Militärseelsorger sind nach Worten des Konteradmirals Ralf Kuchler in mehrfacher Hinsicht ein Gewinn für die Bundeswehr. Für die Besatzung eines Schiffs sei der Militärseelsorger "derjenige, der im übertragenen Sinne die Beichte abnimmt, der Sorgen annimmt, der Beistand leisten kann, der Glaubens- und Gewissenskrisen durch seine Gesprächsbereitschaft und seine Kenntnisse begleitet, der auch vermitteln und zur Stabilität im Gefüge der Gemeinschaft beitragen kann".
Für ihn als Kommandant sei der Militärseelsorger letztlich der Einzige an Bord, bei dem er sein eigenes Handeln gegenüber der Besatzung moralisch reflektieren könne, sagte Kuchler in einem Interview in der April-Ausgabe der Zeitschrift "Herder Korrespondenz".
Militärische Gewalt und Glauben
Auch mit Blick auf die künftige Bundeswehr-Brigade in Litauen halte er Militärseelsorger "für eine ungemein wichtige geistige, seelische und intellektuelle Stütze", betonte Kuchler. "Unser ganzes Handeln fußt auf der freiheitlichen demokratischen Grundordnung und damit einer Verfassung, die christlich basierten Werten folgt. Jemanden in den eigenen Reihen zu haben, der genau das hauptberuflich vermitteln kann, ist ein Gewinn." Militärseelsorger erörterten grundlegende
Fragestellungen: "Wie verträgt sich militärische Gewalt mit einem Glauben, der das friedliche Miteinander postuliert? Wann ist es angezeigt, zu Mitteln zu greifen, von denen man gehofft hatte, sie nie einsetzen zu müssen?"
"Alles, was auf dem Globus sonst passiert"
Der Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg nannte zudem praktische Beispiele: "Auf See habe ich mehrfach Militärseelsorger für vier oder sechs Monate dabeigehabt, fern der Heimat." Dabei sei das Leben auf einem Schiff so facettenreich wie an Land.
"An Bord passiert alles, was auf dem Globus sonst auch passiert. Da gibt es genügend Situationen, in denen Sie sagen: Es erdet mich, es füllt meine Seele, wenn ich am Sonntag in den Gottesdienst gehe oder mich mit dem Militärseelsorger austausche."