Apple, Samsung, Nokia, Tesla: nur einige der Technikkonzerne, die ihre Edelmetalle möglicherweise aus Kinderhänden erhalten haben.
Zu diesem Schluss kam jüngst ein Bericht von Global Witness. Die Organisation prangert Lücken in Kontrollmechanismen an. Dadurch seien Mineralien aus Kinderarbeit und von bewaffneten Rebellen als vermeintlich "konfliktfreie" Rohstoffe in die Wertschöpfungskette gelangt.
Tausende Kilometer weiter südlich vom Schauplatz des Berichts, der Demokratischen Republik Kongo, tagt Mitte Mai die Internationale Konferenz gegen Kinderarbeit. Doch Experten sind skeptisch, dass der Gipfel im südafrikanischen Durban die Praxis zeitnah beendet.
Pandemie hat Kinderarbeit vorangetrieben
"Schon vor Covid-19 stieg die Zahl arbeitender Kinder wieder an. Heute wissen wir, dass die Pandemie Kinderarbeit weiter vorangetrieben hat", sagt Jo Becker, Kinderschutzexpertin bei Human Rights Watch (HRW). Sie ist in Sorge, dass die Corona-Pandemie die Erfolge der vergangenen 20 Jahre endgültig zunichte macht. Die UNO will Kinderarbeit bis 2025 und jegliche Form von Zwangsarbeit bis 2030 ausrotten. "Leider ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Länder der Welt auch nur eines der Ziele erreichen", so Becker.
Konferenz in Durban
Zu der Konferenz in Durban werden rund 4.000 Delegierte aus Politik, Zivilgesellschaft und Wirtschaft erwartet. Dass der fünfte internationale Gipfel zu dem Thema in Afrika tagt, hat Symbolkraft. Schon vor der Pandemie schufteten am Kontinent so viele Kinder auf Feldern und in Steinbrüchen wie nirgends sonst auf der Welt: 92 Millionen - und damit mehr als in allen anderen Erdteilen zusammen.
"Beachtlicher Fortschritt"
Da scheint es ironisch, wenn die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) von "beachtlichem Fortschritt" spricht. Dennoch gab es diesen in vielen afrikanischen Ländern, so der ILO-Projektverantwortliche Minoru Ogasawara. Staaten hätten globale Kinderschutzkonventionen in ihre Gesetze aufgenommen und nationale Komitees gegen Kinderarbeit gegründet. Auf lokaler Ebene kämpften heute Nachbarschaftskomitees gegen die Praxis.
Ursachen für Kinderarbeit
Warum trotzdem jedes fünfte afrikanische Kind arbeitet, statt die Schule zu besuchen? "Die Ursachen für Kinderarbeit sind vielfältig und miteinander verbunden", so Ogasawara. "Während Armut zwar abnimmt, kann dieser Rückgang nicht mit dem Bevölkerungswachstum schritthalten." Steigende Ungleichheit, von der viele Länder Afrikas betroffen seien, treibe Kinder in die Ausbeutung. Hinzu kommt der Faktor Konflikt. Die Tatsache, dass ein Junge oder Mädchen in einem Kriegsgebiet lebt, erhöht das Risiko, in Kinderarbeit zu landen; laut ILO um 77 Prozent.
Resultate der Kinderarbeit über Lieferkette
Oft kommen die Resultate afrikanischer Kinderarbeit über die Lieferkette: der Kakao in der Tasse, der Tabak in der Zigarette, der Goldring am Finger. Mehr Bewusstsein in Europa oder den USA wäre laut Becker aber nur die halbe Lösung, denn: "Die Mehrheit der Kinderarbeiter ist nicht in Exportindustrien tätig. Natürlich sollten Verbraucher im Westen Firmen zur Überwachung ihrer Produkte drängen; doch die Hauptverantwortung, Kinder vor wirtschaftlicher Ausbeutung zu schützen, tragen die nationalen Regierungen."
Problembekämpfung antreiben
Der Gipfel in der südafrikanischen Hafenstadt hat laut Becker Potenzial, "neuen Schwung" in die Problembekämpfung zu bringen. Während der Pandemie habe man beobachtet, wie vor allem Kinder in Arbeit endeten, deren Eltern in Lockdowns ihr Einkommen verloren hatten. "Jene Regierungen, die in Zuschüsse für Familien mit Kindern investierten, verzeichneten hingegen Erfolge gegen Kinderarbeit", so Becker.
Neben sozialem Schutz auch strengere Kontrollen
Kinder gehören in die Schule. Um dies sicherzustellen, braucht es laut ILO neben sozialem Schutz auch strengere Kontrollen. Die UN-Organisation unterstützt die Überwachung und Gesetzesvollstreckung in den einzelnen Ländern. ILO-Afrika-Direktorin Cynthia Samuel-Olonjuwon weiß: "Die Covid-19-Pandemie hat die Notwendigkeit, Kinderarbeit in Angriff zu nehmen, nur verstärkt."