Kölner Generalvikar skizziert Trauerangebote für Benedikt

Die Flaggen auf Halbmast

Das Erzbistum Köln trauert um den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. Der Kölner Generalvikar und Dompropst Guido Assmann erklärt, welche Angebote das Erzbistum vorsieht und erinnert sich an ein Treffen mit dem Verstorbenen.

Als Zeichen der Trauer über den Tod von Benedikt XVI. ist am Kölner Dom die Trauerbeflaggung gehisst / © Hannah Ellebracht (DR)
Als Zeichen der Trauer über den Tod von Benedikt XVI. ist am Kölner Dom die Trauerbeflaggung gehisst / © Hannah Ellebracht ( DR )

DOMRADIO.DE: Der Tod von Benedikt XVI. war das Thema am Wochenende. Wie haben Sie diese Zeit im und am Kölner Dom erlebt?

Guido Assmann / © Harald Oppitz (KNA)
Guido Assmann / © Harald Oppitz ( KNA )

Guido Assmann (Dompropst im Kölner Dom und Generalvikar des Erzbistums Köln): Als die Nachricht vom Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI. über die Medien verbreitet wurde, haben wir das gemacht, was in solch einem Anlass gemacht wird. Wir haben die größte Glocke des Kölner Doms läuten lassen, die Petersglocke, den "dicken Pitter".

In die Stadt und in das Erzbistum hinein wurde der Tod des emeritierten Papstes damit verkündet. Ich habe von manchen auf der Domplatte gehört, dass sie wussten was geschehen ist, als sie den Glockenschlag hörten.

DOMRADIO.DE: Einige Minuten hat es geläutet und es gab viele Menschen, die sich dann auf den Weg zum Dom gemacht haben. Es gab ein Mittagsgebet mit Kardinal Woelki und dem Domkapitel. Wie haben Sie bisher an Joseph Ratzinger erinnert?

Assmann: Als die Nachricht kam, haben wir die Glocke 30 Minuten läuten lassen. Ich bin selber direkt zum Dom gegangen. Es kamen auch mehrere Domkapitulare in den Dom, in die Sakristei. Dann hat Weihbischof Steinhäuser den Totenrosenkranz mit uns gebetet.

Natürlich waren viele Touristen im Dom, die mitbekommen haben, dass etwas ganz Besonderes, etwas, was die Welt bewegt, geschehen ist. Und da wir noch eine knappe Stunde vor 12 Uhr hatten, also eine knappe Stunde vor dem Mittagsgebet, das wir jeden Tag im Dom feiern, haben wir möglichst viele vom Domkapitel in den Dom geholt. Der Erzbischof war auch dabei.

Dann haben wir um 12 Uhr statt des sonstigen Mittagsgebets das Totengebet für den Papst gehalten. Es waren viele Menschen dabei, ob es Gläubige, ob es Touristen waren, weiß ich nicht, aber es war eine sehr andächtige Situation.

Auch die, die zunächst mal nur aus allen Ländern der Welt gekommen sind, um den Kölner Dom zu besuchen, haben mitbekommen, dass uns das ein ganz wichtiger Moment war. Viele sind geblieben und haben mitgebetet.

Guido Assmann, Dompropst im Kölner Dom und Generalvikar des Erzbistums

"Er fragte nach Menschen, nach Persönlichkeiten, die er noch aus seiner damaligen Zeit im Rheinland kannte"

DOMRADIO.DE: Im Kölner Dom liegt ein Kondolenzbuch aus, um als Gläubige Beileid bekunden zu können und Anteil am Tod Benedikts XVI. zu nehmen. Wie wird das angenommen? Haben Sie mal reingeguckt?

Assmann: Es sind schon weitere Seiten dazugelegt worden. Viele zünden an der Schmuckmadonna eine Kerze an. Das Bild des des verstorbenen früheren Papstes ist dort mit einer Rose zu sehen. Daneben liegt das Kondolenzbuch. Viele schreiben rein, manche nur den Namen, manche auch ein kleines Dankeschön oder ein kleines Gebet.

