Kopftuch für Joggerinnen löst Debatte in Frankreich aus

"Traurig für die Freiheit der Frau"

Ein Kopftuch für Joggerinnen: Die Ankündigung der Sportartikelkette Decathlon hat in Frankreich eine landesweite Debatte ausgelöst. Der sogenannte Renn-Hidschab sorgte für heftige Reaktionen bis hin zu Boykott-Aufrufen.

Frauen mit Hidschab spielen Badminton / © Harald Oppitz (KNA)
Frauen mit Hidschab spielen Badminton / © Harald Oppitz ( KNA )

"Das ist traurig für die Freiheit der Frau!", sagte die Abgeordnete Valerie Boyer dem Sender BFMTV (Dienstag). Der sogenannte Hidschab, der Haare und Hals bedeckt, schränke die Würde der Frau ein.

"Wir leugnen keinen unserer Werte"

Über den Nachrichtendienst Twitter erklärte das Unternehmen, der Artikel solle dazu beitragen, Sport überall auf der Welt "zugänglicher" zu machen. Dieser Hidschab sei "ein Bedürfnis einiger Läuferinnen".

500 Anrufe und Mails hätten das Unternehmen zum Hidschab allein am Dienstagmorgen erreicht, hieß es auf Twitter. Mitarbeiter hätten verbale und physische Bedrohungen und Beschimpfungen erhalten. "Seien Sie versichert, wir leugnen keinen unserer Werte", twitterte das Unternehmen zurück.

In Frankreich verboten

Vollverschleierung ist in Frankreich seit 2010 verboten. Der Europäische Menschengerichtshof erklärte das Verbot 2014 für rechtens. Dennoch sorgt das Kopftuch immer wieder für Debatten. Im Wahlkampf 2017 setzte sich der Gegenkandidat des heutigen Staatspräsidenten Emmanuel Macron, Francois Fillon, etwa für ein Verbot des sogenannten Burkini ein.

Gesichtsverschleierung

Das Kopftuch von Musliminnen gehört zu den meistdiskutierten Symbolen islamischen Glaubens. Für die einen ist es Zeichen der Unterdrückung der Frau im Islam, für die anderen Ausdruck der Religionsfreiheit und der weiblichen Selbstbestimmung. Hinter der Bezeichnung "Kopftuch" verbergen sich unterschiedliche Formen von Überwürfen. Der "Dschilbab" ähnelt am ehesten dem europäischen Kopftuch; er wird als Überwurf über Kopf, Schultern und Brust getragen. Der "Nikab" ist ein Gesichtstuch mit einem Schlitz für die Augen.

Frau mit Kopftuch / © Harald Oppitz (KNA)
Frau mit Kopftuch / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA