Kölner Dompropst freut sich auf großen Glocken-Geburtstag

"Menschen bleiben stehen und staunen"

In den Corona-Jahren mussten viele Veranstaltungen rund um den Kölner Dom herum ausfallen oder verschoben werden. Für dieses Jahr steht einiges an. Der Kölner Dompropst Guido Assmann blickt mit Vorfreude auf das neue Domjahr.

Menschen vor dem Kölner Dom / © Rolf G Wackenberg (shutterstock)
Menschen vor dem Kölner Dom / © Rolf G Wackenberg ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Die Touristen sind wieder zurück am Dom. Sind die Gottesdienstbesucher auch wieder zurück?

Guido Assmann / © Harald Oppitz (KNA)
Guido Assmann / © Harald Oppitz ( KNA )

Dompropst Guido Assmann: Wir sind ganz froh, dass gerade an den Weihnachtstagen wieder so viele Menschen in den Dom gekommen sind. Die beiden großen Gottesdienste zum Fest der Heiligen Drei Könige waren auch sehr gut besucht.

Ebenso die Messfeier für den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt. Die Sonntagsmessen füllen sich langsam wieder, aber insgesamt kommen wir nicht ganz an die Zahlen heran, die wir vor Corona hatten.

DOMRADIO.DE: Der Termin- und Themenplan für den Kölner Dom für das Jahr 2023 ist voll. Ein Ereignis sticht besonders hervor. Das ist das 100. Geburtstagsfest des "Dicken Pitter", der größten Glocke im Dom. Was ist das Besondere an dieser Glocke? 

Assmann: Am 5. Mai 1923 wurde diese Glocke in Apolda in Thüringen gegossen. Mit 24 Tonnen ist sie eine der größten Glocken der Welt und sogar die größte freischwingende Glocke in Deutschland.

Sie erzeugt einen sehr tiefen Ton, der von den Kölnern tief ins Herz geschlossen worden ist. Wenn diese Glocke zu den großen Festtagen unserer Kirche erklingt, dann bleiben die Menschen auf dem Roncalliplatz stehen, staunen und hören zu.

Die Glocke bewegt das Herz von vielen Menschen, die sie läuten hören.

DOMRADIO.DE: Bekommt der "Dicke Pitter" auch ein Geburtstagsgeschenk?

Assmann: Ja, die große Glocke bekommt eine kleine Schwester. Die neue Glocke heißt Clara. Sie ist 400 Jahre alt und wiegt ungefähr 70 Kilogramm. Früher hing sie in einem Klarissenkloster und war tatsächlich auch schon für eine gewisse Zeit im Dom als sogenannte Feuerglocke tätig.

Sie wurde geläutet, wenn in der Stadt Gefahr drohte und die Bevölkerung gewarnt werden musste, wenn irgendwo ein Feuer ausbrach. Deshalb hatte sie den Namen Feuerglocke oder auch Kapitelsglocke, weil sie ansonsten zu bestimmten Gottesdiensten gerufen hat. 

Dompropst Guido Assmann

"Die Clara-Glocke komplettiert die Melodie des Geläuts des Domes auf eine schöne Art und Weise."

DOMRADIO.DE: Das ist im Vergleich zum "Dicken Pitter" dann eher eine kleine Bimmel, oder?

Assmann: Immerhin wiegt sie 70 Kilogramm. Das ist schon ein Gewicht, dass nicht jeder auf die Waage bringt. Manche von uns hätten dieses Gewicht ganz gerne (lacht).

Hammer und Steinplatten in der Dombauhütten-Werkstatt / © Katharina Ebel (KNA)
Hammer und Steinplatten in der Dombauhütten-Werkstatt / © Katharina Ebel ( KNA )

Die Clara-Glocke komplettiert die Melodie des Geläuts des Domes auf eine schöne Art und Weise. Uns erwartet eine wunderschöne Musik, wenn alle Glocken zu Festtagen läuten.

