Kölner Erzbischof würdigt Vermächtnis Kardinal Höffners

Pontifikalamt zum 100. Geburtstag

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat seinen Vorgänger Kardinal Joseph Höffner als Vorbild an Stabilität im Glauben bezeichnet. "Von seiner Jugend im Westerwald bis zum hohen Alter in Köln hielt er seine Tür für Gott geöffnet", sagte Meisner am Sonntag im Gedenkgottesdienst zu Höffners 100. Geburtstag im Kölner Dom. Diese Gottesliebe habe den langjährigen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz für die Menschen und für Fragen der Gesellschaft sensibel gemacht.

 (DR)

"Würde für Gottesbezug in EU-Verfassung kämpfen"
Sie sei Ansporn für seine Christliche Gesellschaftslehre gewesen. "Heute würde er für den Gottesbezug in der EU-Verfassung kämpfen", so Meisner.

Höffner war nach Einschätzung seines Nachfolgers überzeugt, dass Ehrfurcht vor Gott wichtiger für eine Gesellschaft sei als die Einrichtung so mancher politischen Kommission. Der gebürtige Westerwälder aus bäuerlicher Familie sei ein großer Realist gewesen. Über seinen persönlichen Glauben, "die Innenseite seines Lebens", habe er nur wenig Worte verloren. "Wie ein Mensch von Gott berührt wird, bleibt ein Geheimnis Gottes", hob Meisner hervor, der zwei Jahre nach Höffners Tod im Jahr 1987 den Kölner Bischofsstuhl übernommen hatte.

Am Festgottesdienst nahmen ferner der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Erwin Josef Ender, teil sowie der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle und der Essener Altbischof Hubert Luthe. Sie stammen beide aus dem Erzbistum Köln. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, hatte aus Krankheitsgründen kurzfristig abgesagt. Beim anschließenden Festakt, der zugleich Neujahrsempfang des Kölner Diözesanrates der Katholiken ist, sollte der Kölner Domkapitular Norbert Trippen einen Festvortrag über Höffners Weg zum christlichen Sozialwissenschaftler halten. In knapp zwei Jahren will der Kirchenhistoriker eine Biografie vorlegen.

Dreitägiges Festprogramm
Gottesdienst und Festakt bilden den Abschluss eines dreitägigen Festprogramms zu Höffners 100. Geburtstag. Weil der Jahrestag auf den 24. Dezember fiel, hatte das Erzbistum die Veranstaltungen auf Januar verschoben. Am Samstag erinnerten sich bei einem Zeitzeugen-Symposion Wegbegleiter Höffners wie CDU-Politiker Bernhard Vogel, Münsters Bischof Reinhard Lettmann, der Hildesheimer Altbischof Josef Homeyer und der Kölner Dompropst Norbert Feldhoff an Begegnungen mit ihm. Sie lobten die Kollegialität, Gradlinigkeit, Nüchternheit und gesellschaftspolitische Weitsicht des Theologen und Sozialwissenschaftlers.

Die Diözesanbibliothek in Köln zeigt noch bis zum 30. März eine Ausstellung unter dem Titel "Iustitia et Caritas" über Höffner.
Er wurde nach Studium und Promotionen in Trier, Rom und Freiburg 1951 Professor für Christliche Sozialwissenschaften in Münster. Von 1962 bis 1969 war er dort Bischof, bevor er von 1969 bis zum Tod im Jahr 1987 die Leitung des Erzbistums Köln übernahm. Zum Höffner-Jubiläumsjahr ist eine Sonderbriefmarke erschienen. Die Stadt Köln will im Frühjahr einen Platz nach ihm benennen.

Lesung aus dem hl. Evangelium nach Lk 1,1-4; 4,14-21
Schon viele haben es unternommen, einen Bericht über all das abzufassen, was sich unter uns ereignet und erfüllt hat. Dabei hielten sie sich an die Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren. Nun habe auch ich mich entschlossen, allem von Grund auf sorgfältig nachzugehen, um es für dich, hochverehrter Theophilus, der Reihe nach aufzuschreiben. So kannst du dich von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen, in der du unterwiesen wurdest.

In jener Zeit kehrte Jesus, erfüllt von der Kraft des Geistes, nach Galiläa zurück. Und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Gegend. Er lehrte in den Synagogen und wurde von allen gepriesen. So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um aus der Schrift vorzulesen, reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja. Er schlug das Buch auf und fand die Stelle, wo es heißt: Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn der Herr hat mich gesalbt. Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe.

Dann schloß er das Buch, gab es dem Synagogen- diener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.