Kolping-International-Generalsekretär Hubert Tintelott erhält päpstlichen Verdienstorden - domradio-Interview

Ein neuer Ritter des Gregoriusordens

Es ist der höchste päpstliche Verdienstorden für Laien: der Gregoriusorden. Gestiftet 1831 durch Papst Gregor XVI., wird er für besonderes Engagement von Laien in Kirche, Politik, Gesellschaft und Familie verliehen. Hubert Tintelott wurde am Donnerstag diese Auszeichnung zuteil. Im domradio-Interview blickt der Generalsekretär des Internationalen Kolpingwerkes kurz vor der Ehrung auf 35 Jahre im Amt zurück.

 (DR)

Als Generalsekretär des Internationalen Kolpingwerkes ist Hubert Tintelott in zahlreichen Ehrenämtern aktiv, unter anderem als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe (AGEH) in Köln, als Mitglied im Hauptausschuss des Zentralkomitees Deutscher Katholiken" (ZdK) und der deutschen Kommission für „Justitia et Pax." Speziell im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit engagiert er sich seit 25 Jahren als stellvertretender Vorsitzender des Sozial- und Entwicklungshilfe des Kolpingwerkes e.V., sowie bei Adveniat, Renovabis und VENRO (Verband entwicklungspolitischer Nichtregierungsorganisationen).

Kolping: Mehr als 10 Millionen Euro für Entwicklungshilfe
Rund 10,15 Millionen Euro hat das Internationale Kolpingwerk im Jahr 2007 für Entwicklungshilfe aufgewendet. Das waren etwa 800.000 Euro mehr als im Vorjahr, wie Kolping-Generalsekretär Hubert Tintelott am Dienstag in Münster bekannt gab. 8,4 Millionen Euro flossen direkt in 206 Entwicklungsprojekte in 46 Ländern. Das entspricht einer Steigerung von neun Prozent. Der Großteil des übrigen Geldes ist für mehrjährige Projekte bestimmt. Das Kolpingwerk leistet seit 50 Jahren Entwicklungshilfe.

Mit dem Geld seien schwerpunktmäßig Projekte der beruflichen Bildung in Entwicklungsländern gefördert worden, so Tintelott. «Bildung ist ein Schlüssel zu Arbeitsverhältnissen und eigenem Einkommen.» Wer Arbeit habe, könne sich oft aus eigener Kraft aus der Armut befreien, erläuterte der Generalsekretär. Weiter unterstütz Kolping nach seinen Angaben Kleingewerbetreibende durch Kleinkredite oder den Aufbau sogenannter Spargruppen. Die Unterstützung sei eine Hilfe zur Selbsthilfe. «Unser Ziel ist eine nachhaltige Armutsbekämpfung.» Die Hilfe werde von Kolpingsfamilien vor Ort geleistet, so Tintelott.

Als Beispiel nannte Tintelott ein Projekt des münsterischen Kolping-Diözesanverbands in Uganda. Dort würden Aids-Waisen in Pflegefamilien vermittelt, die dafür Schulgeld und eine Milchkuh erhielten. Weibliche Nachkommen der Kuh müssten von den Pflegefamilien dann an andere Bedürftige abgegeben werden. Die Aufwendungen für ein Kind betragen etwa 400 Euro pro Jahr. An diesem Beispiel zeige sich das Anliegen der Kolpingarbeit, «Netzwerke der Solidarität» aufzubauen.

Von den Erträgen des Internationalen Kolpingwerks stammen laut Angaben etwa 6,25 Millionen Euro aus öffentlichen Zuschüssen des Entwicklungsministeriums und der Europäischen Union (EU).
Kolping-Mitglieder spendeten 2007 rund 3,56 Millionen Euro. Der Anteil der Verwaltungskosten beträgt laut Angaben 7,44 Prozent der Erträge und wird vom Deutschen Zentralinstitut für Soziale Fragen (DZI) als «niedrig» eingestuft.

Das Internationale Kolpingwerk hat nach eigenen Angaben inzwischen rund eine halbe Million Mitglieder in 61 Staaten der Welt. 1958 hatte das Kolpingwerk aus dem westfälischen Haltern erstmals zehn junge Handwerker für drei Jahre nach Äthiopien geschickt, um dort eine Lepra-Station aufzubauen. 1968 startete Kolping International seine strukturell Entwicklungszusammenarbeit mit der «Aktion Brasilien». Mittlerweile gibt es Kolping-Projekte in fast allen Ländern Lateinamerikas, in Asien, Afrika und in Mittel- und Osteuropa.