Kölner Weihbischof zu Eingriffen ins menschliche Erbgut

"Nicht als Gott aufführen"

Der Deutsche Ethikrat streitet über Eingriffe in die DNA des Menschen: Theoretisch ließen sich Gene so verändern, dass manipuliertes Erbgut an Kinder und Enkel weitergegeben wird. Kölns Weihbischof Ansgar Puff erhofft sich einen demütigen Umgang mit der Gen-Schere.

Dürfen Forscher die Gene von Embryonen verändern - oder sollten sie es sogar? / ©  Angelika Warmuth (dpa)
Dürfen Forscher die Gene von Embryonen verändern - oder sollten sie es sogar? / © Angelika Warmuth ( dpa )

"Wir sollten uns davor hüten, uns wie Gott aufzuführen", sagt der Kölner Weihbischof Ansgar Puff in seinem täglichen Impuls am Freitag bei domradio.de. Er warnt vor den neuen Möglichkeiten zur Veränderung des Erbguts. Derzeit wird über die Erfindung der Genschere CRISPR-Cas9 heiß diskutiert. Mit ihr lässt sich das Erbgut von Pflanzen und Tieren kostengünstig, einfach, schnell und besonders präzise anpassen. "Wir Christen glauben: Gott hat uns Menschen diese Welt anvertraut und wir dürfen sie uns untertan machen", so der Weihbischof. Wissenschaftliche Erkenntnisse für das Wohl der Menschen zu sammeln, seien sinnvoll. Aber "uns gehört das Leben nicht", erklärt Ansgar Puff.

Der Deutsche Ethikrat diskutiert

Auch der Deutsche Ehtikrat streitet sich derzeit über die Eingriffe in die DNA. Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Peter Dabrock, hatte vergangene Woche bei der Jahrestagung zu einer gesellschaftlichen Debatte über die neuen Möglichkeiten zur Veränderung von Erbgut aufgerufen. Der Sozialethiker verglich das neue CRISPR-Cas9-Verfahren mit einem Gespenst, das eine Revolution mit bisher nicht gekannten Möglichkeiten für die Pflanzenzucht und den Kampf gegen schwere Erbkrankheiten wie Mukoviszidose, Sichelzellanämie oder Muskeldystrophie verspreche.

Medizinische Bedenken

Aber es gibt noch Fehler im System, das sagen einige Wissenschaftler. Der frühere Medizinprofessor Karl Welte erklärte, dass bei dem Verfahren unbeabsichtigte Mutationen - sprich Veränderungen - nicht ausgeschlossen seien. Daher müsse das Verfahren auf jeden Fall erst einmal weiter erforscht werden und auf alte Verfahren gesetzt werden.

Viele ethische Fragen bleiben offen. Wie wird diese Möglichkeit vielleicht noch anderweitig verwendet? Können die Gene-Veränderungen zum Beispiel zu Designerbabys oder Menschen mit mehr Muskeln oder anderen künstlich hergestellten Talenten führen? "Wir sind an einem Punkt, an dem man sich zu den Möglichkeiten von CRISPR-Cas9 nicht nicht verhalten kann", sagte Dabrock.

Weihbischof Puff hofft, dass sich die Forscher dem Verfahren demütig annähern und sich dabei der Verantwortung vor Gott bewusst zeigen.

 


Weihbischof Ansgar Puff / © Wolfgang Radtke (KNA)
Weihbischof Ansgar Puff / © Wolfgang Radtke ( KNA )
Quelle:
epd , DR