Als Zeichen der Trauer über den Tod von Benedikt XVI. ist am Kölner Dom die Trauerbeflaggung gehisst / © Hannah Ellebracht (DR)
Als Zeichen der Trauer über den Tod von Benedikt XVI. ist am Kölner Dom die Trauerbeflaggung gehisst / © Hannah Ellebracht ( DR )

DOMRADIO.DE: Am Samstag ist um 12 Uhr ein Gottesdienst für den verstorbenen Papst geplant. Wie geht es die Woche im Erzbistum Köln weiter?

Assmann: Wir haben alle im Erzbistum Köln am Donnerstag, am Tag der Beerdigung eingeladen, ihre Totenglocken, also die tiefsten, größten Glocken im Erzbistum Köln 15 Minuten vor der Messfeier in Rom zu läuten. Wir baten auch darum, eine Trauerbeflaggung an den Kirchen vorzunehmen, sodass die Menschen von außen sehen, dass was passiert ist und mit allen Sinnen angesprochen werden.

Am Samstag werden wir dann um 12 Uhr mit dem Erzbischof ein Requiem, eine heilige Messe für den Verstorbenen feiern, wozu auch alle Gläubigen ganz, ganz herzlich eingeladen sind.

Guido Assmann, Dompropst im Kölner Dom und Generalvikar des Erzbistums

"Wir haben mit ihm, in einem ganz kleinen Kreis, in seiner Hauskapelle, die heilige Messe gefeiert"

DOMRADIO.DE: Was bleibt Ihnen ganz persönlich von Joseph Ratzinger im Gedächtnis?

Assmann: Ich habe sofort an zwei Begegnungen gedacht. Zum einen an den Weltjugendtag, an den sich viele Millionen Menschen erinnert haben und an mein Silbernes Priesterjubiläum. Das war am 1. Juni 2015.

Wir sind mit drei Priestern aus meinem Priesterweihe-Kurs nach Rom gereist und hatten vorher dem emeritierten Papst ein Brief geschrieben, nicht in der Hoffnung, dass darauf geantwortet würde. Aber innerhalb von einer Woche hatten wir eine Antwort über die Nuntiatur in Berlin, dass der emeritierte Papst gerne mit uns am 1. Juni an unserem Silbernen Priesterweihetag die heilige Messe feiert.

Wir haben mit ihm in einem ganz kleinen Kreis in seiner Hauskapelle die heilige Messe gefeiert. Er hat sich anschließend Zeit genommen, mit uns zu sprechen. Er hat sich für die deutschen Lieder bedankt, die wir gesungen haben. Darüber hat er sich so sehr gefreut.

Er hatte in seinem hohen Alter viele gute Erinnerungen ans Rheinland. Er fragte nach Menschen, nach Persönlichkeiten, die er noch aus seiner damaligen Zeit im Rheinland kannte. Das war eine wirklich sehr, sehr nette Begegnung. Sehr, sehr väterlich.

Das Interview führte Katharina Geiger.

Die wichtigsten Leitlinien des Denkens von Joseph Ratzinger

Benedikt XVI. war der erste Papst der Neuzeit, der freiwillig sein Amt abgab. Dabei berief er sich auf sein Gewissen - obwohl er dieser Instanz stets misstraute und theologisch ganz andere Schwerpunkte setzte. Wie wohl kein Papst vor ihm ist Benedikt XVI. auch auf dem Stuhl Petri ein Theologe geblieben.

Bereits als junger Wissenschaftler gehörte er zu den führenden deutschen Dogmatik-Professoren, die das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) prägten. Später entfremdete er sich immer mehr von seinen Kollegen.

Papst em. Benedikt XVI. am Schreibtisch / © Osservatore Romano/Romano Siciliani (KNA)
Papst em. Benedikt XVI. am Schreibtisch / © Osservatore Romano/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
DR