Koptischer Bischof entsetzt über Terroranschläge auf Kirchen

"Den Kopten den Krieg erklärt"

Der Bischof der koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, Anba Damian, hat sich erschüttert über die Terroranschläge auf zwei Kirchen in Ägypten geäußert. Bereits an den Schulen werde Hass geschürt.

Der koptische Bischof Anba Damian (epd)
Der koptische Bischof Anba Damian / ( epd )

"Die Kopten weltweit sind empört und entsetzt", sagte Damian am Montag in Höxter dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dass inzwischen Kirchen direkte Angriffsziele der Terroristen seien, sei eine neue Qualität der Gewalt. Damit bestätige die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) ihre Ankündigung: "Sie hat den Kopten den Krieg erklärt", sagte Damian. Der IS hat sich zu den Anschlägen bekannt.

Koptische Christen lebten in Ägypten in Angst, beklagte der Bischof. "Wir erleben eine ununterbrochene Serie von Gewalt, bei der Kinder und Frauen in den Tod gerissen werden." Wer als koptischer Christ in Ägypten einen Gottesdienst besuche, sei nicht mehr sicher, ob er lebend wieder nach Hause komme. Eines der Anschlagsziele, die Sankt-Markus-Kathedrale in Alexandria, habe für die koptischen Christen eine besondere Bedeutung. Sie sei eine der ersten Kirchen Afrikas gewesen. In ihr werden Reliquien des Kirchengründers, des Heiligen Markus, aufbewahrt.

Hass in Schulen gelehrt

Hass auf Christen werde bereits an den Schulen und in den Moscheen geschürt, erklärte der Bischof. "Menschen werden nicht als Terroristen geboren." Hinter einer solchen Entwicklung stünden aufstachelnde Lehren. "Die müssen endlich aus den Schulbüchern und den Köpfen der Menschen verschwinden", forderte Damian. Deshalb müssten Lerninhalte an Schulen und Aussagen von muslimischen Führern geprüft werden. Außerdem müsse ein Sicherheitskonzept entwickelt und umgesetzt werden, um solche Anschläge in Zukunft zu verhindern.

Der koptische Bischof forderte ein Ende der Ausgrenzung der koptischen Minderheit in Ägypten. Zudem müsse die ägyptische Regierung die Hintergründe des Terrors ermitteln und entschlossen bekämpfen. Solche Anschläge seien nicht das Werk von Einzeltätern, sondern von einem sehr professionellen Team, das große Unterstützung haben müsse, erklärte Damian. Er lobte die Aufarbeitung in Deutschland nach dem Anschlag von Anis Amri im Dezember in Berlin.

Konsequenzen ziehen

Hier seien das Verschulden von Behörden und Politikern aufgeklärt und Konsequenzen gezogen worden. Ähnlich müssten auch in Ägypten die Anschläge aufgeklärt werden.

Bei zwei Anschlägen auf koptische Kirchen waren am Palmsonntag in Ägypten etwa 50 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt worden. Die Minderheit der koptischen Christen, die etwa zehn Prozent der Bevölkerung Ägyptens ausmachen, waren in den vergangenen Jahren immer wieder Angriffen islamistischer Extremisten ausgesetzt.

Betroffenheit von Bischof Trelle

Mit Bestürzung hat der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle auf die Anschläge auf zwei koptische Kirchen am Sonntag in Ägypten reagiert. Die Barbarei, mit der betende Menschen angegriffen wurden, mache ihn fassungslos, schreibt er in einem am Montag in Hildesheim veröffentlichten Kondolenzbrief an den koptisch-orthodoxen Bischof in Deutschland, Anba Damian. "Von Herzen versichere ich Ihnen meine tiefe Verbundenheit", so der Bischof. Er schließe die Todesopfer sowie die Verwundeten und alle betroffenen Familien in sein Gebet ein. Bei den Bombenanschlägen auf zwei koptische Kirchen im nordägyptischen Tanta und in Alexandria waren am Palmsonntag nach Regierungsangaben mindestens 44 Menschen getötet und mehr als 120 verletzt worden.

Trelle versicherte dem höchsten Repräsentanten der koptischen Christen in Deutschland, dass die Gläubigen im Bistum Hildesheim sich mit den "koptischen Brüdern und Schwestern" verbunden fühlten. Von Herzen hoffe er, dass Gott der Gewalt ein Ende setzt, damit Frieden und Sicherheit Wirklichkeit werden in Ägypten und für die ganze Christenheit. In Deutschland gibt es acht koptische Gemeinden, zwei Bistümer und zwei Klöster. Sprecher der Kopten in Deutschland ist der im ostwestfälischen Höxter residierende Damian.

Die koptisch-orthodoxe Kirche existiert bereits sei dem ersten Jahrhundert nach Christus. In Deutschland zählt die Kirche nach eigenen Angaben etwa 12.000 Mitglieder. Dienstsitz des Diözesanbischofs Damian ist das koptisch-orthodoxe Kloster in Höxter.

 


Quelle:
KNA , epd