Kölner Dombauhütte restauriert vier Notre-Dame-Fenster

Akt der Freundschaft

Vier Fenster aus der Pariser Kathedrale Notre-Dame werden in der Kölner Dombauhütte restauriert. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst sieht ein Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft. Und Kardinal Woelki freut die Schützenhilfe.

Kölner Dombauhütte restauriert Notre-Dame-Fenster / © Oliver Berg (dpa)
Kölner Dombauhütte restauriert Notre-Dame-Fenster / © Oliver Berg ( dpa )

Vier Fenster sind aus der schwerbeschädigten Pariser Kathedrale in Köln angekommen. Aber nicht die Hitzeentwicklung oder das Löschwasser haben den Gläsern zugesetzt, sondern der Bleistaub, der im Feuer entstanden ist. Die groben Spuren der Kontamination hat Glasrestauratorin Katrin Wittstadt schon entfernt. Und das Ergebnis hat sie bereits verblüfft. Denn die Fenster sind in gar keinem so schlechten Zustand, wie sie vermutet hatte.

Werkstattleiterin Kathrin Wittstadt erläutert Armin Laschet, Peter Füssenich, Prof. Maria Böhmer, Hendrik Wüst, François Delattre, Prof. Barbara Schock-Werner und Msgr. Robert Kleine die Restaurierungsarbeiten (v.l.n.r.). / © J. Rumbach (MHDK)
Werkstattleiterin Kathrin Wittstadt erläutert Armin Laschet, Peter Füssenich, Prof. Maria Böhmer, Hendrik Wüst, François Delattre, Prof. Barbara Schock-Werner und Msgr. Robert Kleine die Restaurierungsarbeiten (v.l.n.r.). / © J. Rumbach ( MHDK )

Natürlich wird sie mit ihrem Team Gläser kleben müssen, neue Bleiverbindungen löten und auch Elemente neu malen und einsetzen. "Aber es muss jetzt alles erst mal gemacht werden", erklärt Katrin Wittstadt und weiß, was sie bis zum Frühjahr 2023 zu tun hat, wenn die Fenster wieder zurück in die französische Hauptstadt transportiert werden sollen.

Armin Laschet (CDU) spricht nach der Besichtigung der Restaurierung der Notre-Dame-Fenster / © Oliver Berg (dpa)
Armin Laschet (CDU) spricht nach der Besichtigung der Restaurierung der Notre-Dame-Fenster / © Oliver Berg ( dpa )

Dass die Fenster von Notre-Dame de Paris in der Dombauhütte am Kölner Dom restauriert werden, ist kein Zufall, zählt die Hütte doch zu den renommiertesten überhaupt. Der damalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hatte die Hilfe für das Pariser Wahrzeichen angestoßen, nicht nur, weil er selber Katholik ist. "Das ist ein Bauwerk, das auch viele Millionen Menschen aus Nordrhein-Westfalen besucht haben. Das ist unser Weltkulturerbe", erklärt Armin Laschet am Montag vor versammelter Presse mit Nachdruck.

Der Aachener CDU-Politiker war bis vor Kurzem noch Bevollmächtigter der Bundesrepublik Deutschland für kulturelle Angelegenheiten im Rahmen des Vertrags über die deutsch-französische Zusammenarbeit. Und so möchte er die Kooperation zwischen der Pariser- und der Kölner Kathedrale verstanden wissen: "Besser kann man Europa, besser kann man das deutsch-französische Verhältnis nicht leben."

Auch der Köl­ner Dom­bau­meis­ter Peter Füssenich be­kräf­tig­te die Be­deu­tung der Zu­sammen­ar­beit. "Der Brand von Notre-Dame hat uns hier in Köln alle zu­tiefst ent­setzt und be­rührt. Um­so wich­tiger ist es uns, in die So­li­dari­tät aller euro­päischen Bau­leute ein­zu­stimmen und den Wie­der­auf­bau un­serer Schwes­ter­kirche mit der Res­taurie­rung vie­rer Ober­gaden­fens­ter zu un­ter­stützen.“ Die Res­tau­rie­rung der vier Glas­fens­ter in der Köl­ner Dom­bau­hütte er­folgt in en­ger Zu­sammen­ar­beit mit meh­re­ren Werk­stätten.

