Kölner Domkapitular ruft zu bewusstem Christsein auf

Sinnerfüllte Gesten statt tote Rituale

Der Kölner Domkapitular Markus Hofmann ruft dazu auf, sich mit kirchlichen Ritualen bewusster auseinanderzusetzen. Diese wie auch der Empfang der Sakramente seien neben der inneren Haltung wichtige Bestandteile christlichen Lebens.

Domkapitular Markus Hofmann / © Beatrice Tomasetti (DR)
Domkapitular Markus Hofmann / © Beatrice Tomasetti ( DR )

"Reinheit ist mehr als Sauberkeit", begann Domkapitular Markus Hofmann seine Predigt während des Kapitelsamtes am Sonntag im Kölner Dom und erinnerte an Werbung, aber auch an die Vorschriften während der Corona-Pandemie. Es sei den Pharisäern allerdings mehr um die kultische Reinheit gegangen. Mehrfache Waschungen, aber auch die Vermeidung von Kontakten zu den Heiden seien Bestandteil eines geltenden Regelwerkes gewesen. Dahinter stecke eine wichtige und aktuelle Einsicht, nämlich das Bewusstsein von der Heiligkeit Gottes. "Gott ist heilig", so Hofmann.

Deshalb könne der sündige Mensch von sich aus nicht ohne Vorbereitung vor den heiligen Gott hintreten. Auch für uns Christen habe diese Einsicht eine Bedeutung. Domkapitular Hofmann erinnerte an die Weihwasserbecken an den Eingängen unserer Kirchen und an den Bußakt zu Beginn der Eucharistiefeier. Der Mensch stehe immer in der Versuchung, die Heiligkeit Gottes zu missachten. Und ganz schnell gehe dann auch die Achtung vor den Menschen verloren. Gottlose politische Systeme in der Vergangenheit und der Gegenwart zeigten dies.

Qualität nicht durch Aufgaben und Ämter

"Das Bewusstsein von der Heiligkeit Gottes ist keine antiquierte, überholte, verstaubte Angelegenheit", so Hofmann. Denn wer um die Heiligkeit und Würde Gottes wisse, der wisse auch um die Heiligkeit und Würde des Menschen. Darum gehe es auch Jesus, dessen Kritik auf die rein äußerlich praktizierte kultische Reinheit der Pharisäer abziele. Auch heute bemesse sich die Qualität des Christseins nicht an der Zahl der Mitgliedschaften in kirchlichen Vereinen oder Gremien, Aufgaben oder Ämtern. "Gott sieht auf das Herz. Dort ist die Quelle der Gedanken und unserer Taten.

Wie das Herz des Menschen ist, so ist er", so der Domkapitular und zitierte Albert Einstein: "Das Problem des 20. Jahrhunderts ist nicht die Atombombe, sondern das menschliche Herz." Im Inneren des Menschen entscheide sich auch heute der Kampf zwischen Gut und Böse. So komme auch das Böse aus dem Innern des Menschen, wie Jesus im Evangelium sagt. Gott habe uns die Reinheit geschenkt. "Wer diese Reinheit bewahrt, dem ist das ewige Leben garantiert", so Hofmann.

Reinheit läuft Gefahr verloren zu gehen

Aber der Mensch laufe auch Gefahr, die innere Reinheit zu verlieren durch faule Kompromisse, unlautere Motive, Trägheit, durch Sünde. Daher seien die Weihwasserbecken an den Eingängen der Kirche, der Bußakt zu Beginn der Eucharistiefeier, aber auch das Bußsakrament keine toten Rituale, sondern sinnerfüllte Gesten.

DOMRADIO.DE übertrug am zweiundzwanzigsten Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domkapitular Markus Hofmann. Es sang der Kölner Domchor unter der Leitung von Eberhard Metternich und Simon Schuttemeier. Die Orgel spielte Matthias Wand.

Quelle:
DR