Korrupte Polizei in Kambodscha verhindert größere Erfolge

Wo Eltern ihre Kinder verkaufen

Kambodscha gilt als Tummelplatz für Sex-Touristen und Kinderschänder. Derzeit versucht das südostasiatische Land mit allen Mitteln, diesen Ruf loszuwerden. Eine Reportage anlässlich des heutigen Weltkindertages.

Autor/in:
Robert Luchs
 (DR)

Die Polizei des südostasiatischen Landes geht härter gegen Verdächtige vor; Haftstrafen wurden verschärft, und die Besitzer oder Pächter von Hotels und Gästehäusern achten mehr als früher darauf, was sich in ihren Unterkünften abspielt.

Verdächtige können nach der richterlichen Vernehmung zunächst bis zu einem halben Jahr in Untersuchungshaft genommen werden. Das eröffnet der Justiz die Möglichkeit zu weiteren Nachforschungen. 2003 wurden die Strafen wegen Kindesmissbrauchs erheblich verschärft - es drohen nun bis zu 20 Jahre Haft. Seitdem wurden Dutzende Pädophilie-Verdächtige inhaftiert oder in ihre Heimatländer abgeschoben.

Allerdings nutzen die Übeltäter nach wie vor die Bestechlichkeit von Polizisten - so dass sie oft ebenso schnell freikommen, wie sie verhaftet worden sind. Und so versuchen nach Angaben der französischen Kinderschutzorganisation "Action Pour Les Enfants" ("Aktion für Kinder") nach wie vor immer wieder Ausländer, mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt zu kommen.

Jede(r) Dritte ist jünger als 18 Jahre
Im März etwa wurden zwei Deutsche wegen Kindesmissbrauchs zu insgesamt 40 Jahren Haft verurteilt. Zudem wurde ein 62-jähriger Tourist aus Stuttgart festgenommen, weil er sich an einem 13-jährigen Mädchen vergangen hatte. Deren Mutter hatte der Vergewaltiger versprochen, der Kleinen bei den Hausaufgaben zu helfen.

In früheren Jahren hatte vor allem Thailand einen zweifelhaften Ruf als Paradies für Sex-Touristen. Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass auch in Kambodscha die Prostituierten immer jünger werden.  Mindestens ein Drittel von ihnen ist jünger als 18 Jahre, die jüngsten sind 10. Sie verkaufen ihren Körper für wenige Dollar, wobei sogenannte Beschützer ihnen das meiste Geld wegnehmen. Viele Mädchen stammen aus dem Nachbarland Vietnam. Skrupellose Menschenhändler bringen sie über die in vielen Landstrichen offene Grenzen - fast ohne Risiko. Auch die ungebremste Landflucht begünstigt den Kinderhandel.

Nach Schätzung der Kinderhilfsorganisation Unicef verkaufen in Asien etwa eine Million Minderjährige vermeintliche Liebesdienste. Der Umsatz der Sexindustrie wird inzwischen mit mehreren Milliarden Dollar beziffert - ein Geschäft, an dem Eltern ebenso verdienen wie gut organisierte Banden, die oft mit unterbezahlten Polizisten zusammenarbeiten.

Prostitution als Ergebnis von Armut
Prostitution als Ergebnis von Armut - in Kambodscha, wo rund 35 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze leben, ist diese Entwicklung besonders stark ausgeprägt. Immer wieder kommt es vor, dass mittellose Bauern ihre eigenen Kinder verkaufen. Selten aus Habgier, sondern weil sie nach schlechter Ernte nichts mehr zu essen haben.

Beispielhaft ein Vorfall aus Phnom Penh: Die Organisation Afesip, die sich um Opfer von Prostitution und Menschenhandel in ganz Asien kümmert, hatte über längere Zeit ein Hotel im Visier - eines der größten Bordelle der Stadt. Afesip durfte schließlich zusammen mit der Polizei eine Razzia durchführen. Fast 100 Mädchen konnten befreit und in den Räumen der Organisation untergebracht werden.

Kurz darauf erhielt Afesip telefonische Drohungen - besuchen solche Häuser doch auch hoch gestellte Personen, die nach der Razzia Enthüllungen befürchteten. Nicht lange, und bewaffnete Männer verschafften sich am hellen Tag Zutritt bei der Hilfsorganisation und brachten die Mädchen mit Autos und Motorrädern fort. Die Behörden kümmerten sich nicht mehr um den Vorgang.