Große Aufgaben gemeinsam schultern

"Es lebe die deutsch-französische Freundschaft", erklärte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, Katholik aus Westfalen. Große Aufgaben könne man eben nur gemeinsam schultern: "Der Brand der Kathedrale Notre-Dame de Paris hat uns alle tief getroffen. Eines der bedeutendsten Wahrzeichen der französischen Hauptstadt und Europas in Flammen zu sehen, war schmerzhaft und erschütternd. Umso wichtiger war das unmittelbare Signal aus Nordrhein-Westfalen: Beim Wiederaufbau kann sich Frankreich auf die Unterstützung unseres Landes und seiner Menschen verlassen. Die Aktion "NRW für Notre-Dame", an der sich viele Menschen aus der gesamten Bundesrepublik beteiligt haben, war gelebte europäische Solidarität und steht symbolhaft für die tiefe deutsch-französische Freundschaft. Dass die französische Seite vier der beschädigten Fenster den Händen der Kölner Dombauhütte anvertraut, unterstreicht die enge Bindung unserer beiden Länder.“

Hendrik Wüst, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, spricht nach der Besichtigung der Restaurierung der Notre-Dame-Fenster / © Oliver Berg (dpa)
Hendrik Wüst, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, spricht nach der Besichtigung der Restaurierung der Notre-Dame-Fenster / © Oliver Berg ( dpa )

An der Ver­an­stal­tung der Staats­kanz­lei NRW nah­men ne­ben dem fran­zösi­schen Bot­schaf­ter François Delattre un­ter an­derem auch Prof. Maria Böhmer, Präsi­den­tin der Deut­schen UNESCO-Kommission, und Barbara Schock-Werner teil. Die ehe­malige Köl­ner Dom­bau­meis­terin ist Koor­dina­torin für deut­sche Hil­fen beim Wieder­auf­bau von Notre-Dame.

Kardinal Rainer Maria Woelki verfolgt nach der Besichtigung der Restaurierungsarbeiten der Notre-Dame-Fenster die Reden / © Oliver Berg (dpa)
Kardinal Rainer Maria Woelki verfolgt nach der Besichtigung der Restaurierungsarbeiten der Notre-Dame-Fenster die Reden / © Oliver Berg ( dpa )

Dass die Kölner Dombauhütte eine dieser Aufgaben jetzt mit der Glasrestaurierung übernimmt, erfüllt auch den Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki mit Stolz. Aber das Entscheidende ist für ihn, "unserer Schwesterkirche in Paris zur Seite stehen zu können; damit die Kathedrale für die Gläubigen wieder in neuem Glanz erstrahlen wird. "Ich war total geschockt, als ich damals in den Nachrichten sah, dass Notre-Dame brannte. Ich habe das nicht für möglich gehalten." Umso erleichterter ist er, dass ausgerechnet die Dombauhütte am Kölner Dom jetzt Schützenhilfe leisten kann.

Hintergrund

Die frühgotische Pariser Bischofskirche Notre-Dame ist ein Wahrzeichen von Paris. Vielen gilt sie als Inbegriff von Frankreichs Kathedralen. Die der Gottesmutter Maria geweihte Kirche liegt exponiert auf der Seine-Insel Ile de la Cite im historischen Zentrum und wurde vor dem Großbrand von 2019 jährlich von rund 12 bis 14 Millionen Menschen besucht.

Ansicht der Südseite der Kathedrale Notre-Dame de Paris - Unsere liebe Frau von Paris aus dem Jahr 2009.  / © Harald Oppitz (KNA)
Ansicht der Südseite der Kathedrale Notre-Dame de Paris - Unsere liebe Frau von Paris aus dem Jahr 2009. / © Harald Oppitz ( KNA )