Verbannter Klostergründer ignoriert Vatikan-Anweisung

Konflikt nach Leitungswechsel

Der italienische Klostergründer Enzo Bianchi hält sich entgegen einer vatikanischen Anordnung weiter am Sitz seiner Gemeinschaft in Bose auf. Er war vom Vatikan aufgefordert worden, das Kloster zu verlassen.

Enzo Bianchi, Gründer der Klostergemeinschaft Bose, am 24. September 2018 / © Pierre-Antoine Pluquet (KNA)
Enzo Bianchi, Gründer der Klostergemeinschaft Bose, am 24. September 2018 / © Pierre-Antoine Pluquet ( KNA )

Der 77-Jährige komme damit weiter nicht seinem Versprechen nach, dem am 13. Mai erlassenen Entfernungsgebot Folge zu leisten, erklärte der päpstliche Delegat Amedeo Cencini in einer Note, aus der der italienische bischöfliche Pressedienst SIR (Mittwoch) zitiert. Die Leitung in Bose bestätigte den Inhalt des Schreibens.

Ein Mitarbeiter des Priors sagte auf Anfrage, Bianchis Verhalten sei keine Rebellion; man warte aber darauf, dass er die Verfügung umsetzt. Derzeit herrsche ein "Stillstand". Laut dem Delegaten residiert Bianchi weiter in dem Komplex, den er seit mehr als 15 Jahren bewohnt, empfängt Mitglieder der Gemeinschaft und unternimmt mit dem Auto allein oder mit anderen Besuche zu unterschiedlichen Anlässen.

Einer der bekanntesten geistlichen Autoren Italiens

In Bose war es nach dem Übergang der Leitung von Bianchi auf seinen 2017 gewählten Nachfolger Prior Luciano Manicardi zu internen Spannungen gekommen. Der Vatikan sandte im Dezember Visitatoren in das Kloster und verlangte anschließend die zeitweilige Entfernung von Bianchi und drei weiteren Mitgliedern der Gemeinschaft. Der Gründer wies das vatikanische Dekret zurück, willigte aber nach weiteren Verhandlungen Anfang Juni ein.

Bianchi gehört zu den bekanntesten geistlichen Autoren Italiens. Seine Gründung in den Hügeln östlich von Ivrea in der Region Piemont gilt als ein Neuaufbruch des Klosterlebens in der katholischen Kirche.


Quelle:
KNA