist, und zwar nicht als Objekt, sondern als Subjekt, erhält er seine Würde zurück."

Außerdem konnten Bürger Wörter vorschlagen, die auf den Boden und an die Fassade des Domforums und des Römisch-Germanischen Museums projiziert werden. Der "Wortteppich" besteht aus positiv besetzten Begriffen wie "Freundschaft", "Kreativität", "Wortwolke", "Kein Mensch ist illegal" oder das kölsche "Loss mer fiere" (Lasst uns feiern). "Ich freue mich darauf, dann nach dem Gottesdienst die Installation zu sehen", sagt Bachner. Ein Aufatmen dürfte es für ihn aber erst geben, wenn das neue Jahr schon ein paar Stunden alt ist.


Dompropst Bachner / © domradio.de (DR)
Dompropst Bachner / © domradio.de ( DR )
Quelle:
KNA