Sie bekommt jetzt einen neuen Klöppel, der von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unserer Dombauhütte aufgearbeitet wurde. Sie erhält darüber hinaus eine neue Aufhängung und ist dann die zwölfte Glocke im Kölner Dom.

DOMRADIO.DE: Wann wird Clara zum ersten Mal läuten?

Assmann: Wir hoffen, dass sie zum Geburtstag des "Dicken Pitter" am 5. Mai läuten kann. Die Vorbereitungen laufen ganz gut. Sicherlich muss die Aufhängung noch angebracht werden. Vielleicht erklingt mal einen Probeläuten, aber das zählen wir nicht mit.

DOMRADIO.DE: Wird der "Dicke Pitter" für seinen großen Geburtstag rausgeputzt?

Assmann: Ganz genau. Wenn man 100 Jahre alt ist, dann hat man die ein oder anderen Runzeln und Falten.

Das ist beim "Dicken Pitter" auch ein bisschen so, manche Tauben finden doch irgendwie ihren Weg in diesen Turm, obwohl das nicht passieren sollte.

Die Petersglocke wird aufgehübscht und für den Geburtstag herausgeputzt, sagt auch unser Dombaumeister.

DOMRADIO.DE: Laut Terminkalender kann man live dabei sein, wenn eine weitere kleine Glocke gegossen wird. Wie wird das aussehen?

Assmann: Der Europäische Glockentag 2023 findet rund um den 5. Mai hier in Köln statt. Darauf freuen wir uns wirklich sehr.

Die Sankt Petersglocke, Der dicke Pitter, im Kölner Dom / © Andreas Kuehlken (KNA)
Die Sankt Petersglocke, Der dicke Pitter, im Kölner Dom / © Andreas Kuehlken ( KNA )

Die Veranstalter haben ein breites Programm aufgestellt. Unter anderem soll an dem Samstag nach dem Geburtstag der Peterglocke eine kleine Glocke auf dem Roncalliplatz gegossen werden.

Die soll dann in der Elendskirche hier in Köln aufgehängt werden. Seit den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg hängt dort keine Glocke mehr. Im besten Fall wäre danach dann auch diese Kirche wieder mit einer Glocke versorgt. 

DOMRADIO.DE: Braucht man nicht einen Hochofen, um Metall zu verflüssigen?

Assmann: Bronze wird auf rund 1.100 Grad erhitzt, um dann in Form gegossen zu werden. Bei kleineren Glocken ist das wohl auch mobil möglich.

Auf keinen Fall soll diese Glocke eine Konkurrenz zum "Dicken Pitter" sein. Aber ich glaube, der "Dicke Pitter" freut sich, wenn er dort zuschauen kann.

DOMRADIO.DE: Auf was freuen Sie sich außerhalb dieses Glocken-Geburtstags im laufenden Jahr besonders?

Solidaritätskonzert der Kölner Dommusik für die Menschen in der Ukraine / © Beatrice Tomasetti (DR)
Solidaritätskonzert der Kölner Dommusik für die Menschen in der Ukraine / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Assmann: Wir haben wieder sehr viele schöne Veranstaltung mit der Dommusik geplant. Ich freue mich auf wunderbare Konzerte und auch viele schöne Gottesdienste.

Das Interview führte Tobias Fricke. 

Kölner Dom

Blick auf den Kölner Dom / © BalkansCat (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom / © BalkansCat ( shutterstock )

Der Kölner Dom ist eine der bedeutendsten Kirchen der Welt und die meistbesuchte Sehenswürdigkeit in Deutschland. Das Gotteshaus beherbergt die Reliquien der Heiligen Drei Könige, die Erzbischof Rainald von Dassel 1164 aus Mailand nach Köln brachte.

Der Grundstein für den gotischen Neubau an der Stelle mehrerer Vorgängerkirchen wurde 1248 gelegt; 1322 wurde der Chor geweiht. Mittelschiff, Querhäuser und Seitenschiffe der Kölner Bischofskirche folgten bis 1560. Dann stoppten die Querelen um die Reformation und Geldmangel den Baubetrieb.

Quelle:
DR