Konservative Anglikaner beraten neue Strukturen ihrer Bewegung

Kirche innerhalb der Kirche droht

Die Versuche konservativer Anglikaner, "eine Kirche innerhalb der Kirche" zu bilden, gehen weiter. Britische Medien berichten über Beratungen des konservativen Flügels der anglikanischen Kirche bei einem Treffen in London über neue Strukturen ihrer Bewegung. Diese soll demnach eigene Bischöfe, Priester und Seminare bekommen.

 (DR)

Dennoch bestreiten die konservativen Reformer, sich von der anglikanischen Weltgemeinschaft loslösen zu wollen. Sie fordern nach eigenen Angaben eine Erneuerung der Kirche von innen.

In seiner Ansprache kritisierte der Bischof von Rochester, Michael Nazir-Ali, einen Disziplinverlust in der anglikanischen Kirche und rief zum Widerstand gegen liberale Tendenzen auf. Er bezeichnete die derzeitige Ausrichtung seiner Kirche als "wischi-waschi". Die neue Bewegung sei notwendig, um die Gemeinschaft "linientreu" zu halten.

Streit um die Weihe von Homosexuellen und Frauen zu Bischöfen
Nazir-Ali gehört zu den Anführern einer konservativen Bewegung von mehr als 300 Bischöfen, die aus Protest gegen eine zunehmende Liberalisierung ihrer Kirche die Lambeth-Konferenz im Sommer boykottiert hatten. Im Vorfeld dieses wichtigsten Beratungsgremiums der Anglikaner hatte sich der innerkirchliche Streit um die Weihe von Homosexuellen und Frauen zu Bischöfen zugespitzt. Die Konferenz lehnte erneut eine Zulassung homosexueller Bischöfe und die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ab. Trotzdem schwelt der Streit weiter.

In den USA brach laut einem Bericht der "New York Times" vom Wochenende die anglikanische Diözese Fort Worth in Texas mit der US-Episkopalkirche. Hintergrund des Schritts ist der Streit um Kirchenreformen und die Weihe eines bekennenden Homosexuellen zum Bischof im Jahr 2003. Das Bistum schloss sich laut Bericht der südamerikanischen Kirchenprovinz Southern Cone an. Einige der 55 Gemeinden des Bistums wollten den Schritt aber voraussichtlich nicht mitgehen. In den vergangenen Jahren hatten verschiedentlich Bistümer und Gemeinden in den USA die Abspaltung von der Mutterkirche beschlossen.