DOMRADIO:DE: Sie rufen ausdrücklich zur Wahl auf, weil Sie sagen, das wird eine Schicksalswahl. Warum?
Norbert Michels (Geschäftsführer des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Köln): Es haben sich die Gegner von Europa schon in Stellung gebracht und zwar nicht nur seit gestern, sondern schon seit der letzten Europawahl! Und wenn Sie sich überlegen, wer alles in welchen Regierungen in den Ländern Europas sitzt, können Sie sich vorstellen, wie dieses Europa, wenn die Wahl nicht von demokratischen Parteien gewonnen wird, zukünftig aussehen wird.
DOMRADIO:DE: Gestern wurde der Wahl-O-mat freigeschaltet, mit dessen Hilfe kann man anhand von 38 Fragen rauskriegen, welche Partei am ehesten zu einem passt. Haben sie das schon gemacht, um mal zu gucken, mit wem sie übereinstimmen, oder ist das für sie klar?
Michels: Ich habe das schon mal gemacht und kann feststellen, dass ich mit demokratischen Parteien übereinstimme. Und darum geht es: Es geht darum, die demokratischen Parteien für das zukünftige Europa zu stärken und dort das Kreuzchen zu machen. Es geht nicht darum, den nationalistisch orientierten Parteien die Stimme zu geben, damit Europa irgendwann komplett auseinanderflattert.
In dem Zusammenhang darf ich noch erwähnen: Wir haben ein paar Tage vorher feiern wir 70 Jahre Grundgesetzt der Bundesrepublik Deutschland, nämlich am 23. Mai, nur drei Tage vorher. Und die Mütter und Väter dieses Grundgesetzes wollten ein Europa das in Demokratie zusammenarbeitet.
DOMRADIO:DE: Man kann ja nicht nur Fragen beantworten, sondern auch wählen, welche Themen einem am wichtigsten sind, also ob man mehr Bürgerentscheide will, ob man für eine CO2-Ausstoß Regelung ist, oder ob man eine gemeinsame europäische Armee will. Welches sind die Themen, die für Sie aus christlicher Sicht, am wichtigsten sind?
Michels: Für mich sind Themen wichtig wie die Bewahrung der Schöpfung Gottes, aber ebenso, dass das Asylrecht nicht weiter ausgehöhlt wird, sondern dass es wirklich ein menschliches Asylrecht ist, für Menschen die auf der Flucht sind, die bei uns Heimat und Geborgenheit finden wollen. Das soll dann endlich auch für ganz Europa umgesetzt werden und es sollen auch die Regierungen ein Stück weit gezwungen werden, die meinen, dieses Thema draußen vor der Tür lassen zu können.
DOMRADIO:DE: Eine Frage im Wahl-O-mat lautet auch, ob Sie dafür, oder dagegen sind, dass schon Jugendliche ab 16 wählen dürfen. Was meinen Sie?
Michels: Einer unser Mitgliedsverbände ist der BDKJ, der das Thema verfolgt. Ich finde das sehr vernünftig und junge Menschen haben da ihre Meinung: Das sieht man ja auch an den Protesten, die jeden Freitag stattfinden und die uns auch ein Stück weit weitergebracht haben. Deshalb: Junge Menschen sollten wählen können, ab 16 Jahren.