Kolping-Präses Holtkotte zieht positive Jubiläumsjahr-Bilanz

"Den Schwung aufgreifen"

Am 8. Dezember jährt sich der 200. Geburtstag von "Gesellenvater" Adolph Kolping. Im Interview spricht der neue Kolping-Bundespräses, Pfarrer Josef Holtkotte, über den guten Geist Kolpings.
 

Adolph Kolping (KNA)
Adolph Kolping / ( KNA )

KNA: Herr Holtkotte, wie kommt es, dass Kolpings Anliegen so inspirierend ist, dass sich im Kolpingwerk so viele Menschen in seinem Geist engagieren?

Holtkotte: Kolping hat immer mit einem wachen Blick auf die Welt geschaut. Statt sich über die schlechte Welt zu ärgern, hat er überlegt, wie er aus dem Glauben heraus etwas Gutes tun kann. Er sagte - wie auch Papst Franziskus: Wir haben eine Botschaft, und wir setzen sie zum Wohl unserer Mitmenschen in unserem Umfeld um. Zudem hat Kolping die Anliegen seiner Zeit richtig erkannt - sie sind zugleich auch die Anliegen unserer Zeit. Ihm war es immer wichtig, sich auf dem Fundament des Glaubens auf die Welt auszurichten und aktiv zu werden, um das Leben von Menschen zu verbessern. Dieses Grundanliegen Kolpings ist zeitlos aktuell; das spürten und spüren die Menschen.

KNA: Durch Beschlüsse der Jahre 1933 und 1935 trat das Kolpingwerk in die Nachfolge des Gesellenverbandes. Wie hat sich die Arbeit gewandelt?

Holtkotte: In der Zeit des Nationalsozialismus war es zunächst wichtig, dass Kolpings Idee weiterleben konnte, deshalb wurde das Kolpingwerk gegründet. Kolping hat sehr von der ursprünglichen Zielgruppe der Gesellen her gedacht. Bevor er Priester wurde, hat er das Schuhmacherhandwerk gelernt und die Nöte der anderen Gesellen mitbekommen. Ihm ist die Verelendung der Menschen und ihre innere Haltlosigkeit deutlich geworden. Natürlich konzentriert sich das Kolpingwerk heute nicht mehr allein auf dieses Klientel; vielmehr fragen wir uns: Wer sind die "Gesellen" unserer Zeit, denen wir uns heute zuwenden können? Das Kolpingwerk bezieht sich immer ganz konkret auf die Menschen der jeweiligen Zeit und findet dementsprechend ganz eigene Antworten.

KNA: Wie halten Sie heute Kolpings Erbe konkret lebendig?

Holtkotte: Unsere Leitfrage ist immer: Was ist heutzutage wichtig, was können wir konkret tun? Heute bieten wir etwa jungen Leuten, die ihre Ausbildung weitab von ihrer Heimat absolvieren, Wohnmöglichkeiten an. Das Engagement für und mit jungen Menschen ist uns wichtig, weil wir ein generationsübergreifender Verband sind.

Manche Kolpingsfamilien nehmen in besonderer Weise alleinstehende ältere Leute in den Blick und organisieren einen Besuchsdienst - ich erlebe da eine große Vielfalt. Ich bin seit Februar im Amt und derzeit viel in Diözesanverbänden unterwegs und zu Gast bei Kolpingsfamilien. Als Bundespräses möchte ich Impulse setzen und Menschen ermutigen. Dabei stelle ich fest: Jede der 2.600 Kolpingsfamilien ist einzigartig. Man muss nicht immer das tun, was andere tun, kann sich davon aber inspirieren lassen. Daraus resultieren die unterschiedlichsten Projekte und Engagements - Seniorenarbeit, Familienkreise oder Menschen, die ins Gemeindeleben hineinwirken durch Arbeit im Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat. Unsere Devise: Konkret bei den Menschen vor Ort handeln, aber immer über den Kirchturm hinaus denken. Kolping motiviert Menschen in aller Welt, sich in den Dienst der guten Sache zu stellen.

KNA: Am 8. Dezember, Kolpings 200. Geburtstag, endet zugleich das Kolping-Jubiläumsjahr. Ihr Fazit?

Holtkotte: Meine Bilanz fällt absolut positiv aus. Wir haben die Diözesanverbände und die Kolpingsfamilien eingeladen, dezentral zu feiern. Dadurch ist es gelungen, viele Menschen vor Ort für Kolping zu interessieren, die gar nicht in den Kolpingsfamilien aktiv sind.

Diese bekommen sehr viel Anerkennung, weil sie Kirche verheutigen und zeitgemäß mit Leben füllen. Das nehmen Menschen wahr. Es geht nicht darum, Kolping als Seligen auf ein Podest zu stellen, sondern einen hoffentlich bald Heiligen als Vorbild wahrzunehmen, der sich den Menschen zuneigt. Adolph Kolping ist jemand, der sich auch heute noch den Menschen zuneigt.

KNA: Das Jubiläumsjahr war überschrieben mit "Kolping - Eine Geschichte mit Zukunft". Wie geht diese Geschichte weiter?

Holtkotte: Geschichte bedeutet, dass man in einem kontinuierlichen Prozess steht. Wir erfinden nicht alles neu, aber wir möchten Verantwortung übernehmen und Zukunft mitgestalten. Was ich in den vergangenen Monaten erlebt habe, macht mir sehr viel Mut. Wir werden 2015 - zum 150. Todestag von Adolph Kolping - unter dem Motto «Mut tut gut» einen großen Kolpingtag veranstalten. 2014 ist für mich deshalb eine Zeit «zwischen den Jahren». 2013 hat gezeigt, dass es überall Menschen gibt, die sich für den Glauben, Kirche und Kolping ansprechen lassen. Wir möchten deshalb den Schwung und das Positive des Geburtstags aufgreifen und über 2015 hinaus fortlaufen lassen, damit diese gute Geschichte weitergeht.

Das Interview führte Angelika Prauß.


Quelle:
KNA