Kommentar: Ohne Tebartz hat das Bistum Limburg neue Perspektiven

Rücktritt in Raten

Vielleicht braucht Limburg jetzt einen Bischof wie Franziskus, also einen Hirten, der Verhärtungen löst. Das meint Ludwig Ring-Eifel, Chefredakteur der Katholischen Nachrichten-Agentur. Ein Kommentar.

KNA-Chefredakteur Ludwig Ring-Eifel (KNA)
KNA-Chefredakteur Ludwig Ring-Eifel / ( KNA )

Dass Franz-Peter Tebartz-van Elst nicht länger Bischof von Limburg bleiben konnte, war spätestens an dem Tag klar, als der einstige päpstliche Privatsekretär, Erzbischof Georg Gänswein, bei seinem jüngsten Besuch in Mannheim die Frage stellte: "Der Hirte Tebartz-van Elst und die Herde - geht das noch?" Damit hatte Gänswein, der nicht im Verdacht steht, von der öffentlichen und medial gemachten Meinung in Deutschland manipuliert zu sein, klar gemacht: Der seit Jahren im Dauerfeuer der Kritik stehende Bischof kann nicht zurückkehren. Unabhängig von jeder Schuldfrage ist er nicht mehr in der Lage, das Bischofsamt im Dienste der Einheit für alle Gläubigen des Bistums in guter Weise auszuüben.

Für diese Fälle heißt es im kirchlichen Gesetzbuch, ein Bischof, der aus einem "schwerwiegenden Grund nicht mehr recht in der Lage ist, sein Amt auszuüben" sei nachdrücklich aufgefordert, dem Papst den Amtsverzicht anzubieten. Der Rücktritt des Limburger Bischofs geschah also gemäß dem Kirchenrecht. Er erfolgte nicht aufgrund einer kirchenrechtlichen Verurteilung, wie es sie etwa wegen Veruntreuung, Amtsanmaßung oder sittlicher Verfehlungen in anderen Fällen gegeben hat.

Das Rücktrittsgesuch reichte der Limburger Bischof laut vatikanischer Mitteilung bereits am 20. Oktober 2013 ein. Damals war Tebartz nach Rom gereist, um, wie es hieß, sein Schicksal in die Hände des Heiligen Vaters zu legen. Der Papst nahm den angebotenen Rücktritt nicht gleich an, sondern wählte für Tebartz den mittleren Weg einer Auszeit außerhalb des Bistums. So gewann Franziskus Zeit für die Kirche in Deutschland, den Sachverhalt objektiv zu prüfen und für sich selbst, die Frage nach Abwägung aller Aspekte vernünftig und gerecht zu entscheiden. Das hat er nun getan.

Im Bistum Limburg und darüber hinaus in der gesamten katholischen Kirche in Deutschland überwiegt die Erleichterung. Ein scheinbar unentwirrbarer Knoten aus Vorwürfen, Anschuldigungen, Halbwahrheiten und Verschleierung ist gelöst. Der Mann, der für manche seiner Kritiker nur noch der "Protzbischof" war und den andere zum psychisch Kranken deklarieren wollten, hat von sich aus frühzeitig seinen Rücktritt angeboten. Danach hatte Papst Franziskus ihm den Weg eröffnet, Abstand vom Limburger Kesseltreiben zu gewinnen. Was nun aus Tebartz-van Elst wird, ist ungewiss. Anders als Bischof Walter Mixa, der vor vier Jahren wegen anderer Vorwürfe und ebenfalls unter erheblichem Druck der Medien zurückgetreten war, ist er eigentlich noch zu jung, um den Rest seiner Tage als "Altbischof" im vorgezogenen Ruhestand zu verbringen.

Die Veröffentlichung des Untersuchungsberichts zu dem teuren Bauprojekt am Limburger Domberg sollte nur wenige Stunden nach der Annahme des Amtsverzichts von Tebartz-van Elst erfolgen. Damit wird deutlich, dass letztlich nicht die öffentliche Erregung um den Bau der Grund für den Rücktritt war, sondern die innere Zerrissenheit des Bistums - die freilich durch die Debatte um den Bau erheblich gefördert wurde. Das Kirchenrecht spricht von der Pflicht eines jeden Bischofs, "selbst ein Beispiel der Heiligkeit zu geben in Liebe, Demut und Einfachheit des Lebens." Als Vorbild soll er dazu beitragen, "die Heiligkeit der Gläubigen entsprechend der je eigenen Berufung des einzelnen zu fördern". Diese Rolle als Vorbild wird bald ein anderer übernehmen müssen.

Was der künftige Bischof mit der edlen Bischofsresidenz und dem "diözesanen Zentrum" am Limburger Domberg anfangen wird, ist nur eine von vielen schwierigen Fragen für seine Amtszeit. Wichtiger ist, dass er die Wunden heilt, die der Konflikt gerissen hat. Vielleicht braucht Limburg jetzt einen Bischof wie Franziskus, also einen Hirten, der Verhärtungen löst. Der vom Papst als Administrator ernannte Paderborner Weihbischof Manfred Grothe (74) könnte dafür eine erste Basis legen, zumal er als Leiter der Untersuchungskommission zum Limburger Bischofsbau die Fakten besser kennt als jeder andere.


Quelle:
KNA