DOMRADIO.DE: Zu den Ermittlungen können Sie nichts sagen, das ist Sache der Polizei. Aber wie ist Ihr Eindruck heute Morgen, wenn wir die Polizeifahrzeuge auf der Domplatte sehen?
Guido Assmann (Kölner Dompropst und Generalvikar des Erzbischofs von Köln): Seit gestern sind viele Polizeiwagen und auch uniformierte Polizisten rund um den Dom zu sehen. Polizisten in Zivil waren schon den ganzen Tag im Dom gewesen und haben hervorragende Arbeit gemacht. Ich war selbst in dieser Nacht fast bis Mitternacht im Dom und habe wahrgenommen, wie professionell, gut und sorgfältig, aber auch wie freundlich diese Polizisten und Polizistinnen dort gearbeitet haben.
Ich möchte an dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön aussprechen, dass diese vielen Menschen, die sich vielleicht auch anders gerne auf Weihnachten vorbereitet hätten oder mit ihren Familien zusammen gewesen wären, gestern und auch in dieser Nacht den Dienst gemacht haben. Auch unsere Domschweizerinnen und Domschweizer, die ganz hervorragend gestern die Taschenkontrollen vorgenommen haben, mit einer großen Freundlichkeit. Und all die Leute, die dafür Respekt und Geduld gehabt haben.
Der Küster ist noch spät, fast um Mitternacht, gekommen und die Menschen von der Dombauhütte kamen, damit für die Schatzkammer der Alarm entsichert werden konnte, damit die Polizei durchsuchen konnte. Ich bin wirklich sehr dankbar, dass wir das so erleben können.
DOMRADIO.DE: Es war generell relativ viel los gestern Abend, mit Weihnachtsmarkt, Einkäufen dem üblichen vorweihnachtlichen Betrieb. Wie haben Sie die Menschen rund um den Dom erlebt?
Assmann: Es war die große Aufregung kurz vor dem Weihnachtsfest. Viele gingen noch einkaufen. Viele sind in den Dom gekommen. Wir haben selbst gestaunt, dass an dem letzten Tag vor dem Heiligen Abend, wo die Geschäfte noch offen sind, so viele Menschen in den Dom gekommen sind, um ein Foto zu machen oder sich den Dom anzuschauen. Also das war ein sehr starker Besuch gestern, wie das an allen Adventssamstagen in diesem Jahr auch war.
DOMRADIO.DE: Die Menschen freuen sich auf die Gottesdienste. Können sie das auch weiterhin?
Assmann: Ich selber möchte mir die Freude gar nicht nehmen lassen. Ich glaube, all denen, die vielleicht eine Drohung aussprechen oder etwas gegen unseren freiheitlichen Staat oder gegen die Religionsfreiheit tun möchten, die würden sagen, "wir haben gewonnen", wenn Angst umgeht.
Dass wir in einem Rechtsstaat leben, der die Religionsfreiheit schützt, der die Menschen schützt, wenn sie zum Gottesdienst kommen möchten, jeden Menschen schützt, das finde ich ein ganz, ganz hohes Gut. Und das erleben wir hier.
Ich werde auf jeden Fall gerne - und ich hoffe auch mit Freude - die Gottesdienste am vierten Advent, dann in der Heiligen Nacht und hoffentlich auch an den Weihnachtstagen feiern.
DOMRADIO.DE: Was müssen Gottesdienstbesucher beachten?
Assmann: Ich möchte schon einladen, etwas früher zu kommen, sich etwas mehr Zeit zu nehmen. Denn auch so machen wir zwischendurch am Dom schon mal Taschenkontrollen. Das wird diesmal von der Polizei unterstützt. Und es wird auch wohl hin und wieder, vielleicht auch die ganze Zeit lang, das wird die Polizei festlegen, Leibesvisitationen geben.
Ich denke, wenn jetzt auf einmal ganz viele zum Gottesdienst kommen, wird es ein bisschen mehr Zeit brauchen. Wenn ich mit dem Flugzeug irgendwo hin fliege, bin ich zwei bis drei Stunden vorher am Flughafen. Am besten ein bisschen früher kommen, Gelassenheit mitbringen und möglichst keine Taschen mitnehmen.
Eine Einschränkung wird es geben, heute wird es keine touristischen Besucher im Dom geben. Aber da wir sowieso viele Gottesdienste haben, war sowieso schon der touristische Besuch zeitlich eingeschränkt. Das werden wir heute nicht durchführen, aber ich denke damit kann man leben.
DOMRADIO.DE: Sie haben die vielen Gottesdienste angesprochen. Werden die alle stattfinden können?
Assmann: Stand jetzt sagt die Polizei, wir können die Gottesdienste feiern. Da freue ich mich sehr drauf. Alles andere wird die Polizei dann festlegen. Wir sind aber im ganz, ganz engen Kontakt. Dass das so wunderbar klappt, dafür bin ich wirklich sehr dankbar.
Unser Sicherheitskoordinator am Dom hält den Kontakt, war gestern im Polizeipräsidium, hat um kurz vor drei diese Nacht noch Mails verschickt. Da bin ich wirklich froh und dankbar.
Das Interview führte Carsten Döpp.