Seien Sie herzlich willkommen zum Morgenimpuls. Ich bin Schwester Katharina, ich bin Olper Franziskanerin. Es ist schön, dass wir jetzt hier zusammen beten. Ich glaube, kein Werk der Barmherzigkeit ist uns so sehr sehnsuchtsvoll ins Gedächtnis gekommen wie in den letzten zwölf Monaten der Pandemie. Kranke und Alte besuchen war schon immer ein Anliegen der Christen. Aber wenn es wie im Pandemiejahr plötzlich nicht mehr geht, wird deutlich, was das bedeutet.
Nicht allein gelassen werden. Das wünscht sich jeder in Stunden von Krankheit und Sterben. Der ohnmächtige Mensch, der sich selbst nicht mehr helfen kann, ist Gottes besonderes Anliegen. Das zeigt Jesu heilender Umgang mit den Kranken. Der Gott Jesu ist ein Liebhaber des Lebens. Kranke nicht allein lassen, auch wenn es schmerzlich an die eigene Endlichkeit erinnert, ist eines der wichtigen Werke der Barmherzigkeit.
Jesu heilender Umgang mit den Kranken ist revolutionär. Krankheit ist für ihn keine Strafe von Gott, kein blinder Schicksalsschlag, sondern der kranke Mensch ist Gottes Anliegen. Dies empfiehlt er der Zuwendung der Mitmenschen. Die Sorge um die Kranken ist von Anfang an eine Hauptaufgabe der Kirche und ist ihr Markenzeichen geworden.
"Ich war krank.", das kann heißen: Schmerzen haben, leiden, auf die Hilfe anderer angewiesen sein, einsam sein, Angst haben, sich unnütz und minderwertig fühlen, sozial ausgegrenzt sein.
"Und ihr habt mich Besuch.", kann heißen: Alte Familienmitglieder zu Hause oder in ihrer Wohnung versorgen, kranke Verwandte, Freunde und Nachbarn besuchen, sich in Krankenbesuch-Diensten zu engagieren, anregen und helfen das gebrechliche und kranke Menschen Gottes Zuwendung im Gottesdienst, in der Krankenkommunion, in der Krankensalbung erfahren. Als Arzt, Schwester, Pfleger, Seelsorgerin oder Seelsorger dem Kranken in seiner leiblichen und seelischen Not zur Seite stehen.
In der Pandemie haben viele erlebt, wie schrecklich es ist, seine kranken Angehörigen nicht im Krankenhaus oder Altenheim besuchen zu können. Ihnen in Leiden und Sterben nicht beistehen zu können. Vielleicht macht uns diese Erfahrung wieder einfühlsamer und bereiter Mitmenschen zu besuchen und ihnen mit Herz und Hand zur Seite zu stehen.