Vier Fenster sind aus der schwerbeschädigten Pariser Kathedrale in Köln angekommen. Aber nicht die Hitzeentwicklung oder das Löschwasser haben den Gläsern zugesetzt, sondern der Bleistaub, der im Feuer entstanden ist. Die groben Spuren der Kontamination hat Glasrestauratorin Katrin Wittstadt schon entfernt. Und das Ergebnis hat sie bereits verblüfft. Denn die Fenster sind in gar keinem so schlechten Zustand, wie sie vermutet hatte.
Natürlich wird sie mit ihrem Team Gläser kleben müssen, neue Bleiverbindungen löten und auch Elemente neu malen und einsetzen. "Aber es muss jetzt alles erst mal gemacht werden", erklärt Katrin Wittstadt und weiß, was sie bis zum Frühjahr 2023 zu tun hat, wenn die Fenster wieder zurück in die französische Hauptstadt transportiert werden sollen.
Dass die Fenster von Notre-Dame de Paris in der Dombauhütte am Kölner Dom restauriert werden, ist kein Zufall, zählt die Hütte doch zu den renommiertesten überhaupt. Der damalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hatte die Hilfe für das Pariser Wahrzeichen angestoßen, nicht nur, weil er selber Katholik ist. "Das ist ein Bauwerk, das auch viele Millionen Menschen aus Nordrhein-Westfalen besucht haben. Das ist unser Weltkulturerbe", erklärt Armin Laschet am Montag vor versammelter Presse mit Nachdruck.
Der Aachener CDU-Politiker war bis vor Kurzem noch Bevollmächtigter der Bundesrepublik Deutschland für kulturelle Angelegenheiten im Rahmen des Vertrags über die deutsch-französische Zusammenarbeit. Und so möchte er die Kooperation zwischen der Pariser- und der Kölner Kathedrale verstanden wissen: "Besser kann man Europa, besser kann man das deutsch-französische Verhältnis nicht leben."
Auch der Kölner Dombaumeister Peter Füssenich bekräftigte die Bedeutung der Zusammenarbeit. "Der Brand von Notre-Dame hat uns hier in Köln alle zutiefst entsetzt und berührt. Umso wichtiger ist es uns, in die Solidarität aller europäischen Bauleute einzustimmen und den Wiederaufbau unserer Schwesterkirche mit der Restaurierung vierer Obergadenfenster zu unterstützen.“ Die Restaurierung der vier Glasfenster in der Kölner Dombauhütte erfolgt in enger Zusammenarbeit mit mehreren Werkstätten.
Große Aufgaben gemeinsam schultern
"Es lebe die deutsch-französische Freundschaft", erklärte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, Katholik aus Westfalen. Große Aufgaben könne man eben nur gemeinsam schultern: "Der Brand der Kathedrale Notre-Dame de Paris hat uns alle tief getroffen. Eines der bedeutendsten Wahrzeichen der französischen Hauptstadt und Europas in Flammen zu sehen, war schmerzhaft und erschütternd. Umso wichtiger war das unmittelbare Signal aus Nordrhein-Westfalen: Beim Wiederaufbau kann sich Frankreich auf die Unterstützung unseres Landes und seiner Menschen verlassen. Die Aktion "NRW für Notre-Dame", an der sich viele Menschen aus der gesamten Bundesrepublik beteiligt haben, war gelebte europäische Solidarität und steht symbolhaft für die tiefe deutsch-französische Freundschaft. Dass die französische Seite vier der beschädigten Fenster den Händen der Kölner Dombauhütte anvertraut, unterstreicht die enge Bindung unserer beiden Länder.“
An der Veranstaltung der Staatskanzlei NRW nahmen neben dem französischen Botschafter François Delattre unter anderem auch Prof. Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission, und Barbara Schock-Werner teil. Die ehemalige Kölner Dombaumeisterin ist Koordinatorin für deutsche Hilfen beim Wiederaufbau von Notre-Dame.
Dass die Kölner Dombauhütte eine dieser Aufgaben jetzt mit der Glasrestaurierung übernimmt, erfüllt auch den Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki mit Stolz. Aber das Entscheidende ist für ihn, "unserer Schwesterkirche in Paris zur Seite stehen zu können; damit die Kathedrale für die Gläubigen wieder in neuem Glanz erstrahlen wird. "Ich war total geschockt, als ich damals in den Nachrichten sah, dass Notre-Dame brannte. Ich habe das nicht für möglich gehalten." Umso erleichterter ist er, dass ausgerechnet die Dombauhütte am Kölner Dom jetzt Schützenhilfe leisten kann.