Kolping: Die Argentinier sind überglücklich

Messi, Maradona, Papst

Peter Schwab ist Lateinamerika-Referent bei Kolping International. Als aus Jorge Mario Kardinal Bergoglio Papst Franziskus wurde, war er in Ecuador unterwegs. Im domradio.de-Interview berichtet er von seinen Eindrücken.

 (DR)

domradio.de: Sie waren nicht in Argentinien, sondern in Ecuador, in Quito, aber ich vermute mal, dass auch da die Freude groß war, als der erste lateinamerikanische Papst auf den Balkon der Loggia am Petersdom trat?

Schwab: Ich war fast ein bisschen enttäuscht. Ich hatte mit Fahnen schwingenden Menschen gerechnet, das war nicht so. Aber bei allen, die man angesprochen hat, kam sofort die Antwort, wie früh, glücklich und zufrieden sie sind, dass jetzt einer aus ihrem Kontinent in Rom Papst ist.

domradio.de: Also eine ähnliche Reaktion wie auf dem Petersplatz nach der Bekanntgabe des Namens. Und auch der neue Papst wirkte ruhig und still...

Schwab: Ja, fast ein bisschen scheu. Er hat ja auch gleich um Ruhe gebeten - und es war dann auch Ruhe. Sehr beeindruckend, ein sehr eindrucksvolles Zeichen. Genau wie für die Lateinamerikaner und auch mich der Name: Franziskus. Ein Name mit Programm.

domradio.de: Hilft der Name, um den Bogen von Europa in seine Heimat Lateinamerika zu schlagen?

Schwab: Ohne jeden Zweifel. Der neue Papst hatte schon als Erzbischof in der Bischofssynode in Aparecida (Sao Paulo) sehr deutlich gemacht, dass die Kirche weiterhin für die Armen da sein muss. Und das hat er mit dem Namen Franziskus deutlich unterstrichen. Und auch mit seinen ersten Auftritten als Papst. Wie er in St. Anna die Menschen wie jeder Gemeindepfarrer begrüßt und verabschiedet hat, zeigt doch: Dieser Papst sucht die Nähe zu den Menschen. Und das wird ihm wohl auch gelingen.

domradio.de: Macht das den Menschen in Argentinien auch Hoffnung, dass er sie nicht vergisst?

Schwab: Der Papst wird in Argentinien in eine Reihe gestellt mit Messi und Maradonna. Auch wenn man diese Persönlichkeiten nicht miteinander vergleichen kann, kommt doch damit zum Ausdruck, wie stolz und glücklich die Argentinier sind. Ein Foto, das man auch noch sehr häufig sieht, zeigt den Papst mit dem Fußballtrikot des Vereins San Lorenzo. Die Argentinier sind wirklich glücklich.  Man darf sich aber nicht vertun: Natürlich ist Südamerika der größte katholische Kontinent, 40 Prozent der Katholiken leben hier. Im Moment verliert die katholische Kirche aber in allen Ländern Mitglieder an die Evangelikalen. Das ist eine große Herausforderung für diesen Kontinent. Und die Wahl eines Argentiniers zum Papst ist gerade in diesem Zusammenhang eine wunderbare!

Das Gespräch führte Dagmar Peters.


Quelle:
DR