Konzilsgala in Mannheim erinnert an Aufbruchsstimmung

50 Jahre Zweites Vatikanum

Mit einer festlichen Gala hat der Katholikentag am Freitag an die Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils vor 50 Jahren erinnert. Unter dem Motto "Fenster auf" ging es um Rückblicke auf die Kirchenversammlung von 1962 bis 1965 und um deren Folgen für die katholische Kirche bis heute.

Mannheim: Alois Glück, Präsident des ZdK; Erzbischof Robert Zollitsch; Christine Lieberknecht, Ministerpräsidentin von Thüringen (KNA)
Mannheim: Alois Glück, Präsident des ZdK; Erzbischof Robert Zollitsch; Christine Lieberknecht, Ministerpräsidentin von Thüringen / ( KNA )

Kurienkardinal Walter Kasper würdigte vor rund 2.200 Gästen das Konzil als "neues Kapitel der Kirchengeschichte". Als Beispiele nannte er die Erklärungen zur Ökumene, über das Verhältnis zum Judentum und zur Religionsfreiheit. Gekommen waren neben dem Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, dessen Vorgänger Hans Joachim Meyer, Rita Waschbüsch, Hans Maier und Bernhard Vogel. Zu den Ehrengästen gehörten auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und sein Vorgänger Kardinal Karl Lehmann.



Vor dem Kongresszentrum hatten Reformgruppen demonstriert. Auf Schildern stand "Aufbruch jetzt - 50 Jahre Konzil - Was gibt es zu feiern?" Das von Papst Johannes XXIII. einberufene Konzil wollte den christlichen Glauben in die Moderne übersetzen und leitete wichtige Reformen und eine Öffnung der Kirche ein.



Erzbischof Zollitsch bezeichnete es als Kernfrage der Kirche, den Glauben heute neu jungen Menschen zu vermitteln. Kardinal Lehmann rief dazu auf, für die Umsetzung des Konzils zu kämpfen. Und die ehemalige evangelische Landesbischöfin Maria Jepsen wünschte der katholischen Kirche, dass sich "noch mehr tut". Es heiße im Evangelium schließlich "Gehet hinaus in alle Welt und nicht: Guckt aus dem Fenster in alle Welt".



Der frühere Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Bernhard Vogel, erinnerte daran, dass nach der Würzburger Synode (1971 bis 1975) eine Reihe von Bitten an den Vatikan gerichtet worden sei. "Da stehen die Antworten noch aus." Katholiken hätten zwar viel Geduld, aber zum 50. Jahrestag der Gemeinsamen Synode der Bistümer der Bundesrepublik Deutschland wäre eine Antwort "schon schön", sagte der CDU-Politiker.



Erster Katholikentagspreis verliehen

Die "72-Stunden-Aktion" des katholischen Jugenddachverbandes BDKJ ist Hauptpreisträger des erstmals vergebenen Katholikentags-Preises. Außerdem wurden am Freitagabend bei der großen Konzils-Gals in Mannheim das Projekt "Kulturmittlerin" der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) sowie die Initiative Jugend und Naturschutz (JUNA) im Erzbistum Freiburg ausgezeichnet. Eine lobende Erwähnung gab es zudem für das Programm "INkonzept", das ehrenamtliche Initiativen im Bistum Rottenburg-Stuttgart fördert.



Der vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gestiftete "Preis der Katholikentage - Aggiornamento-Preis" ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert. Er soll Initiativen auszeichnen, die einen Bezug zum Leitwort der Katholikentage aufweisen oder sich mit drängenden gesellschaftspolitischen Fragen beschäftigen. Der Begriff "Aggiornamento" ("Verheutigung") nimmt Bezug auf ein Wort von Papst Johannes XXIII. (1958-1963). Mit dem Verweis auf eine Wiederannäherung der Kirche an die Erfordernisse der Zeit begründete der Papst vor 50 Jahren die Einberufung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965).



Die 72-Stunden-Aktion des BDKJ fordert junge Menschen heraus, innerhalb von 72 Stunden eine gemeinnützige Aufgabe zu lösen. Sie soll 2013 erstmals bundesweit durchgeführt werden und wird mit 5.000 Euro unterstützt. Beim Projekt "Kulturmittlerin" der kfd engagieren sich deutsche und ausländische Frauen im interkulturellen und interreligiösen Dialog. Diese Initiative erhält 3.000 Euro. Das restliche Preisgeld in Höhe von 2.000 Euro fließt an JUNA, eine von Messdienern im Norden des Erzbistums Freiburg ins Leben gerufene Umweltaktion.