Kölner Dompropst über die Findung des neuen Erzbischofs

"Wir arbeiten intensiv und zügig"

Nach der Emeritierung Joachim Kardinal Meisners ist es nun am Domkapitel, Rom geeignete Kandidaten vorzuschlagen. Dompropst Norbert Feldhoff betont im domradio.de-Interview die Mitwirkungsmöglichkeiten der Laien.

Die Kölner Domkapitulare / © Boecker
Die Kölner Domkapitulare / © Boecker

domradio.de: Der Diözesanadministrator wurde sehr schnell gefunden: nur drei Stunden, nachdem die Emeritierung von Kardinal Meisner offiziell geworden war, stand Prälat Heße als Administrator fest. Wird es mit dem neuen Erzbischof ähnlich schnell gehen?

Dompropst Feldhoff: So schnell geht es beim besten Willen nicht, das Verfahren ist zu kompliziert. Wir sind aber froh, dass diese erste Frage so schnell und einvernehmlich gelöst werden konnte.

domradio.de: Welche Rechte und Pflichten hat eigentlich der Diözesanadministrator?

Dompropst Feldhoff: In manchen Meldungen wurde ja behauptet, der Administrator dürfe keine Priester ernennen und er dürfe keine Finanzentscheidungen treffen. Das ist alles Unfug. Die Regel ist uralt: Wenn der Bischofssitz frei ist, darf nichts erneuert werden.

Machen wir es einmal am Bild vom Bau eines Hauses deutlich: Der Administrator dürfte nicht einen Plan in Gang setzen, ein neues Haus zu bauen oder gar mit dem Hausbau anfangen. Er darf aber selbstverständlich, wenn der Erzbischof vorher einen Plan beschlossen hat, ein neues Haus zu bauen, das weiterführen. Es wäre Wahnsinn, wenn so etwas stillgelegt würde. Zum Beispiel der Michaelsberg in Siegburg: Wenn das Haus brennt, darf natürlich der Administrator löschen lassen. Wenn das Haus nach dem Brand renovierungsbedürftig ist, darf es renoviert werden. Wenn es einsturzgefährdet ist, darf es abgerissen werden. Dafür dürfen Gelder bereitgestellt werden. Die letzte Vakanz überdauerte zwei Jahreswechsel, natürlich hat der Kirchensteuerrat damals einen Haushalt verabschiedet, und der Administrator hat ihn in Kraft gesetzt. Er muss des Bestehende hüten, wahren, weiterführen. Er darf nur nichts Neues machen.

domradio.de: Sie wollen nun mehr Leute beteiligen an der Auswahl und an der Erstellung eines Profils, das ein neuer Erzbischof haben sollte. Sie haben eine Umfrage gestartet.

Dompropst Feldhoff: Wir haben ja bereits 1987 bei der letzten Vakanz eine Umfrage gemacht. Im vergangenen Herbst sind nun zwei Initiativen an die Öffentlichkeit gegangen, die mehr Beteiligung der Laien am Verfahren fordern. Wir hatten aber bereits im vergangenen Mai beschlossen, dieses Mal eine Umfrage bei ungefähr 270 Personen durchzuführen. Das sind im Wesentlichen in Laiengremien gewählte Personen oder Mitglieder des Priesterrates. Aber es sind auch katholische Leute aus der Kultur und der Politik darunter, die meist auch in ihre Ämter gewählt wurden. Diese Personen haben wir ausgewählt und angeschrieben. Neu gegenüber 1987 ist, dass wir sofort am Tag des Eintrittes der Vakanz veröffentlicht haben, dass wir diese Umfrage machen. Jeder, der will, kann uns jetzt schreiben! Wir grenzen das nicht auf die 270 Personen ein. Wir werden alle Einsendungen sorgfältig prüfen und auswerten, bevor wir eine Entscheidung treffen. Und unsere Umfrage ist völlig unabhängig und zeitlich lange vor dem Start der Kircheninitiative geplant worden.

domradio.de: Erwarten Sie auch negative Reaktionen auf dieses Vorgehen?

Dompropst Feldhoff: Mit Sicherheit kann es Katholiken geben, die das Verfahren für falsch halten. Das Domkapitel ist jedoch einstimmig der Meinung, dass das Verfahren richtig ist. Wir haben keine Angst vor den Vorschlägen und auch keine Angst davor, dass die Menschen auch Namen nennen.

domradio.de: Es wird ja schon wild spekuliert über Namen.

Dompropst Feldhoff: Wir nehmen das wirklich ernst, es sei denn, es werden uns weibliche oder männliche Laien vorgeschlagen.

domradio.de: Wie geht es nun weiter?

Dompropst Feldhoff: Wir müssten mit der Aufstellung unserer Liste vor Ostern fertig werden. Es wäre sehr schön, wenn wir vor Weihnachten einen neuen Erzbischof hätten, aber das haben wir nicht in der Hand. Das Verfahren in der Nuntiatur ist sehr arbeitsintensiv, und wie schnell es dann in Rom geht, wissen wir auch nicht. Wir hier arbeiten intensiv und zügig und werden unsere Aufgabe sorgfältig machen. Und dazu gehört es auch, jetzt die Ergebnisse der Umfrage abzuwarten. Es ist uns wichtig, dass wir erst danach unsere Entscheidung über die Liste treffen.


Quelle:
DR

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