DOMRADIO.DE: Wirtschaftsminister Habeck appelliert an alle im Land, vor allem beim Gas auf die Bremse zu gehen, beim Öl natürlich auch und beim Strom. Nicht nur Privatleute überlegen, wo noch weniger ginge, sondern zum Beispiel auch die Kommunen. Die Stadt Köln tut das auch und hat extra eine Taskforce gegründet, die Möglichkeiten zum Energiesparen aufspüren soll, etwa bei der Beleuchtung öffentlicher Gebäude. Da sind wir natürlich sofort beim Kölner Dom. Der Dom ist der Stolz der Stadt. Wie ist da gerade der Zustand? Wird die gotische Kathedrale tatsächlich die ganze Nacht über von außen angestrahlt?
Peter Füssenich (Kölner Dombaumeister): Ja, tatsächlich ist das so. Der Dom ist das einzige Gebäude in der gesamten Stadt Köln, was durchgehend bestrahlt wird, von Einbruch der Dunkelheit bis zum frühen Morgen. Dann werden die Lichter abgeschaltet. Das war nicht immer so. Es gab Zeiten, da ist der Dom wie alle anderen städtischen Gebäude um 1 Uhr nachts abgeschaltet worden. Dann hat es aber einen Verein gegeben, der sich "Leuchtendes Köln e.V." nennt. Der hat dann diese Stromkosten übernommen, die dann ab 1 Uhr nachts bis in die frühen Morgenstunden anfallen.
DOMRADIO.DE: Wie viel Energie kostet das ungefähr? In welcher Größenordnung bewegen wir uns da, wenn der Dom die ganze Nacht angestrahlt wird?
Füssenich: Insgesamt sind es rund 250.000 Kilowattstunden pro Jahr. Wenn man das umrechnet, entspricht das einem Jahresverbrauch von 100 Privathaushalten. Das ist für die Beleuchtung nicht ganz wenig. Deshalb ist auch aus Gründen der Stromersparnis geplant, dem Dom eine völlig neue Beleuchtung zu geben. Ich denke ab dem nächsten Jahr können wir die anschalten.
Zur Zeit wird der Dom von rund 250 Halogen-Leuchten aus allen Richtungen angestrahlt und im kommenden Jahr wird es kein Halogen mehr sein, was hohen Strom verbraucht, sondern eben LED. Damit ist eine Stromersparnis zwischen 50 und 70 Prozent zu erzielen. Das ist ganz erheblich.
DOMRADIO.DE: Angenommen die Taskforce würde jetzt sagen, wir schalten dem Dom nachts komplett das Außenlicht ab. Wie würden die sich da mit Ihnen absprechen? Was würde das dann auch für den Dom und seine An- und Ausstrahlung bedeuten?
Füssenich: Für die Außenbeleuchtung des Doms ist der städtische Energieversorger, die RheinEnergie AG, zuständig. Wir regeln das in Absprache, die Dombauhütte mit der RheinEnergie, wann und ob der Dom abgeschaltet wird. Das Domkapitel stimmt dem dann natürlich zu und wird auch gehört. Aus meiner Sicht ist es überhaupt kein Problem, den Dom nachts abzuschalten. Er ist zwar das einzige Gebäude, was beleuchtet dann über die Stadt wacht. Trotz Dunkelheit würde der Dom aber auf die Kölnerinnen und Kölner aufpassen.
DOMRADIO.DE: Tatsächlich denken die Zuständigen nicht erst seit der durch Putins Angriffskrieg verursachte Energiekrise darüber nach, wie der Dom klimafreundlicher angestrahlt werden könnte. Das Konzept liegt ja längst vor und die Umsetzung ist auch schon beschlossen. Was steht da noch alles an?
Füssenich: Es wird tatsächlich LED-Beleuchtung geben. Das ist eine sehr stromsparende Beleuchtung. Das ist ein ein großer Punkt, auch in Kosten und dem Stromverbrauch. Im Inneren des Doms ist die Dombauhütte verantwortlich für die Beleuchtung. Da haben wir schon in den letzten zwei Jahren komplett von der Halogen-Beleuchtung auf LED umgestellt und deshalb sparen wir da auch schon eine ganze Menge Strom. Der Dom macht mit.
Das Interview führte Michelle Olion.